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Energie aus Kohle: Fossile Brennstoffe statt erneuerbaren Energien?

Foto: Envato / EwaStudio

Energie aus Kohle: Fossile Brennstoffe statt erneuerbaren Energien?

Die Energieversorgung in Deutschland ist laut Bundesregierung gesichert. Entgegen des angestrebten Kurses zu erneuerbaren Energien, erfordert die politische Lage einen Rückschritt zur Kohle.

„Das ist bitter, aber es ist in dieser Lage schier notwendig, um den Gasverbrauch zu senken“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck Mitte Juni 2022. Als bitter bezeichnet er den Kurswechsel in der Energiepolitik: Kohlekraftwerke sollen wieder „stärker zum Einsatz kommen.“ Das ist eine der Maßnahmen, mit denen die Bundesregierung die Energieversorgung in Deutschland sichern möchte.

Bislang war Gas eine wichtige Energiequelle für deutsche Industrien und Privathaushalte. Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) machte Gas im Jahr 2021 etwa 15 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland aus. Mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine versiegt diese Quelle mehr und mehr. Russland als Hauptlieferant für Gas nach Europa nutzt die Abhängigkeit zur Machtdemonstration: „Es ist offenkundig die Strategie von Putin, uns zu verunsichern, die Preise in die Höhe zu treiben und uns zu spalten“, heißt es von Habeck gegenüber der Presse. Um dem entgegenzuwirken, will die Regierung übergangsweise wieder mehr Energie aus Kohle gewinnen. Ein Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz dazu sei im parlamentarischen Verfahren. Am 8. Juli 2022 soll es durch den Bundestag behandelt werden und zügig in Kraft treten. Kohlekraftwerke, die nur noch als Reserve-Energiequelle galten, sollen kurzfristig zurückkehren.

Klimaziele: Kohleausstieg in Gefahr?

Der Ausstieg aus der Kohle war eine der bedeutendsten Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen. Bis 2038 sollte Deutschland unabhängig von dem fossilen Brennstoff werden. Klimaschützenden war dieses Ziel von Anfang an zu spät angesetzt. Unter anderem fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) den Kohleausstieg noch vor 2030. Die Emissionen durch Abbau und Verbrennung der Kohle tragen maßgeblich zur Erderwärmung bei. Um die Klimakatastrophe aufzuhalten, müsste schneller als bis 2038 gehandelt werden.

Allerdings: Die Kohleindustrie ist als eigene Branche sowie als Energielieferant für andere Wirtschaftszweige essenziell. Ein Umstieg auf alternative Energiequellen wurde immer wieder verzögert. Auch mit der neu gewonnenen Brisanz der jüngsten Jahre, ließ sich der Ausstieg nicht überstürzt umsetzen. Die Umstellung auf alternative Quellen sollte sukzessive vonstattengehen, damit kein wirtschaftlicher Schaden entstünde. Erste Schritte in diese Richtung waren bereits gegangen. Bis jetzt. Das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz ermöglicht den Einsatz vorerst befristet bis 31. März 2024.

Das Defizit durch gedrosselte Gaslieferungen aus Russland muss nun aufgefangen werden. Insbesondere mit Blick auf den Winter setzt der Bundeswirtschaftsminister einen Fokus: „Wir müssen und wir werden alles daransetzen, im Sommer und Herbst so viel Gas wie möglich einzuspeichern. Die Gasspeicher müssen zum Winter hin voll sein. Das hat oberste Priorität!” Kohleenergie ist ein Mittel, um den Gasverbrauch zu senken, damit Speicher gefüllt werden.

Fossile Brennstoffe: Problem für Umwelt und Klima

Damit aus Kohle Energie wird, sind mehrere Prozesse nötig. CO2 wird bereits beim Abbau freigesetzt. Das Ausmaß für die Umwelt allgemein wird insbesondere beim Abbau von Braunkohle sichtbar. Riesige Bagger mit riesigen Schaufelrädern graben riesige Löcher in die Landschaft. In seinem Podcast Fest & Flauschig gemeinsam mit Olli Schulz kommentierte Satiriker und Moderator Jan Böhmermann im Januar 2021 die Dimensionen der Tagebau-Löcher: „Das ist das Dystopischste, was ich in meinem ganzen Leben jemals gesehen habe.“ Er berichtet von Baggern in der Größe eines Mehrfamilienhauses, die rund um die Uhr etagenweise Kohle abtragen. „Wir zerstören die Erde, um etwas zu verbrennen, was die Erde zerstört!“, schließt Böhmermann.

Aufmerksamkeit bekam das Thema Kohle in der Vergangenheit außerdem durch die Proteste zum Erhalt des Hambacher Forst sowie durch das Aktionsbündnis Alle Dörfer bleiben. Beide setzen sich für den Erhalt der Lebensräume in den Kohleregionen ein, während Energiekonzerne weiter fossile Brennstoffe gewinnen möchten.

Wie aus Kohle Strom wird

Ein Kohlekraftwerk erzeugt elektrische Energie aus Wärmeenergie. Die komplexen, physikalischen Prozesse vereinfacht erklärt: Kohlestaub wird verbrannt. Die Wärme erhitzt Wasser und erzeugt Wasserdampf, der eine Turbine antreibt. Dadurch entsteht eine Drehenergie, die über einen Generator in Strom umgewandelt wird.

CO2 und andere Treibhausgase gelangen durch fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas in die Atmosphäre. Gleichzeitig fehlen durch die Abholzung der Wälder wichtige Speicher für CO2. Die Erde erwärmt sich weiter und das Klima verändert sich. Die Folgen prognostizierte der Weltklimarat in seinem Bericht Anfang 2022 als verheerend. Großflächige Regionen würden unbewohnbar: Landwirtschaft für Lebensmittel ist nicht möglich, das Klima für Menschen lebensfeindlich. Immer mehr Flüchtende kämen auf der Suche nach neuem Lebensraum in die übrigen Teile der Erde. Gleichzeitig würde Nahrung knapp. Wetterextreme nähmen weiter zu.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht das Ziel einer klimafreundlichen Energiepolitik noch nicht verloren: „Wir werden jetzt die nächsten Schritte gehen. Schon seit Monaten sind wir dabei, Werkzeuge zu schärfen, neue zu schaffen, bestehende Hemmnisse zu beseitigen. Wir beschleunigen den Ausbau der Erneuerbaren Energien in nicht gekannter Weise“, und zählt weiter auf: „setzen die Einspeicherung von Gas durch und treiben den Ausbau von LNG-Terminals sowie Energieeffizienz-Maßnahmen voran.“

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