Erneuerbare Energien sind notwendig, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Das erkannten Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft bereits vor Jahrzehnten. Die Bewegung „Fridays for Future“ fordert seit 2016 die Energiewende aufmerksamkeitsstark. Die Botschaft: Fossile Brennstoffe zerstören die unmittelbare Umwelt, das Klima und den Planeten als Lebensraum.
Ziele, um das Klima zu retten, wurden seither definiert: Senkung der CO₂-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 55 Prozent bis 2030, Kohleausstieg bis 2035, CO₂-Neutralität bis ins Jahr 2050. Eine Energiewende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Quellen.
Welche Bereiche eine Energiewende umfasst
Für den Sektor Strom machten alternative Quellen in den vergangenen Jahren fast 50 Prozent aus. 2021 ging der Anteil erneuerbarer Energien im Bruttotromverbrauch witterungsbedingt erstmals seit 1997 zurück. Das zeigen die vorläufigen Zahlen einer Studie der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) des Bundesumweltamtes im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Im Wärmesektor stieg der Anteil aufgrund der Witterung. Dennoch machen erneuerbare Energien für Heizung, Wasser sowie bei Wärme für Industrieprozesse nur 16,5 Prozent aus.
Im Bereich Mobilität und Verkehr sank der Anteil alternativer Quellen: „Im Jahr 2020 war der Absatz von Biokraftstoffen durch die Erhöhung der Treibhausgasminderungsquote stark angestiegen. 2021 standen bei gleicher Quote in stärkerem Maße auch andere Erfüllungsoptionen zur Verfügung, so dass vor allem die Nutzung von Biodiesel zurück ging. Insgesamt sank der Anteil der Erneuerbaren am Endenergieverbrauch Verkehr von 7,6 auf 6,8 Prozent.“
Wie sich der Krieg in der Ukraine auf die Energiewende auswirkt
Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine von Russlands Präsident Wladimir Putin hat die Energiewende neue Fahrt aufgenommen. Deutschland und andere Länder in Europa bezogen über Jahrzehnte Gas aus Russland.
Damit der Handel nicht länger die Kriegskassen füllt, fordern unterschiedliche Parteien ein Embargo für russisches Gas. Jedoch sind einige Staaten der Europäischen Union (EU) abhängig von dieser Energiequelle. Ein einheitliches Auftreten der EU in puncto Gaslieferung war in den ersten Kriegsmonaten 2022 nicht möglich.
Im Mai 2022 veröffentlichte Tom Krebs, Ökonomieprofessor in Mannheim, eine Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Darin untersucht er die Auswirkungen eines sofortigen Lieferstopps von russischem Gas auf die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland:
„In einem Basisszenario führt ein sofortiges Gasembargo zu einem kurzfristigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion um 3,2 Prozent bis 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.“ Der Energieschock würde den Kern der deutschen Industrie treffen und das Produktionspotenzial schwächen. Das hätte wiederum negative soziale Folgen, wenn daraufhin Arbeitsplätze wegfielen.
Energiewende muss schneller als geplant gelingen
Eine Energiewende hin zur Unabhängigkeit stand bereits vor Kriegsausbruch in der Ukraine auf der Agenda – jedoch auf längere Sicht. Das Ausbautempo für erneuerbare Energien wie Wind- oder Solarkraft muss zunehmen.
„Die aktuelle Krise unterstreicht einmal mehr die große Bedeutung einer schnellen Energiewende und rückt Fragen der Versorgungssicherheit in den Fokus. Über viele Jahrzehnte gewachsene Energiebeziehungen stehen plötzlich politisch zur Disposition“, sagt Dr. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierats in Deutschland. Die nichtstaatliche und gemeinnützige Organisation World Energy Council ist ein globales Kompetenznetzwerk zu Energiefragen.
In einem Statement empfiehlt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW):
„Ein Gas-Lieferstopp seitens Russlands ist auch für Deutschland wahrscheinlicher geworden. Deutschland muss sich vorbereiten und alles dafür tun, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Deutschland muss verstärkt aus anderen Ländern Gas beziehen, im Sommer die Gasspeicher füllen und sich auch durch verstärkte Energieeinsparungen auf den nächsten Winter vorbereiten.“