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Eruptionen ohne Ende: Der Vulkan, der ständig spuckt

Foto: iStock / Eachat

Eruptionen ohne Ende: Der Vulkan, der ständig spuckt

Der Kilauea auf Hawaii ist der aktivste Vulkan der Erde. Seit über fünfunddreißig Jahren bricht er ununterbrochen aus – das ist ein weltweiter Rekord. Das Feuerspektakel zieht jährlich Millionen Besucher an.

Am unheimlichsten ist sein Anblick im Dunkeln, wenn der Berg anfängt gefährlich zu glühen. Dann werden die riesigen Lavaströme sichtbar, die sich unter einer dicken schwarzen Kruste ihren Weg den Abhang hinab bis ans Meer wälzen, wie ein Netz aus flüssigem Feuer. Kilometerweit leuchten sie durch die Nacht.

Was immer sich ihnen in den Weg stellt, Bäume, Straßen, Häuser, reißen sie mit sich, jeden Tag von Neuem. Wo die zähe Masse schließlich ins Meer kracht, schraubt sich eine schwarze Rauchsäule in den Himmel. Sie ist selbst aus dem All noch zu sehen. Besucher können sich den Lavaströmen bis auf wenige Meter nähern.

Es ist ein Schauspiel, das so nirgendwo sonst auf der Erde zu beobachten ist. Der Kilauea auf Hawaii, der aktivste Vulkan der Welt, bricht seit über fünfunddreißig Jahren ununterbrochen aus. Länger war noch kein Vulkan der Welt aktiv. „Spucken“ bedeutet sein Name in der Sprache der polynesischen Ureinwohner. Permanent quillt neue Lava aus dem Feuerberg und bahnt sich ihren Weg in die Tiefe, teils überirdisch, teils unterirdisch in großen Röhren. Neunzig Prozent des Berges sind von erkalteter Lava bedeckt, die nicht einmal tausend Jahre alt ist.

Der Kilauea hat mehrere große Krater. Im höchst gelegenen, dem Gipfelkrater Halemaʻumaʻu, kocht ein aktiver Lavasee. Weltweit gibt es nur sieben solcher aktiven Lavaseen. Die polynesischen Ureinwohner Hawaiis glaubten, im Halema’uma‘u lebe die Feuergöttin Pele, die mit Liedern und Tänzen gnädig gestimmt werden müsse.

Wenn ein Vulkan so konstant und gleichmäßig ausbricht wie der Kilauea, nennen ihn Geologen „effusiv“. Die Lava effusiver Vulkane ist weniger zähflüssig, da sie kaum Siliziumoxid enthält. So können Gase besser entweichen, und es baut sich kaum Druck auf. Im Gegensatz zu ejektiven Vulkanen, in denen sich der Druck staut und die sich dann mit einem gewaltigen Schlag entladen, gelten effusive Vulkane als weit weniger gefährlich.

Dennoch können auch sie großen Schaden anrichten. Der Kilauea hat im Lauf der Jahre mehrere Dörfer unter sich begraben, und auch die Küstenstraße wurde von einem Lavastrom überschwemmt. 1924 wiederum kam Grundwasser in Kontakt mit dem Magma. Die Explosion war so heftig, dass Gesteinsbrocken so groß wie Autos durch die Luft flogen.

Ein Hotspot formt den Superberg

Die meisten Vulkane auf der Erde sind an den Nahtstellen von Kontinentalplatten entstanden. Nicht so der Kilauea: Er wurde von einem so genannten Hotspot gebildet. Das ist ein „heißer Fleck“ tief im Erdinneren, an dem der Erdmantel brüchig und dünn ist, deshalb kann hier unablässig Magma entweichen.

Der Kilauea liegt am südlichen Ende einer rund sechstausend Kilometer langen vulkanischen Bergkette, die sich vom nördlichen Pazifik bis nach Hawaii erstreckt. Alle diese Berge – viele von ihnen liegen unter Wasser – wurden von demselben Hotspot geschaffen, denn die darüber liegende Pazifische Platte wandert jedes Jahr ein paar Zentimeter weiter.

So kann der Hotspot nach und nach immer neue Vulkane bilden. Aus der Luft betrachtet wirkt das, als seien die Feuerberge an einer Perlenschnur aufgereiht worden. Der Kilauea ist der vorletzte in dieser Reihe – jünger ist nur der Lo’ihi, der derzeit noch vierzig Kilometer vom Kilauea entfernt im Meer liegt.

Mit seinen 1.247 Metern Höhe fällt der Kilauea auf Hawaii zunächst kaum auf – steht er doch im Schatten zweier gigantischer anderer Vulkane, dem Mauna Kea und dem Mauna Loa, die 4.205 und 4.170 Meter in die Höhe ragen. Ursprünglich glaubte man sogar, der Kilauea sei nur ein Anhängsel des Mauna Loa und kein eigenständiger Vulkan.

Alle drei gehören heute zum Hawaii-Volcanoes-Nationalpark auf Big Island, der größten und südlichsten der acht Hawaii-Inseln. Doch der Mauna Kea gilt als schlafend, der Mauna Loa rumort bislang nur.

Besuch beim „freundlichen Vulkan“

Zweieinhalb Millionen Menschen reisen jedes Jahr nach Hawaii, um den Kilauea und seine Dauereruption beobachten zu können. Jeden Abend, wenn die Nacht hereinbricht, drängen sie sich vor den Absperrbändern, um einen möglichst guten Blick auf die Lavamassen zu erhaschen.

Mutige klettern sogar über die scharfkantigen Vulkanfelsen, um dem Naturschauspiel so nah wie möglich zu kommen. Wer das nötige Kleingeld hat, kann auch einen Helikopterflug über den kochenden Schlot buchen oder sich per Boot vor die Klippen bringen lassen, von denen die Lava ins Meer fällt.

„Drive-In-Vulkan“ nennen ihn die Einheimischen scherzhaft, denn an kaum einen Vulkan der Welt kann man gefahrlos so nah herankommen. In den vergangenen hundert Jahren ließen gerade einmal vier Menschen hier ihr Leben. Jede Großstadt ist gefährlicher.

Im Sommer 2013 ermutigte das offenbar auch die Betreiber des „Volcano House“, das Hotel wiederzueröffnen: Sie wollen in unmittelbarer Nähe des rauchenden Kraters Risikofreudigen ein Übernachtungserlebnis der besonderen Art anbieten. 1877 erbaut, musste es seitdem mehrfach geschlossen werden. 2008 wurden die Gäste viermal evakuiert, weil giftige Rauchschwaden vom Kilauea herüberzogen.

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