Heute gehören sie zu den beliebtesten Büchern der Welt überhaupt: Mit einer Startauflage von 900 Exemplaren erschien am 20. Dezember 1812 der erste Band der berühmten „Kinder- und Hausmärchen” der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Band zwei folgte im Jahr 1819.
Seit 2005 gehört die Erstausgabe, die im Brüder-Grimm-Museum in Kassel aufbewahrt wird, sogar zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Noch heute kennt fast jedes Kind die Klassiker unter den Märchen – wie etwa „Hänsel und Gretel”, „Rotkäppchen”, „Schneewittchen” oder die „Bremer Stadtmusikanten”. Und natürlich hat jeder sein ganz persönliches Lieblingsmärchen.
Jacob und Wilhelm Grimm waren ernstzunehmende Literaturwissenschaftler
Schon zu Lebzeiten von Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) Grimm entwickelte sich ihre Märchensammlung zu einem echten Bestseller. Tief verwurzelt in ihrer hessischen Heimat, begannen die beiden Sprachforscher damit, die mündlichen Überlieferungen der Volkspoesie zu sammeln, zu bearbeiten und in Buchform zu veröffentlichen. Neben den Kinder- und Hausmärchen gilt ihr Deutsches Wörterbuch als Kernstück ihres Werkes. Heute gelten die Brüder Grimm als maßgebliche Mitbegründer der Germanistik.
Bis heute beschäftigt die Märchensammlung der Grimms mit ihren Stoffen, Motiven und Quellen die Literaturwissenschaft. Doch auch Psychologen, Kunsthistoriker und viele andere Wissenschaftler interessieren sich für die Märchenforschung.
Weltliteratur
„Froschkönig“, „Die sieben Geißlein“ – und so viele andere mehr: Am 20. Dezember 1812 erschien der erste Band der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm. Heute gelten die unvergesslichen Geschichten als wichtigste Märchensammlung der Weltliteratur.
Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm
In rund 170 Sprachen ist die Märchensammlung von Jacob und Wilhelm Grimm heute übersetzt. Auf allen Erdteilen sind sie verbreitet. Neben der Luther-Bibel gehören die Geschichten der Brüder Grimm zu den bekanntesten Werken der deutschen Kulturgeschichte.
Kinder- und Hausmärchen
Die Grimms sammelten, bearbeiteten und veröffentlichten insgesamt mehr als 200 Märchen. Im ersten Band aus dem Dezember 1812 waren 86 Märchen versammelt, der zweite Band erschien dann 1815. Schon zu Lebzeiten der Grimmbrüder avancierten die Kinder- und Hausmärchen zum Bestseller – und begeisterten Jung und Alt.
Rotkäppchen und der böse Wolf
Rotkäppchen: Anstatt auf direktem Weg zum Haus der kranken Großmutter zu gehen, lässt sich das kleine Mädchen mit dem bösen Wolf ein. Ein „Gewaltverbrechen“ nimmt seinen Lauf: Der Wolf verschlingt daraufhin nicht nur die Großmutter, sondern auch das unbedarfte Enkelkind. Doch wie in fast jedem Märchen gibt es ein Happy End: Ein Jäger rettet alle beide – und der Wolf muss sterben.
Hessische Märchenschauplätze
Ist das der Wald, in dem Rotkäppchen dem Wolf begegnete? Oder vielleicht eher der, in dem Hänsel und Gretel sich verlaufen haben? Die Grimm-Brüder wuchsen in Hessen auf, und verbrachten große Teile ihres Lebens in dem waldreichen Bundesland. In dieser Landschaft sind auch viele ihrer Märchen angesiedelt. So ist der Reinhardswald bei Kassel nur einer der zahlreichen Orte entlang der Deutschen Märchenstraße, die perfekte Kulissen für die Volksmärchen sein könnten.
Hänsel und Gretel
Einfach köstlich, das Lebkuchenhaus, das Hänsel und Gretel tief im Wald finden. Ihre Eltern hatten die hungrigen Kinder einfach ausgesetzt, weil sie zu arm waren, um die Geschwister weiter zu ernähren. Doch das Haus gehört einer Hexe – und Hänsel und Gretel geraten in ihre Gefangenschaft. Doch auch hier siegt das Gute über das Böse, und die Geschichte hat ein Happy End.
Dornröschenschloss Sababurg
Die Sababurg im nordhessischen Reinhardswald: Ist dies tatsächlich das Schloss, in dem Dornröschen und ihr Hofstaat in einen hundertjährigen Schlaf fällt? Genau weiß das natürlich keiner. Von der undurchdringlichen Hecke, die sich im Märchen rund um das Dornröschenschloss rankt, ist heute jedenfalls nichts mehr übrig.
„Rapunzel, lass Dein Haar herunter“
Ist das der Turm, in dem Rapunzel einst gefangen war? Auch das lässt sich natürlich nicht beweisen. Doch in jeder Geschichte liegt bekanntlich ein wahrer Kern – und die Trendelburg bei Kassel ist auf jeden Fall einer jener möglichen Märchenschauplätze, an denen Fantasie und Wirklichkeit scheinbar ganz nah beieinander sind.
Schneewittchen
Wie so oft in den Märchen ist auch Schneewittchens Stiefmutter der Kern des Bösen: Die Königin kann nicht ertragen, dass die junge Prinzessin viel schöner ist als sie selbst – und trachtet ihr nach dem Leben.
Bei den sieben Zwergen
Doch das schöne Kind findet Zuflucht hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen. Und nach mehreren – mehr oder weniger erfolgreichen – Mordversuchen der bösen Königin wendet sich auch hier am Schluss alles zum Guten.
Bremer Stadtmusikanten
Während bei den meisten Märchen unklar bleibt, wo sie wirklich gespielt haben könnten, ist das bei den sogenannten „verorteten Märchen“ anders: Die „Bremer Stadtmusikanten“ sind heute eines der Wahrzeichen der Stadt Bremen. Esel, Hund, Katze und Hahn machen sich in der Erzählung hierher auf den Weg, auf der Suche nach einem besseren Leben.
Ende gut, alles gut
Die Märchensammlung der Brüder Grimm spiegelt uralte Mythen und zentrale Mythen der Menschheitsgeschichte. Erzählstoff für die Ewigkeit, sozusagen, der auch heute noch die Literaturwissenschaft beschäftigt. Wie heißt es am Ende doch so oft: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute …"