Krankheiten waren allgegenwärtig
Die Brüder Grimm reisten Mitte des 19. Jahrhunderts durch Deutschland und hörten sich nach Geschichten um, die sie später als Märchen niederschrieben. Krankheiten waren damals alltäglich und oft mit viel Leid verbunden. Kein Wunder also, dass sie auch in diese Märchen einflossen. Welche das sind, zeigt die Galerie. Wären Sie darauf gekommen?
Die böse Stiefmutter
Die böse Stiefmutter verdonnert das arme Aschenputtel zum Arbeiten, während sie ihre eigenen Töchter verhätschelt. Im Märchen Schneewittchen versucht sie sogar, das unschuldige Kind umzubringen. Doch warum gibt es in Märchen häufig eine Stiefmutter?
Kindbettfieber
Zur Zeit der Brüder Grimm starben viele Mütter am Kindbettfieber. Das ist eine Infektionskrankheit, die nach der Entbindung oder bei einer Fehlgeburt auftreten kann, wenn Bakterien in die Geburtswunden gelangen. Da es im 19. Jahrhundert kaum gute Hygiene im Krankenhaus oder dem eigenen Heim gab, war die Sterberate hoch.
Mobbing
Auch psychologisch lässt sich das Märchen deuten. Aschenputtel ist Opfer massiven Mobbings. Ihre Stiefmutter tritt als Täterin auf, der Vater ist der passive Beobachter und somit Mittäter. Um sich aus dem psychischen Terror zu befreien, träumt sich Aschenputtel in ihre Fantasiewelt zu ihren tierischen Freunden und ihrer verstorbenen Mutter.
Dornröschen
Die schöne Tochter des Königs wird von einer bösen Fee mit einem Fluch belegt. Als sie sich an ihrem 15. Geburtstag an einer Spindel sticht, fällt sie in einen hundertjährigen Schlaf. Nur der Kuss von einem Prinzen lässt sie wiedererwachen.
Narkolepsie
Bei Narkolepsie handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. Betroffene erleiden tagsüber Schlafattacken, völlig unvermittelt schlafen sie während einer Tätigkeit ein. Dafür können etwa die Hälfte der Erkrankten nachts schlecht schlafen und wachen häufig auf. Im Gegensatz zu Dornröschen dauert der Schlaf jedoch nicht so lange an.
Die sieben Zwerge
In Schneewittchen spielen die sieben Zwerge eine entscheidende Rolle. Sie nehmen Schneewittchen auf, als sie im Wald herumirrt und ihr Häuschen findet. Sie lassen das blasse Mädchen bei sich wohnen, als Gegenleistung übernimmt sie den Haushalt.
Kleinwuchs
Festgeschriebene Zahlen, ab wann jemand als kleinwüchsig gilt, gibt es nicht, denn die Körpergröße ändert sich über die Generationen. Als kleinwüchsig werden Menschen bezeichnet, wenn 97 Prozent der Altersgenossen größer sind als sie. Es gibt viele verschiedene Gründe dafür zum Beispiel ein gestörtes Knochenwachstum oder ein Fehler in der Chromosomenzahl wie bei Trisomie 21.
Tapferes Schneiderlein
Riesen spielen in Märchen meist nur eine Nebenrolle. Das tapfere Schneiderlein bekommt drei fast unlösbare Aufgaben gestellt, um sich zu beweisen. Darunter: einen Riesen töten. Weil das Schneiderlein so schlau ist, gelingt es ihm.
Großwuchs
Riesen werden in Märchen als einfältig und hinterhältig beschrieben. Genau wie bei Kleinwuchs ist die Krankheit so definiert, dass man zu den größten drei Prozent der Bevölkerung zählt. Ein Überschuss an Wachstumshormonen ist schuld daran. Einige Formen der Krankheit gehen mit einer erhöhten Tumorbildung einher. Haltungsschäden und Gelenkbeschwerden sind häufige Begleiter. Eine geistige Behinderung ist beispielsweise beim Malan-Syndrom, eine Form des Großwuchses, möglich.