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Eulen: die lautlosen Jäger der Nacht

Foto: Envato / lightpoet

Eulen: die lautlosen Jäger der Nacht

Unheimliche Nachtvögel, Boten des Todes, aber auch Symbol für Weisheit: Menschen hatten schon immer ein gespaltenes Verhältnis zu Eulen. Trotz ihrer erstaunlichen Fähigkeiten zählen die Flugkünstler heute zu den gefährdetsten Tierarten Deutschlands. Erfahren Sie mehr über die geheimnisvollen Jäger.

Sie sind die lautlosen Jäger der Nacht: Eulen faszinieren die Menschen schon seit Jahrtausenden. Ein besonderer Mythos umgibt die Vögel – unter anderem gelten sie als Sinnbild für den Tod und das Unglück aber auch für die Weisheit. Woher kommt die Vorstellung von der schlauen und gleichzeitig bösen Eule?

Todesbringer und Glücksbringer

In der europäischen Kulturgeschichte und bei vielen nordamerikanischen Indianerstämmen galt die Eule als Vorbote für Unglück und den Tod. War eine Eule tagsüber zu sehen oder zu hören, bedeutete das im damaligen Glauben nichts Gutes – Eulen sind keine tagaktiven Vögel und jagen bevorzugt nachts oder in der Dämmerung. Lautlos wie Geister nähern sie sich dabei ihren Opfern.

Die Azteken glaubten deshalb, dass der Gott des Todes in Form einer Eule unter den Lebenden wandelt und sich seine Opfer still und heimlich in die Unterwelt holt. Auch die Augen einer Eule wirken bestechend: Italiener fürchten sich noch heute vor ihrem Blick, der angeblich töten kann. 

Im Mittelalter brachte man Eulen vor allem mit Hexen und Magiern in Verbindung, da ihre Federn oder Krallen häufig für Heilmittel verwendet wurden. Ihr lateinischer Name Strix war damals gleichbedeutend mit Hexe.

Doch die Eule steht nicht nur den Tod oder für das Unglück. Im hinduistischen Glauben zum Beispiel wird sie als Reittier der indischen Gottheit Lakshmi dargestellt. Lakshmi ist die Göttin der Schönheit, des Glücks und des Reichtums. Eulen gelten daher als eine Art Glücksbringer in Indien. Und in der griechischen Mythologie ist die Eule ein Symbol für Weisheit.

Athene, die Göttin der Weisheit, wird von einem Steinkauz begleitet. Vor allem ihr ruhiger beobachtender Blick wird von den Griechen als nachdenklich und klug interpretiert. Häufig zieren Eulen noch heute Universitäten oder Bibliotheken als Sinnbild für die Weisheit.

Kaum zu hören

Eulen sind lautlose Jäger. Ihr Flug wirkt für uns Menschen nahezu geräuschlos. Der Grund dafür ist ihr Federkleid: Im Gegensatz zu anderen Vögeln besitzen Eulen weiche Federn. Der Luftstrom, der beim Fliegen entsteht, wird durch die feinen Federn in viele kleine Wirbel zerlegt. Somit werden Reibungsgeräusche vermieden. Außerdem können sie durch ihre verhältnismäßig große Flügelspannweite sehr langsam fliegen. Je geringer ihr Tempo, desto leiser ist ihr Flügelschlag.

Das ist für die Jagd in der Nacht sehr wichtig: Ein lauter Anflug würde die Beute warnen. War die Jagd erfolgreich, verschlingen sie ihre Beute an einem Stück. Allerdings können sie Knochen und Fell nicht verdauen und würgen diese unverdaut wieder aus. Übrigens: Da Eulen vierzehn Halswirbel besitzen, können sie Kopf um bis zu 270 Grad drehen – und das sogar im Flug.

Die bekannteste aller Eulenarten ist der Uhu – und auch die größte. Mit einer Flügelspannweite von knapp 160 Zentimetern und einer Körpergröße von circa siebzig Zentimetern kann er sogar Tiere in der Größe eines Fuchses erbeuten.

Der Bubo bubo hat es trotz seiner enormen Größe in freier Wildbahn nicht leicht: Oft wird er zum Beispiel von Raben oder Krähen gehasst – so heißt es, wenn Vögel anderen gegenüber aggressiv werden. Zum Beispiel werfen sich dann viele kleinere Vögel auf einen deutlich größeren Vogel, um ihn aus dem Jagdgebiet zu verscheuchen.

Zehn Arten in Deutschland

In Deutschland brüten insgesamt zehn von dreizehn bekannten Eulenarten Europas. Vor allem in Wäldern, Gebirgen, Sumpf- und Küstengebieten sind sie heimisch. Obwohl in der Bundesrepublik damit eine große Artenvielfalt herrscht, sind einige Eulenarten regelrechte Einzelkämpfer. Sie finden sich, wie zum Beispiel die Zwergohreule im Südwesten Deutschlands, nur noch zu wenigen Brutpaaren zusammen.

Mit mehr als 50.000 Brutpaaren deutschlandweit dagegen gehört der Waldkauz zu den häufigsten Eulenarten unserer Republik. Er geht vor allem nachts auf Jagd nach Mäusen oder anderen kleinen Nagetieren. Mit rund vierzig Zentimetern Körpergröße gehört der Waldkauz zu den mittelgroßen Eulen. Die Farbe seines Federkleides variiert je nach Region – hier in Deutschland ist es ein warmes Braun, im östlichen Teil Europas und im westlichen Asien besitzt er ein helleres Federkleid.

Die zweithäufigste Eulenart in Deutschland nach dem Waldkauz ist die Waldohreule: Sie ist nicht nur an ihren leuchtenden Augen zuerkennen, sondern auch an ihren hervorstehenden spitzen Federohren. Finden kann man die Waldohreule vor allem dort, wo genug Platz zum Fliegen ist. In einem dicht besiedelten Wald ist die kleine Eule, die gerade einmal 35 Zentimeter groß wird, eher selten anzutreffen.

Große Artenvielfalt, wenige Tiere

Häufig ist auf antiken Skulpturen und Gemälden ein Steinkauz auf Athenes Schulter oder auf ihrer Hand zu sehen. Der lateinische Name Athene noctua bedeutet übersetzt: Nächtliche Athene. Der kleine Kauz ziert auch die Ein-Euro-Münze der Griechen und soll seinen Besitzer daran erinnern, sie weise auszugeben. Seinen deutschen Namen erhielt er vor allem, weil er sich gern in steinigen Gegenden aufhält und dort auch brütet. Nicht wesentlich größer als eine Taube, kann der Steinkauz in freier Wildbahn ein Alter von 15 Jahren erreichen.

Eine richtige Schönheit unter den Eulen ist die Schleiereule: Durch ihr helles herzförmiges Gesicht und ihre tiefschwarzen Augen ist sie sehr leicht zu erkennen. Auf der Welt ist die Tyto Alba mit circa 4,9 Millionen Tieren fast überall vertreten und gehört somit zur am weitesten verbreiteten Art der gefiederten Jäger. Gesehen wird sie oft auf dem Land, wo sie auf Feldern und Äckern leicht Beute finden kann. Der Einzelgänger unter den Eulen ruht sich tagsüber in hohlen Bäumen, alten Scheuen oder kleinen Felshöhlen aus.

Obwohl Eulenarten wie der Waldkauz, die Waldohr- und die Schleiereule mit vielen Brutpaaren in Deutschland vertreten sind, haben es andere Arten deutlich schwerer. Der Raufußkauz, die Zwergohreule sowie der Sperlingskauz finden sich nur noch vereinzelt in der Republik. Auch der Steinkauz gilt in den nördlichen Breiten als gefährdet – gerade einmal 6000 Brutpaare gibt es derzeit in Deutschland.

Größere Eulen und die Zerstörung ihres Lebensraums machen es den kleinen Eulen schwer, zu überleben oder gar Nachwuchs zu zeugen. Aber auch wir Menschen rücken ihnen auf die Pelle: Trotz der hohen Lebenserwartung – ein Uhu kann zum Beispiel fast siebzig Jahre alt werden – stellen Stromasten und große Verkehrsstraßen eine Gefahr dar.

Sehr selten trifft man sogar den Habichtkauz, den Steinkauz und die Sumpfohreule in unserer Region an – diese Eulenarten stehen auf der Roten Liste des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und müssen stärker geschützt werden. Vor wenigen Jahren stand auch der Uhu noch auf der Roten Liste des NABU. Durch einen umfangreichen Artenschutz konnte sich die riesige Eule wieder vermehren. 

 

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