Ein Trommelweib auf Lebzeit
Am Rosenmontag und Faschingsdienstag ziehen in Bad Aussee seit mehr als 250 Jahren Trommelweiber von Wirtshaus zu Wirtshaus und vertreiben mit Trommeln den Winter. Der Name täuscht, verstecken sich unter den Masken, wallenden Nachthemden und gerüschten Schlafhauben doch gestandene Mannsbilder.
Wer auf Lebzeit zu dieser eingeschworenen Truppe gehören will, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen: Per Gelöbnisformel gilt es zu schwören, während der drei Faschingsfesttage „jedweden Arbeitseifer schon im Keim zu ersticken (…) und noch mehr Wirtshäuslichkeit an den Tag zu legen.“
Als Beweis müssen die Anwärter eine scharfe Peperoni essen, einen viertel Liter Schnaps ex trinken und einen Luftballon aufblasen. Wer dann noch steht, darf sich Trommelweib nennen. Sinnbild: Die Männer ärgern damit ihre Frauen, die früher ihre Männer im Nachthemd aus den Wirtshäusern gezerrt haben, wenn sie nicht rechtzeitig nach Hause kamen.
Glitzernde Frühlingsboten
Die Flinserln sind als Frühlingsboten die attraktivsten Figuren des Ausseer Faschings. Der Flinserlzug findet immer Faschingsdienstags um 14 Uhr statt und beginnt traditionell am Gasthof Blaue Traube. Mit bis zu 70 glitzernde Teilnehmer, die von der Flinserlmusik – einer eigenen Geigenmusik – angeführt werden. Die auffälligen Kostüme mit Spitzhut, Halskrause und Stoffmaske sind der italienischen Commedia dell’Arte nachempfundenen, die Leinengewänder aufwändig mit Filzfiguren und echtem Silberflitter (Finserl) bestickt.
Entsprechend wertvoll sind die bis zu 150 Jahre alten, in 400 bis 500 Arbeitsstunden gefertigten und seit Generationen weitervererbten Faschingstrachten. Kinder, die überlieferte Flinserlsprüche aufsagen, werden mit Nüssen und Orangen belohnt. Die erwachsenen Ausseer müssen sich in Faschingsbriefen satirisch kommentierte Peinlichkeiten des vergangenen Jahres in Reim- oder Liedform anhören.