Nachdem Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark von ihrer ursprünglich geplanten gemeinschaftlichen Bewerbung abgerückt sind, ist sehr überschaubar, welches Land Gastgeber der Euro 2024 sein wird. Außer Deutschland gehört lediglich die Türkei zum Bewerberkreis. Da die politische Lage in der Türkei derzeit von weiten Teilen Europas eher kritisch betrachtet und begleitet wird, stehen die Chancen für ein dortiges Fußballfest in gut sieben Jahren eher schlecht. Insofern verwundert es nicht, dass Städte mit fußballbegeisterter Bevölkerung sich schon jetzt darum bewerben, später einer der zehn entscheidenden Standorte zu sein.
Zweiklassengesellschaft von Anfang an
Mit Dortmund, Berlin, München, Hamburg und Frankfurt am Main bewerben sich allein fünf fußballerische Schwergewichte um die Austragung von Spielen der Euro 2024. Die Hälfte der Plätze dürfte damit ohnehin bereits vergeben sein, zumal die betreffenden Stadien extra zur Weltmeisterschaft 2006 errichtet oder erneuert wurden und damit baulich wie technisch auf Höhe der Zeit sind. Gleiches gilt für Arenen in Gelsenkirchen, Köln, Hannover, Leipzig, Stuttgart und Nürnberg.
Schon diese elf Kandidaten sind am Ende einer zu viel. Trotzdem rechnen sich Städte wie Freiburg, Karlsruhe, Dresden, Bremen, Mönchengladbach, Düsseldorf und Kaiserslautern Außenseiterchancen aus. Denn auch dort wird Fußball innerhalb wie außerhalb der Stadien mit einer lebendigen Fankultur gelebt. Auch wenn der Deutsche Fußball–Bund (DFB) hierdurch am Ende vor schwerwiegenden und harten Entscheidungen stehen wird, freut sich DFB-Präsident Grindel grundsätzlich über das breite Interesse und die Vielzahl der Bewerbungen.
Kaum Baumaßnahmen notwendig
Die Mehrzahl der genannten Stadien erfüllen schon jetzt alle Bedingungen, die an ein mögliches EM-Stadion gestellt werden. Eine Modernisierung bzw. Ausweitung der Kapazitäten im Hinblick auf die Zuschauermenge wäre lediglich in Freiburg, Karlsruhe und Dresden notwendig. Aufgrund der sportlichen Situation der Dresdner Fußballvereine ist allerdings fraglich, ob eine Erweiterung des dortigen Stadions auf mindestens 30.000 Sitzplätze sinnvoll ist. Anders verhält es sich in Freiburg und Karlsruhe, wo bereits seit langem kontinuierlich Profifußball gespielt wird und entsprechende Maßnahmen ohnehin in Planung sind. Endgültige Gewissheit gibt es allerdings erst ab September 2018, wenn die Entscheidung über die Ausrichtung durch die UEFA endgültig gefällt wird.
Sollte es zur erwarteten Präferenz für die deutsche Bewerbung kommen, wird dies die Fußballbegeisterung im Land weiter anfachen. Wenn der Ball dann schließlich im Jahr 2024 rollen sollte, wird dies auch zu einem erneuten Boom in Sachen Sportwetten führen. Die heiße Phase der Auswahl der Stadien beginnt mit dem Ende der vom DFB gesetzten Bewerbungsfrist am 12. Juni. Ab diesem Zeitpunkt werden dann die Vor- und Nachteile der verschiedenen Spielstätten und Spielorte gegeneinander abgewogen. Die ausgewählten Stadien dürften zum Zeitpunkt der Entscheidung der UEFA dann bereits feststehen. Danach wird es dann vor allem um eine ausgewogene Verteilung der besonders attraktiven KO-Spiele ab dem Achtelfinale gehen.