Wasserknappheit, verunreinigtes Grundwasser oder die nächste Quelle ist sehr weit entfernt. In zahlreichen Ländern ist Trinkwasser nicht so selbstverständlich wie bei uns. Damit die Menschen nicht unter Durst leiden müssen, helfen sogenannte Nebelnetze.
Cloud Fisher macht Nebel zu Trinkwasser
Mehrere Jahre haben Expertinnen und Experten rund um den Münchner Industriedesigner Peter Trautwein an den Nebelnetzen geforscht. Das Ergebnis ist der sogenannte Cloud Fisher. Laut der Wasser Stiftung ist er der „erste serienmäßige Nebelkollektor, der hohen Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h standhält“. Ein weiterer Vorteil: Er lässt sich schnell und unkompliziert montieren, ist wartungsarm und benötigt keine Energie. Dadurch lässt sich in trinkwasserarmen Gebieten kostengünstig trinkbares Wasser gewinnen. Neben Trinkwasser dient das gewonnene Nass auch der Landwirtschaft, Viehzucht und Aufforstungsprojekten.
Voraussetzung für Nebelnetze sind die geografischen Bedingungen. Das ist dann der Fall, wenn warme aufsteigende Luft Feuchtigkeit über großen Seen oder Meeren aufnimmt und diese in nahegelegenen Gebirgsregionen kondensiert.
Mittlerweile profitieren zahlreiche Menschen von der Technik. Laut der Münchner Rück Stiftung sind es sogar Hunderttausende, die in Regionen mit natürlicher Nebelbildung leben. Auch, wenn die Gebiete schwer zugänglich sind. Die Stiftung fördert den Bau der Nebelnetze seit 2007. Das Ziel: Die Nebelnetztechnologie kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln, damit noch mehr Menschen davon profitieren. Gemeinsam mit der Wasser Stiftung hat die Münchner Rück Stiftung deshalb auch im Jahr 2017 eine internationale Allianz ins Leben gerufen: die FogNet Alliance.
Unter anderem in Afrika lohnen sich die Nebelfänger. In Marokko etwa befindet sich die bislang größte Nebelkollektoranlage der Welt. Die Netze am Mount Boutmezguida in der Region Aït Baamrane im Antiatlasgebirge wurden 2016 errichtet. Das Wasser, das dort aus Nebel gewonnen wird, versorgt 14 Dörfer mit sauberem Trinkwasser. Auch in Tansania gewinnen Menschen Wasser aus den Nebelnetzen. Laut der FogNet Alliance ist das sogenannte Nebelernten in den vergangenen Jahren „zu einer immer wichtigeren Technologie der Trinkwassergewinnung in ariden Gebieten geworden“.
In Marokko stehen 31 riesige Nebelnetze auf dem Berg Boutmezguida, aufgestellt von der Organisation Dar Si Hmad (DSH) in Zusammenarbeit mit der Wasser Stiftung. In einem nebligen Gebiet wurden die Installationen tief in den Boden eingelassen. Eisenstäbe sorgen für Stabilität, dazwischen hängen zahlreiche kleine Drähte, die sogenannten Nebelnetze.
Wind treibt den Nebel durch die engmaschigen Cloud-Fisher-Netze. Kleine Tröpfchen verfangen sich in dem extra entwickelten 3D-Gittergewebe. Dort verschmelzen sie zu größeren Tropfen und fallen dank der Schwerkraft anschließend in ein Auffangrohr. Das gesammelte Wasser fließt anschließend durch eine Röhre vom Berg hinab ins Tal, wo es tausende Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt. Dabei legt das Wasser aus den Bergen eine Strecke von 26 Kilometern zurück. Jedes der Häuser ist bereits an die Wasserleitung angeschlossen.
Nebelnetze in Südamerika
In den vergangenen Jahren entstanden auch Projekte in Südamerika. Etwa im bolivianischen Alto Velader, einem Gebiet in den Ost-Anden. Zwischen April und November fällt nahezu kein Regen. Einheimische müssen lange Strecken zurücklegen, um Trinkwasser aus abgelegenen Bergquellen zu holen. Seit Herbst 2019 sieht das anders aus. Die Wasser Stiftung, die Oswald Stiftung und die Münchener Rück Stiftung starteten ein neues Nebelnetzprojekt.
Auch im Nachbarland versorgen die Installationen Menschen mit Trinkwasser. 2016 baute die Creating Water Foundation in Zusammenarbeit mit Peruanos Sin Agua in Peru Nebelnetze auf. Diese versorgen Bürgerinnen und Bürger der Hauptstadt Lima. Der abgefangene Nebel landet in großen Wasserbehältern, von dem tausende Menschen profitieren.
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