Jede einzelne Interaktion zwischen Insekten und Pflanzen hinterlässt Spuren
Auch Insekten, die Blüten oder Blätter besuchen, hinterlassen dort DNA. Diese der Umwelt entnommenen DNA-Spuren werden eDNA genannt, kurz für Environmental DNA. eDNA war jedoch bisher sehr aufwendig zu isolieren und zu verarbeiten.
Ein Forscherteam der Universität Trier um den Biogeographen Henrik Krehenwinkel hat jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Erbgutspuren von Insekten sogar aus getrockneten Pflanzen extrahieren und analysieren lassen. Bei einer Analyse handelsüblicher Tees und Kräuter aus dem Supermarkt – unter anderem Kamillentee, Minztee und Petersilie – trauten die Fachleute ihren Augen nicht. Sie fanden dort eDNA von mehreren hundert Insektenspezies.
Das Ziel: eine Bestandsaufnahme der Insektenpopulation im Wandel der Zeit
Die ursprüngliche Motivation hinter dem erstaunlichen eDNA-Fund war dabei eine Untersuchung der Insektenpopulation im Lauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte gewesen. Diese Aufgabe konfrontierte die Forscher mit der Herausforderung, repräsentative Kräuter und Blätter zu beschaffen. Die Idee, auf Teemischungen auszuweichen, zahlte sich aus.
Insekten-DNA ließ sich bisher um einiges schwieriger extrahieren und zuordnen
Bisherige Verfahren, in freier Natur Insekten-eDNA zu analysieren, waren ungleich aufwendiger. Diese sahen etwa vor, die besuchten Pflanzen zu isolieren und ihre Besucher einzufangen. Dabei gingen zudem viele Informationen verloren oder wurden durch UV-Licht oder Regen vernichtet.
Die ausgefeilte Methode aus Trier kann nun um einiges mehr. Sie ermöglicht es den Wissenschaftlern ab jetzt sogar, Pflanzenbestände in Museen zu analysieren und alte Insektenstämme mit heutigen zu vergleichen. Ihrem Ziel einer umfassenden Bestandsaufnahme der Insektenpopulation sind die Trierer Forscherinnen und Forscher somit ein großes Stück nähergekommen.
Tee enthält nur winzige Mengen von Insekten-DNA
Und noch eine Entwarnung für eingefleischte Teetrinker: Trotz allem erwies sich der Anteil von Insekten-DNA in handelsüblichen Tees als verschwindend gering. Die Forscher gaben bekannt, dass sich mindestens 99.999 Prozent der analysierten DNA den Teepflanzen selbst zuordnen ließ.