Bäume und Pflanzen produzieren Hormone, mit denen sie Sinnesreize durch ein feines Adergeflecht zu ihren eigenen Organen übermitteln – auf diese Weise kommunizieren sie.
Wie wir Menschen teilen sich Pflanzen über bestimmte Signale mit. Wo bei uns das gesprochene und geschriebene Wort als Kommunikationsmedium gilt, verwenden Pflanzen Duftstoffe. Mit bis zu hundert Duftvokabeln können sie erstaunlich komplexe Informationen versenden und sich untereinander austauschen.
Vor allem bei der Selbstverteidigung kommt ihnen diese Fähigkeit zugute. Da Pflanzen nicht vor ihren gefräßigen Feinden fliehen können, behelfen sie sich mit einem Trick: Sie rufen um Hilfe, in dem sie durch Duftstoffe Feinde des Feindes anlocken. Eine solche Strategie verfolgt zum Beispiel die Maispflanze: Wird sie von einer Raupe befallen, sondert sie einen Geruch ab, der Schlupfwespen anlockt. Diese gelten als natürlicher Feind der Raupe und beseitigen den Schädling der Maispflanze.
Nachbarschaftshilfe: Pflanzen helfen sich
Doch Pflanzen setzen nicht nur auf die Kommunikation mit Insekten, um sich zu verteidigen. Auch untereinander sind die Grünlinge in Kontakt. Merkt eine Pflanze zum Beispiel, dass sie gefressen wird, sendet sie ein Duftsignal aus, das von anderen Pflanzen wahrgenommen werden kann.
Diese werden hierdurch alarmiert und können Verteidigungsmechanismen aktivieren. Diese Strategie ist keineswegs nur uneigennützig – schließlich lockt eine befallene Pflanze Ungeziefer an und wird damit zur Gefahr für ihre Nachbarn.
Forscher haben die Pflanzensprache sichtbar gemacht
Einem Team britischer Biologinnen und Biologen ist es nun sogar erstmals gelungen, diesen Prozess auf Video festzuhalten: Sie hatten das Blatt einer Schaumkressepflanze mit einer Schere angeschnitten und sie dann, gemeinsam mit zwei gesunden Pflanzen, in eine versiegelte Kammer gestellt.
Mithilfe einer Spezialkamera konnten sie zeigen, wie die beschädigte Pflanze ein Gas absonderte – und die beiden anderen in die „Warnung“ mit einstimmten. Die Biologen glauben, dass überall um uns herum Pflanzen miteinander kommunizieren – auch wenn wir heute noch sehr wenig über diese geheimnisvolle „grüne Sprache“ wissen.
Nützlich für die Schädlingsbekämpfung?
Inzwischen arbeitet sogar die Wissenschaft daran, die Kommunikationsfähigkeit von Pflanzen für die biologische Schädlingsbekämpfung nutzbar zu machen. Die intelligenten und zugleich natürlichen Abwehrtricks der Pflanzenwelt könnten in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, so hoffen die Forschenden.
Gerade hier haben viele Kulturpflanzen verlernt, Hilferufe abzusetzen, Nützlinge herbeizurufen oder Schädlinge mit biochemischen Abwehrstrategien in die Flucht zu schlagen. Das Ziel der Forschenden besteht deshalb darin, diesen Pflanzen das „Sprechen“ wieder beizubringen – denn so könnte man in Zukunft den Einsatz von Pestiziden reduzieren oder sogar gänzlich darauf verzichten.