Viele Fragen kreisen rund um das Thema Geldautomat. Was passiert eigentlich, wenn man die PIN rückwärts eingibt? Wird dadurch ein Notruf an die Polizei gesendet? Verschließt sich die Zugangstür der Bankfiliale? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Vor rund 50 Jahren war es für die Menschen noch unvorstellbar, dass irgendwann die Möglichkeit bestehen würde, immer und nahezu überall Geld abheben zu können. Denn in den 70er Jahren waren sie dafür noch an die Öffnungszeiten der Bank gebunden. Heute stehen laut dem Bankenverband dafür fast 60.000 Automaten in ganz Deutschland zur Verfügung.
Immer mehr Banken bieten ihren Kunden ein kostenloses Girokonto an. Doch wo immer mehr Verbraucher zusammenkommen, nimmt auch die Kriminalität zu. Um sich dagegen zur Wehr zu setzen, rüsten die Banken ihre Automaten mit modernsten Technologien aus.
Was tun bei einem Überfall?
Der amerikanische Anwalt Joseph Zinger meldete in den 90er Jahren ein Patent für eine Idee an, mit der Bankkunden in Notsituation unauffällig die Polizei alarmieren konnten.
Die Theorie: Mit vorgehaltener Waffe zwingt der Räuber sein Opfer am Automaten Geld abzuheben. Das Opfer hat die Möglichkeit seine PIN-Nummer rückwärts einzugeben, um einen Alarm bei der Polizei auszulösen. Zusätzlich zeigt der Automat eine Störmeldung an, um das Geld zu schützen.
Die Praxis: Zingers Idee erwies sich als äußerst schwierig in der Entwicklung. Es müsste eine enorm hohe Summe dafür investiert werden. Banken und Aufsichtsbehörden sträubten sich gegen das Verfahren und präsentierten diese Gegenargumente:
- Sich in Notsituationen und unter Bedrohung des eigenen Lebens überhaupt an die reguläre PIN zu erinnern, ist sehr schwierig. Diese jedoch auch noch rückwärts einzugeben, schien fast unmöglich.
- Das Verfahren schütze zwar das Geld des Opfers, nicht aber die Person selbst. Der funktionsuntüchtige Geldautomat könnte den Räuber in Rage bringen und ihn dazu ermutigen, das Opfer zu verletzen.
- Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Polizei nicht schnell genug am Tatort ist um einzugreifen.
Auch wenn sich der Mythos der Notruf-PIN hält, so lautet die Wahrheit doch: Mehr als eine gesperrte Bankkarte bewirkt das rückwärts Eingeben der PIN nicht.
So schützt man sich vor Kartenmissbrauch
Nichtsdestotrotz gibt es einige funktionierende Möglichkeiten, mit denen Verbraucher sich vor Kartenmissbrauch schützen können:
- Umgebung beobachten: Vor dem Geldabheben sollten Verbraucher genauestens ihre Umgebung beobachten. Fällt ihnen dabei etwas Verdächtiges auf, sollte man sein Vorhaben umgehend abzubrechen und die Polizei zu informieren.
- Tastenfeld abschirmen: Es empfiehlt sich, bei der Eingabe der PIN-Nummer das Tastenfeld mit der freien Hand abzuschirmen.
- Geheimzahl nicht aufbewahren: Häufig schreiben Bankkunden ihre Geheimzahl als Gedächtnisstütze auf einen Zettel und bewahren diesen im Geldbeutel auf. Diebe machen sich dadurch nicht nur da Bargeld zu eigen, sondern gleich das ganze Kontoguthaben.
- Bargeld umgehend verstauen: Viele Verbraucher neigen dazu, dass sie vor dem Automaten ihr abgehobenes Bargeld zählen. Der Verbraucherschutz rät dazu, dies erst zuhause oder in einem verschlossenen Fahrzeug zu tun.
- Karte umgehend sperren: Wenn das Portemonnaie geklaut wurde, müssen Beklaute umgehend ihre Bankkarten sperren lassen. Die zentrale Sperrnummer 116116 ist durchgehend zu erreichen und hilft Verbrauchern bei der Sperrung wichtiger Dokumente und Karten weiter.
- Vorsicht im Internet: Das Internet ist häufig das Mittel der ersten Wahl, wenn es um Betrug geht. Täter bleiben nahezu unerkannt und Bankkunden verfahren um ein Vielfaches lockerer mit ihren Daten. Jedoch gilt auch hier: Die Bankdaten höchstens an seriöse Unternehmen weitergeben, bestenfalls gar nicht. Eine sinnvolle Option ist die Nutzung von Paypal. Zahlungsdaten bleiben geheim und für die Kunden besteht ein Käuferschutz. Zudem ist es für Verbraucher immens wichtig, ein zuverlässiges Antivirenprogramm zu nutzen. Trojaner und Viren lesen die Bankdaten der Nutzer aus und geben diese weiter.