Mythos 1: bei Gewitter alle Stecker ziehen
Korrekt! Wenn ein Blitz in der Nähe eines Hauses einschlägt, fließt Strom von durchschnittlich 20.000 Ampere durch das Erdreich. Dieser kann bis in die Bauteile von Elektrogeräten gelangen und Schäden verursachen. Bei Gewitter alle Stecker aus der Steckdose zu ziehen, ist also tatsächlich eine gute Idee.
Zwar werden Überspannungsschäden durch Blitzschläge oft von der Versicherung übernommen. Allerdings ist Vorsicht dennoch besser als Nachsicht.
Mythos 2: Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen
Falsch! Dieser Spruch gehört zu den bekanntesten Binsenweisheiten über Gewitter. Wer ihn befolgt, begibt sich dennoch in große Gefahr. Bäume bieten in der Regel keinen Schutz vor der hohen elektrischen Spannung, die bei einem Blitzeinschlag entsteht. Gleiches gilt für die meisten anderen hohen Objekte und Bauwerke.
Zieht alles, was hoch ist, Blitze an?
Das bedeutet nicht, dass hohe Teile der Landschaft generell Blitze anziehen. Aber die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, ist bei ihnen am höchsten. Und nicht nur das: Wenn ein Blitz in einen Baum einschlägt, dringt die elektrische Spannung nicht tief in den Boden ein, sondern breitet sich entlang der Bodenoberfläche aus. Das macht die gesamte Umgebung in der Nähe von Bäumen bei Gewitter gefährlich.
Dennoch gibt es eine Erklärung für die Entstehung der bekannten Volksweisheit. Anders als bei Eichen gibt es bei Buchen keine sichtbaren Spuren eines Blitzeinschlags. Ihre Rinde ist meist glatt, sodass das Wasser in einem Film an der Rinde herunterläuft.
Schlägt nun ein Blitz in die Krone ein, wird der Strom über den Wasserfilm abgeleitet, ohne den Stamm zu beschädigen. Dies ist bei der Eiche wegen ihrer rauen Rinde nicht der Fall. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Eiche durch Blitzschlag stark beschädigt und sogar zu Fall gebracht wird, ist daher hoch.
Mythos 3: Bei Gewitter duschen ist gefährlich
Die Antwort hängt vom Zustand des Gebäudes und den verwendeten Materialien ab. Aus Sicherheitsgründen werden Wasserleitungen in Neubauten heute oft aus Kunststoff hergestellt. So können sie die bei einem Blitzeinschlag freigesetzte Energie nicht in die Räume des Hauses weiterleiten. Zudem werden Neubauten mit speziellen Blitzschutzanlagen ausgestattet.
Gefährlich wird es jedoch, wenn die Wasserleitungen – wie in manchen Altbauten – aus Metall bestehen und keine Blitzschutzanlage installiert ist. In solchen Fällen kann das Duschen bei einem Blitzeinschlag im Haus tatsächlich tödlich enden.
Mythos 4: Schmuck und Piercings ziehen Blitze an
Absolut falsch! Zwar eignet sich Metall hervorragend zum Weiterleiten der Spannung, die bei einem Blitzeinschlag entsteht. Diese Eigenschaft verleiht dem Material jedoch keine anziehende Wirkung auf Blitze.
Doch Vorsicht: Schmuck und Piercings können die Folgen eines Blitzeinschlags tatsächlich verschlimmern. Bedingt durch die guten Leiteigenschaften von Metall besteht das Risiko von Hautverbrennungen an den Stellen, an denen wir Metall am Körper tragen. Dasselbe gilt sogar für Handys, Schlüssel oder Uhren.
Mythos 5: wer in einem Auto sitzt, ist vor Blitzen sicher
Richtig! Wer in einem Auto mit Ganzmetallkarosserie sitzt, kann gefahrlos warten, bis sich das Gewitter verzogen hat. Solche Autos bilden einen Faradayschen Käfig, durch den der Blitz über die Metallkarosserie und die Reifen in Richtung Erde abfließt. Das gilt sogar für Cabrios, deren Verdeck aus leitfähigem Material besteht. Voraussetzung ist allerdings, dass alle Fenster – und das Verdeck – geschlossen sind. Sonst können Lücken in der leitfähigen Metallhülle entstehen.
Eine Gefahr besteht aber weiterhin beim Berühren von Metallteilen am Auto, wenn die leitfähige Metallhülle unter Spannung steht. Wer also auf Nummer sicher gehen will, sollte während eines Gewitters Lenkrad, Radio und Co. nicht berühren.