Großraumbüros gibt es nunmehr seit rund 30 Jahren. Riesige Räume mit einzelnen Arbeitsbereichen sollen die Teamarbeit und die Kommunikation erleichtern, bürokratische Hürden reduzieren und gleichzeitig für ein effektives Arbeiten sorgen. Dabei bleibt jedoch oftmals die Privatsphäre auf der Strecke…
Wer hat nicht schon mal in einem Großraum gearbeitet, wo im besten Fall nur kleine Trennwände die verschiedenen Arbeitsbereiche voneinander abschirmen? Der Vorteil liegt auf der Hand: ein besseres Miteinander mit den Kollegen, leichtere Kommunikation und völlige Transparenz der Arbeitsinhalte. Aber fördert das wirklich das effektive Arbeiten oder erleichtert es nicht lediglich die Kontrolle der Mitarbeiter?
Schöne große heile Welt
Architekten feiern sich als die großen Helden, wenn sie ein Bürogebäude konzipiert haben, in dem Großraumbüros das Bild bestimmen. Ganze Abteilungen können hier untergebracht werden. Selbstverständlich immer im Interesse der zu erreichenden Unternehmensziele. Doch was auf den ersten Blick modern und urban wirken soll, bringt auf den zweiten Blick auch einige Schwierigkeiten mit sich. Die kann jedoch nur derjenige richtig einschätzen, der bereits einmal in einem solchen Umfeld arbeiten musste.
Die Nachteile von Großraumbüros kann sich jeder vorstellen: Sie sind oft laut, stickig und weniger repräsentativ, als dies vom Erbauer angenommen wird. Hinzu kommen viele kleine und große Machtkämpfe unter den Mitarbeitern. Sei es, weil der eine das Fenster öffnen will, der andere aber um seine Gesundheit fürchtet. Tiefer gehen die Konflikte wenn jemand glaubt, deutlich mehr zu arbeiten, als der Kollege nebenan. Schließlich kann er seinen Arbeitsbereich direkt einsehen und seine Tätigkeit kontrollieren – egal, ob sie privater oder geschäftlicher Natur sind.
Wie auch immer der Gemütszustand der einzelnen Mitarbeiter in einem Großraumbüro sein mag: Solche Räume bieten viel Konfliktpotenzial, weil kaum Rückzugsmöglichkeiten bestehen und die Privatsphäre der Mitarbeiter deutlich eingeschränkt ist. Kein Wunder, dass sich viele Mitarbeiter mehr Ruhe und Privatsphäre wünschen und beispielsweise lieber im Home-Office arbeiten würden.
Die Rolle der Geschäftsführung
Um die Produktivität in einem Großraumbüro auf einem hohen Level halten zu können, ist eine wichtige Maßnahme, die Geräuschkulisse relativ gering zu halten. Etwas höhere Trennwände, größere Blumenarrangements und ausreichend Möbel können da aushelfen. Einen positiven Nebeneffekt haben gut eingerichtete Räume auch: Sie wirken nicht nur gemütlicher, sondern hallen auch weniger nach und reduzieren somit automatisch die Lautstärke. Geräuschvolle Geräte wie Drucker oder Kopierer können in einen Nebenraum ausgelagert werden. Das senkt zusätzlich den Lärmpegel und die Konzentration steigt. Die höheren Trennwände haben den Vorteil, dass nicht jeder Mitarbeiter permanent beobachtet werden kann.
Wer auf künstliches Licht und eine ungünstige Klimatisierung weitestgehend verzichtet, kann ebenfalls für mehr Wohlbefinden bei den Angestellten sorgen. Großraumbüros sollten daher so viel Tageslicht wie nur möglich bieten und die Klimaanlage – soweit vorhanden – aollte auf einem erträglichen Level arbeiten. Dass man es nicht jedem Mitarbeiter recht machen kann, ist verständlich – eine Lösung, sich auf eine Raumtemperatur zu einigen, die für alle angenehm ist, könnte aber schon eine kleine Umfrage sein. Werden zusätzlich Ruhearbeitsplätze geschaffen, können sich die Angestellten zumindest temporär auch einmal zurückziehen und konzentriert und ohne Ablenkung arbeiten. Ein im Team erstellter Verhaltenskodex für das Großraumbüro sind obendrein empfehlenswert und vereinfachen das Miteinander.
Auch Großraumbüros können Privatsphäre bieten
Als Arbeitnehmer ist man nicht dazu verpflichtet, seinem Chef Einblicke in alle Tagesabläufe zu gewähren – auch wenn diese innerhalb der Arbeitszeit stattfinden. Ein wenig Privatsphäre im Büro muss jedem aus dem Team eingeräumt werden. Möglich ist dies unter anderem mit Hilfe von Fensterfolien, die nicht nur auf Fenstern und Glastüren für einen Sichtschutz sorgen. Vor allem können sie auch auf Trennwänden aus Glas angebracht werden. Der Vorteil: Dadurch, dass die Optik des Glases erhalten bleibt, fühlt man sich nicht erschlagen – wie es bei undurchsichtigen Wänden der Fall sein kann. Das Flair des Großraumbüros geht nicht verloren, ein bisschen Privatsphäre ist trotzdem gewährleistet. Eine Win-Win-Situation, von der alle Beteiligten profitieren können.