Wir atmen andauernd, ohne darüber nachzudenken. Genau genommen tun wir es 17 Mal pro Minute. Ohne die Atmung gäbe es kein Leben, denn jede Zelle unseres Körpers braucht den Sauerstoff aus der Luft, um zu funktionieren. Das Volumen der Luft, das jeden Tag durch unsere Lunge fließt, beträgt 12.000 Liter – das sind mehr als acht volle Badewannen. Da der Sauerstoffgehalt der Luft bei 21 Prozent liegt und nur ein Teil von dem, was wir einatmen, tatsächlich in unseren Körper gelangt, nutzt er davon aber nur 25,5 Litern Sauerstoff pro Stunde.
Die Fotosynthese erzeugt Sauerstoff
Mit jedem Atemzug entnehmen wir also unserer Umgebungsluft etwas Sauerstoff. Trotzdem haben wir immer genug Luft zum Atmen, genaugenommen bleibt der Sauerstoffgehalt der Luft immer konstant. Denn: Pflanzen sind die Sauerstofflieferanten unserer Erde; sie erzeugen ihn mithilfe von Sonnenlicht und Wasser in einem biochemischen Prozess, der Fotosynthese genannt wird.
Die Sauerstoffmenge, die ein Baum produziert, ist abhängig von der Baumart, dessen Holzdichte und seinem Alter. Generell gilt: Ein Nadelbaum produziert mehr Sauerstoff als ein Laubbaum und ein junger Baum mehr als ein alter. Im Durchschnitt gibt ein hundertjähriger Baum pro Stunde 12.000 Liter Sauerstoff an die Luft ab. Wenn ein Mensch also 24 Liter Sauerstoff pro Stunde benötigt, könnte ein Baum fünfzig Menschen Luft zum Atmen liefern.
Das klingt nach einer Menge – und fast so, als müssten wir uns um den Baumbestand der Erde keine Sorgen machen, es ist ja genug für alle da. Aber das ist ein Trugschluss: Bäume liefern nicht nur lebensnotwendigen Sauerstoff, sie verarbeiten auch Kohlenstoffdioxid (CO2), das beim Atmen wieder an die Luft abgegeben wird. Genau genommen produzieren wir zehn bis zwanzig Liter Kohlenstoffdioxid pro Stunde, ein Baum kann in der gleichen Zeit 1800 Liter von diesem Gas verarbeiten und damit den CO2-Ausstoß von 120 Menschen binden.
Der Energiebedarf in Deutschland ist immens
Dennoch: Wir atmen nicht nur, wir fahren Auto, duschen, heizen und schalten nachts das Licht ein – das alles verbraucht Energie. Die stündliche CO2-Emission für eine Person liegt in Deutschland bei etwas über 900 Litern. Das zeigt: Theoretisch könnte ein Baum den CO2-Ausstoß von 120 Menschen binden. Berücksichtigt man aber unseren verschwenderischen Lebensstil, bleiben von über hundert Menschen gerade einmal zwei – ein ernüchterndes Ergebnis.
Jeder zweite Deutsche bräuchte einen hundertjährigen Baum in seinem Garten, um die eigenen CO2-Emission auszugleichen. Aus diesem Grund rät der Weltklimarat, die Emissionen jedes Erdenbürgers auf zwei Tonnen pro Jahr zu reduzieren; umgerechnet sind das gerade mal 170 Liter pro Stunde. Das würde heißen, wir müssten unseren Energiebedarf auf ein Fünftel reduzieren.
Also: Licht aus, Heizung herunterdrehen und bestenfalls gleich noch einen Baum pflanzen. Wer dann vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, kann guten Gewissens auch mal wieder mit dem Auto zur Arbeit fahren.