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Held und Abenteurer: Gab es Indiana Jones wirklich?

Foto: Imago / AD_2

Held und Abenteurer: Gab es Indiana Jones wirklich?

Die Hollywood-Legende „Indiana Jones“ hatte womöglich ein reales Vorbild: Der US-amerikanische Abenteurer Roy Chapman Andrews erforschte in den zwanziger Jahren mit Filzhut und Revolver die Wüste Gobi. Seine Abenteuer waren ähnlich wild…

Allein sein Werdegang ist filmreif. Denn als der junge Roy Chapman Andrews 1906 seine Heimat in Wisconsin in Richtung New York verließ, hatte er wahrscheinlich schon diesen ungeheuren Entdeckerdrang gespürt. Ein Drang, der ihn nur wenige Jahre später zu einem der bedeutendsten Dinosaurierforscher des 20. Jahrhunderts werden lassen sollte – und womöglich zum Vorbild für keinen geringeren als Hollywood-Legende Indiana Jones.

Mit jedem Fund wuchs sein Ruhm

Dabei begann Andrews‘ Karriere ganz unspektakulär: als Hausmeister und Assistent im berühmten American Museum of Natural History. Doch bald schon folgte er seinem Forschertrieb und arbeitete sich in die Abteilung der Taxidermie ein. Bereits als Jugendlicher war er ständig in den Wäldern seiner Heimat unterwegs gewesen, hatte die Tier- und Pflanzenwelt erforscht und sich die Kunst der Tierpräparation angeeignet. Er studierte Zoologie, und nur wenige Jahre später, im Alter von 26 Jahren, reiste er zu seiner ersten Expedition mit einem Schiff nach Ost-Indien.

In den zwanziger Jahren folgten dann die berühmten Expeditionen nach China und vor allem in die Mongolei. Fünf Expeditionen unternahm der Abenteurer und Wissenschaftler insgesamt in die Wüste Gobi – zu dieser Zeit ein äußerst gefährliches Terrain. Dabei fanden er und sein Team tausende fossile Überreste von Dinosauriern, darunter viele, die der Wissenschaft bis dahin unbekannt waren. Zu den Neuentdeckungen zählte der „Velociraptor“. Siebzig Millionen Jahre nach seiner Ära in der späten Kreidezeit erlangte der kleine, nur sechzig Zentimeter große Fleischfresser Weltruhm durch die Jurassic-Park-Filme. Außerdem entdeckte Andrews im Wüstenboden die ersten Dinosauriernester mit Eiern und Fossilien früher Säugetiere, die zur Kreidezeit gleichzeitig mit den Dinosauriern lebten und sie schließlich überlebten.

Revolutionäre Erkenntnisse

Mit jedem weiteren gefundenen Knochen wuchs sein Ruhm. Der Schriftsteller und Wissenschaftler Douglas Preston erkannte in ihm jenen Typus, der den charismatischen Forscher weltberühmt machte: ein „Dinosaurierjäger, ein Beispiel angelsächsischer Tugenden, Meisterschütze, Kämpfer gegen mongolische Räuber, der Mann der den Begriff ‚äußere Mongolei‘ prägte.“ Andrews war ein begnadeter Geschichtenerzähler, und immer wieder erreichten seine Heimat Nachrichten von Abenteuern, gefährlichen Begegnungen mit Riesenschlangen und Haien oder Auseinandersetzungen, dem Kampf mit Sandstürmen oder mit bewaffneten Gangstern. Mehrere Male ging das Gerücht um, er sei tot. Doch Andrews überstand seine Abenteuer unbeschadet und revolutionierte in 22 Jahren Feldarbeit die Erkenntnisse über die Welt der Dinosaurier. 
  
Diesem Forscherdrang und dieser Hartnäckigkeit verdankte Andrews seinen Erfolg, von dem sechzig Jahre nach seiner letzten Expedition sogar noch eine neue Generation von Paläontologen profitierte. 1990 lud die mongolische Regierung das Amerikanische Museum für Naturgeschichte ein, seine Forschungen wieder aufzunehmen. Vom Dinosaurierjäger mit Hollywood-Filzhut sind historische Aufnahmen geblieben, die seine Pionierarbeit in der Wüste Gobi zeigen. Filmszenen zeigen den berühmten Naturforscher Andrews auf seinen Expeditionen in verblüffender Ähnlichkeit zu Indiana Jones, im typischen Outfit, mit Schlapphut und beeindruckendem Patronengurt. Hat sich Regisseur George Lucas also tatsächlich hier inspirieren lassen? Offiziell bestätigt wurde das nie. Doch die wilden Abenteuer des Roy Chapman Andrews kursierten damals in vielen Medien – vielleicht wurde dem Dinosaurierjäger Chapman also doch ein kleines Denkmal als Leinwandheld gesetzt.
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