Als Kevin Costner alias John Dunbar in Hollywoods erfolgreichstem Western mit dem Wolf tanzt, ist dies gleichzeitig Ausdruck einer einzigartigen Beziehung zwischen Mensch und Tier. Bis heute ist sich die Wissenschaft jedoch uneins über den Zeitpunkt der ersten Domestizierung der treuen Vierbeiner.
Fest steht dagegen: Der Haushund als eine der größten Erfolge der Evolution mit über 400 verschiedenen Rassen und einer weltweiten Population von mehr als 100 Millionen Tieren stammt vom Grauwolf ab. Neusten Schätzungen zufolge könnte der Urhund bereits vor 135.000 Jahren geboren worden sein.
Doch erst als die Menschen aufhörten, wie Nomaden zu leben und sesshaft wurden, begannen sie mit der Züchtung von Hunderassen. Bewusste Zähmung und Domestizierung hätten damit nach Meinung vieler Forscher vor 12.000 bis 17.000 Jahren stattgefunden. Doch egal wann Mensch und Hund begannen, sich ihren Lebenstraum zu teilen, eines ist ihnen bis heute geblieben: Eine enge Verbindung, die für beide Seiten von Nutzen ist.
Vom Hundeembryo zum Welpen
In vielen Fällen zählt der Hund heute zum Familienkreis. Seine Gesellschaft haben unsere Vorfahren jedoch auch schon in grauer Vorzeit zu schätzen gewusst. Wissenschaftler vermuten gar, dass uns seine Nähe nachhaltig beeinflusst hat. So verdanken wir unsere Entwicklung unter anderem seinen Eigenschaften als Bewacher menschlicher Niederlassungen, Hüter von Vieh und Lastenträger. Keine andere Tierart weist eine solche Vielfalt an Rassen und Mischungen auf.
Aber egal um welchen Hund es sich handelt – die Trächtigkeit dauert im Durchschnitt immer etwa 63 Tage. Bereits 18 Tage nach der Befruchtung haben sich die Embryonen in einzelne Fruchtkammern eingenistet und beginnen zu wachsen. Theoretisch könnten sich bis zu 30 Welpen im Mutterleib entwickeln.
Nach etwa 30 Tagen hat der Hundeembryo die Hälfte des Weges geschafft. Das Herz beginnt zu schlagen. Die Embryos sind jetzt circa zwei Zentimeter groß – kaum größer als eine Weintraube. In den ersten 30 Tagen werden zuerst Augen und Nervenstränge im Rückenmark gebildet, dann folgen Zehen, Haare und Krallen.
Gleichzeitig entwickeln sich Organe, mit deren Wachstum auch Kopf und Rumpf Gestalt annehmen. Die Entwicklung im Leib der Hündin kann auch äußerlich beobachtet werden: Nach sechs Wochen Trächtigkeit sind die Zitzen der Hündin dunkler und angeschwollen, am Bauch fallen die Fellhaare aus – so finden die Welpen später leichter zur Milchquelle.
Einblicke in die Evolutionsgeschichte
Die Entwicklung vom Embryo zum Welpen erfolgt schnell. Jüngste Forschungen geben dabei erstaunliche Einblicke in die Entwicklungsgeschichte, insbesondere, was die Sinnesorgane betrifft. So gleicht das Sehvermögen eines Hundes dem eines farbenblinden Menschen.
Statt drei Farbrezeptoren wie beim Menschen entwickeln Hundeembryos nur zwei. Hunde können daher nicht zwischen Rot, Gelb und Grün unterscheiden. Wissenschaftler führen dies auf evolutionäre Zwänge vor Millionen von Jahren zurück. Um am Ende der Dinosaurierzeit gegen andere Arten bestehen zu können, haben sich die ersten Säugetiere in der Nische der nachtaktiven Tiere entwickelt.
Das ausgezeichnete Sehvermögen bei Dunkelheit ging allerdings mit dem Verlust der vollen Farbwahrnehmung einher. Eine ähnliche Spezialisierung lässt sich beim Hörspektrum beobachten. Bereits vier Wochen nach der Geburt ist das Hörvermögen der Hundewelpen um ein Vielfaches schärfer als beim Menschen. Hunde können derart hohe Frequenzen wahrnehmen, dass ein Klavier zusätzlich vier Oktaven brauchen würde, um sie zu erzeugen – eine wichtige Fähigkeit vor allem bei der Jagd auf Nagetiere, die diese hohen Töne von sich geben.
Die Welpen erblicken das Licht der Welt
Kurz vor der Geburt zieht sich die Hündin zurück und scharrt den Boden auf. Einige Wissenschaftler glauben, in diesem Verhalten einen Urinstinkt zu erkennen. Die Hündin versucht, sich einen schützenden Bau zu graben. Experten empfehlen daher, eine sogenannte „Wurfkiste“ bereitzustellen, in der sich die werdende Mutter wohlfühlt. Unmittelbar vor der Geburt sinkt die Temperatur der Hündin von 38 auf 37 Grad.
Die Eröffnungswehen setzen ein, wenn der erste Welpe im Gebärmutterhals angekommen ist. Die Presswehen laufen wellenförmig über den Hundekörper. Alle Bewegungen der Hündin erfolgen nun instinktiv: Sie scharrt, dreht sich oder macht der Rücken krumm. Damit unterstützt sie die Wehen und erleichtert die Geburt.
Niederkunft in 36 Stunden
Der erste Welpe hat es besonders schwer, denn er muss das Becken der Hündin dehnen und den anderen den Weg bereiten. Durch den erhöhten Muskeldruck platzt die Fruchtblase. Das Fruchtwasser macht den Geburtsweg noch gleitfähiger. Mit dem Welpen tritt auch die Nachgeburt (Plazenta) aus. Diese wird von der Hündin aufgefressen. Die Plazenta ist von der Natur als erste Nahrung nach der Geburt vorgesehen, weil sie die Hündin mit wichtigen Nährstoffen und Hormonen versorgt, die die Milchproduktion in den Zitzen anregen.
Die Geburt des ganzen Wurfs kann nach einer Stunde vorbei sein oder aber bis zu 36 Stunden dauern. Die durchschnittliche Intervalldauer von Welpe zu Welpe beträgt 40 Minuten. Die Hündin hat so genug Zeit, jedes Jungtier mit der Zunge zu massieren, damit der Kreislauf in Gang kommt und der erste eigene Atemzug gemacht werden kann. Nach zehn Tagen öffnen die Welpen die Augen und beginnen zu sehen. Nach 18 Tagen bellen sie erstmals. Nach weiteren zehn Tagen tollen sie bereits als putziges Wollknäuel in der Gegend herum.
Im Reich der Wölfe: Evolution vom Urhund bis heute
Heute ist mittels genetischer Untersuchungen bewiesen, was lange Zeit bloße Vermutung war: Der Haushund stammt vom Wolf ab. Genauer: vom grauen Wolf – auch Canis lupus lupus genannt. Mithilfe von DNA-Vergleichen fanden Wissenschaftler die genetischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen von Hunden und Wölfen heraus. Der genetische Unterschied zwischen Wolf und Kojote beträgt zum Beispiel 3,1 Prozent, zwischen Hund und Wolf dagegen nur 0,2 Prozent.
Wie alt ist der Urhund?
Die Klärung der Abstammung des Hundes vom Wolf wirft natürlich auch die Frage nach dem Alter unserer Haushunde auf. Bislang waren Forscher davon ausgegangen, dass die Zähmung und Domestikation der Rudeltiere vor etwa 16.000 Jahren stattgefunden hat.
Archäologische Funde aus der Zeit des Mesolithikums – etwa der Hundeschädel aus einem Doppelgrab in Oberkassel oder das Hunde-Skelett aus dem skandinavischen Dorf Skateholm – werden auf 14.000 bis 17.000 vor Christus datiert. Sie deuten darauf hin, dass Hundebestattungen in der Nähe menschlicher Siedlungen bereits in der Mittelsteinzeit üblich waren.
Neue Genetik-Studie verfolgt die Spur zurück bis ins Pleistozän
Eine genetische Studie von schwedischen und amerikanischen Wissenschaftlern hat jetzt das Erbgut von Hund und Wolf vollständig analysiert und festgestellt, dass der erste vom Wolf abstammende Urhund womöglich schon vor 135.000 Jahren geboren wurde. Damit wäre er rund zehnmal älter als bislang angenommen. Doch da es keine hundeähnlichen Knochenfunde aus dieser Zeit gibt, ist die Studie gerade bei traditionellen Hundeforschern umstritten.
Zweifel dieser Art halten die Verfechter der neuen Studie die Tatsache entgegen, dass frühe Menschen nomadische Sammler und Jäger waren und deshalb Friedhöfe noch nicht existierten.
Folglich könnten auch keine entsprechenden Hundefossilien gefunden werden. Dieser Theorie nach kamen die Neandertaler das erste Mal in Kontakt mit dem grauen Wolf. Lange blieb das äußere Erscheinungsbild des Hundes wolfsähnlich. Sie begleiteten die Menschen auf ihrer Wanderschaft mehr oder weniger frei in Rudeln und wurden erst nach und nach dauerhaft gebunden. Erst als der Mensch sesshaft wurde, begann er den Hund gezielt zu seinem Nutzen abzurichten, beispielsweise als Bewacher von Haus und Hof.
Lebensretter auf vier Pfoten: der beste Freund des Menschen
Von den domestizierten Tierarten ist der Hund das älteste Nutztier. Außerdem, oder vielleicht gerade aus diesem Grund, ist der Hund das Tier, das am besten mit dem Menschen kommunizieren kann. Da er menschliche Zeichen schneller und genauer als alle anderen Tiere interpretieren kann, wird er auch für schwierige, komplizierte oder gefährliche Arbeiten verwendet und rettet sogar Leben.
„Berufstätige“ Hunde
Unter Gebrauchshunden verstehen wir Hunde, welche die Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen. Zu diesen „berufstätigen“ Hunden gehören beispielsweise Polizeihunde. Ihr Geruchssinn ist besonders gut ausgeprägt und wird durch ein spezielles Training zusätzlich geschult. Sie werden vor allem bei der Sprengstoff-Suche oder zum Auffinden von Drogen eingesetzt. Aber auch verunglückte oder vermisste Personen können durch die feine Nase dieser Hunde schneller wieder gefunden werden.
Lebensretter sind auch die Lawinenhunde. Unter extremen Bedingungen spüren sie verschüttete Personen unter einer bis zu sechs Meter dicken Schneedecke auf. Bis zu 50.000 Gerüche können die feinen Nasen aufnehmen und auch wieder erkennen.
Ein Begleiter auf vier Pfoten: Blindenhunde
Sie sind speziell ausgebildete Assistenzhunde, die blinden Menschen eine gefahrlose Orientierung in fremder Umgebung ermöglichen. Der Blindenführhund im Dienst ist an seinem weißen Führgeschirr zu erkennen, das sogar als offizielles Verkehrsmittel gilt. Die Idee zur Ausbildung von Blindenführhunden geht auf die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück. Damals reagierte der Verein für Sanitätshunde auf die steigende Zahl von Kriegsopfern, die durch Granatensplitter oder Geschosse erblindet waren.
Pilot und Navigator
Blindenführhunde sind auf bestimmte Kommandos trainiert: Sie suchen wunschgemäß nach Türen, Treppen, Zebrastreifen, Telefonzellen oder freien Sitzplätzen in Bus und Bahn. Das Ziel zeigen sie an, indem sie davor stehen bleiben. Hindernisse wie Straßenschilder oder parkende Autos umgehen sie ebenso wie Schlaglöcher und Pfützen. Ein ausgebildeter Führhund beherrscht 40 Hörzeichen, die er bei entsprechender Ausbildung bis zu 400 erweitern kann. Damit diese Fähigkeiten nicht verloren gehen, werden die akustischen Kommandos regelmäßig von Spezial-Ausbildern trainiert.