- Welt der Wunder Redaktion
- Sandra Leinfelder
Initial Coin Offering (ICO) – so heißt das neue Finanzierungsmodell in der Welt der digitalen Währungen. Firmen generieren Kapital über Investitionen mehrerer Anleger – ähnlich wie Crowdfunding. Beim ICO erkaufen sich die Anleger mit Fiatgeld (z.B. Euro oder Dollar) oder einer anderen Kryptowährung (z.B. Bitcoin) die digitale Währung, die von der finanzierten Firma neu emittiert wurde. Dabei kann es sich um Utility Token oder Security Token handeln.
Das sollten ICO-Investoren beachten
Allerdings gibt es auch schwarze Schafe unter den ICOs. Das kommt vor allem daher, dass die Technologie, die dahinter steckt, für Laien meist unverständlich ist. Außerdem fehlen Vorschriften und Regularien, die Betrug evtl. verhindern könnten. Selbst Wolf of Wall Street Jordan Belfort, der selbst wegen Wertpapierbetrugs- und Geldwäsche im Gefängnis saß, warnte erst kürzlich vor Krypto- Börsengängen – auch wenn der Großteil ehrliche Absichten verfolgt, drohe aufgrund der paar schwarzen Schafe ein Desaster. In der Tat laufen Ermittlungen gegen einige Unternehmen. Doch das sind eher Ausnahmen. Wer in ICOs investieren möchte, sollte sich also vorher mit dem Projekt befassen und sich einige Fragen beantworten:
- Welches Unternehmen und welche Personen stecken hinter dem Projekt?
- Ist das Geschäftsmodell in sich schlüssig und einzigartig?
- Kann mit diesem Modell Geld verdient werden?
- Ist die technische Infrastruktur ausreichend gewährleistet und sicher / Wer übernimmt die technische Umsetzung?
- Reichen die finanziellen Mittel der Akteure aus, um das Projekt zu finanzieren?
- Welche Währung akzeptiert der ICO für den Tausch in Token?
- Was kann ich mit der neuen Währung anfangen?
- Hat das Projekt einen gesellschaftlichen Nutzen?
- Welche bekannten Akteure investieren bereits in das Projekt bzw. gibt es prominente Advisors, die die Unternehmung unterstützen?
- Auf welchen Zeitraum ist das Projekt angelegt?
- Gibt es ein offizielles Wallet (digitale Geldbörse) für die neue Währung?
Doch selbst, wenn man nach der Analyse der obigen Kriterien sein Investitionsobjekt als vertrauenswürdig einstuft: Finanzexperten betonen immer wieder, dass das Geschäft mit Kryptowährungen generell ein hohes Risiko birgt. Zwar können die Kurse von neuen Währungen innerhalb kürzester Zeit ins Unermessliche steigen, aber auch das Gegenteil kann passieren – so ist es nicht unwahrscheinlich, dass man sein ganzes Kapital innerhalb von einem Tag verlieren kann.
Staatliche Regulierungen
Während traditionelle Kapitalmärkte diversen Regulierungen unterliegen, gibt es diese für ICOs bisher nicht – zumindest nicht flächendeckend. Anfangs haben sich staatliche Behörden eher zurückgehalten, mittlerweile schreiten aber immer mehr Länder ein, um das System besser zu kontrollieren. Eine kleine Übersicht:
- Kryptowährungen sind als Zahlungsmittel zugelassen und werden im Einzelhandel sogar gefördert
- Die japanische Börse Bitflyer ist die größte Bitcoin-Tauschstelle der Welt
- Seit Oktober müssen japanische Kryptowährungen Mindestbedingungen einhalten
- In Planung: JCoin, eine eigene japanische Kryptowährung (2020)
- Regulierungsbehörden verbieten Anfang September 2017 ICOs und schließen bestehende Handelsplattformen
- Grund dafür ist die Sorge, dass der Bitcoin illegale Geschäfte ermöglicht und Anleger Kapitalverkehrskontrollen umgehen könnten
- In Zukunft sollen Lizenzen für virtuelle Marktplätze vergeben werden
- Die Währung Bitcoin ist weiterhin erlaubt
- Ebenso wie China hat Südkorea im September 2017 die Ausgabe neuer Währungen über ICOs beschränkt
- Bisherige Kryptowährungen bleiben weiterhin bestehen
- Auch Russland möchte zunächst Kryptowährungen regulieren
- Der Handel mit digitaler Währung soll allerdings grundsätzlich möglich sein und sich an bestehender Gesetzgebung orientieren
- Krypto-Valley: Hier können Start-ups für ihre Projekte echtes Geld in virtuelles umwandeln
- Finanzaufsicht hat angekündigt, die ICOs genauer unter die Lupe zu nehmen, um betrügerische Absichten aufzudecken.
- Virtuelle Währungen werden in Deutschland als „privates Geld“ akzeptiert – sie gelten nicht als gesetzliches Zahlungsmittel
- Jeder darf sie als Tauschmittel nutzen, elektronisch übertragen, verwahren oder handeln, jedoch nicht gewerblich
- Regulierung gibt es in Amerika bisher nur in New York: Jeder, der mit Kryptowährungen handelt, braucht eine Lizenz. Nicht davon betroffen sind diejenigen, die das digitale Geld nur kaufen.
- Weitere Vorschriften sollen Geldwäsche verhindern, z.B. indem jeder identifiziert werden muss, der hohe Summen an Geld überweist