Das legendäre Hundeschlittenrennen
Acht bis 19 Tage lang werden die weltbesten Hundeschlittenführer – genannt Musher – und ihre vierbeinigen Teams wieder unterwegs sein, wenn sie in Anchorage zum Iditarod-Rennen starten. Auf dem Iditarod Trail führt sie dieser Wettlauf der Extreme etwa 1.600 Kilometer durch die fast unberührte Natur des nördlichsten US-Bundesstaates Alaska. Ausgetragen wird das Rennen seit 1973 und beginnt immer am ersten Samstag im März.
Startschuss in Anchorage
Die Eröffnungszeremonie findet in Anchorage statt, der mit knapp 300.000 Einwohnern größten Stadt Alaskas. Zum Rennstart wird extra Schnee auf der Fourth Avenue im Zentrum ausgebracht. Das eigentliche Rennen beginnt tags darauf im weiter nördlich gelegenen Willow.
Der Iditarod Trail
Das Rennen findet in Erinnerung an eine Hundeschlitten-Expedition 1925 statt: Um eine Diphterie-Epidemie in Nome, einem Ort im hohen Norden Alaskas, zu stoppen, wurde damals im Staffelbetrieb der lebenswichtige Impfstoff von Anchorage herantransportiert. Seinen Namen verdankt das Rennen einem alten Pfad, der verschiedene Goldgräber- und Hafenorte verband, die heute teils verlassen sind.
Die nördliche und südliche Route
Der mittlere Teil des Rennens wird im jährlichen Wechsel auf einer nördlichen und einer südlichen Strecke zurückgelegt, um das dort befindliche Innoko National Wildlife Refuge zu umfahren. In ungeraden Jahren wird die südliche Strecke verwendet, in Jahren mit gerader Zahl der nördliche Weg – jedenfalls theoretisch: In den letzten Jahren änderten der Veranstalter auf Grund von Schneemangel die Strecke. 2019 ist die südliche Route geplant.
Aktueller Streckenrekord
Der aktuelle Streckenrekord aus dem Jahr 2017 liegt bei acht Tagen, drei Stunden, 40 Minuten. Der 57-jährige Amerikaner Mitch Seavey (Bild) stellte ihn auf – damit ist er auch der älteste Musher, der das legendäre Hundeschlittenrennen gewann.
Geschwindigkeit und Ausdauer
Traditionelle Schlittenhunde sind der Siberian Husky (Bild) und der Alaskan Malamute. Die Siberian Huskys wurden ursprünglich aus Russland importiert. Um Geschwindigkeit und Ausdauer zu steigern, werden Schäfer- und Jagdhunde eingekreuzt. Weiterhin gibt es auch Einkreuzungen von Wölfen. Solche Wolfshunde sind besonders kräftig und ausdauernd.
Alaskan Malamute
Der Alaskan Malamute ist die ursprüngliche Hunderasse in Alaska. Die Schlittenhunde müssen die extreme Kälte unbeschadet und im Freien überstehen. Gerade das gilt als eine wesentliche Eigenschaft des Alaskan Malamute.
Immer schneller, immer weiter
In Hochleistungsphasen verbrauchen Schlittenhunde deutlich mehr Energie als Mensch oder Pferd. Jahrelang galt als Faustformel für Hundeschlittenrennen: sechs Stunden fahren, sechs Stunden Pause. In den letzten Jahren lagen jedoch immer wieder Teams ganz weit vorne, die mit einer anderen Taktik arbeiteten: Ihre Hunde rannten ununterbrochen bis zu vierzehn Stunden – und wurden mit der Zeit sogar immer schneller.
Magischer Stoffwechsel
Biologen und Tiermediziner waren deshalb gezwungen, ihr Wissen über den Organismus der Tiere zu überprüfen. Das Ergebnis: Top-Schlittenhunde scheinen einen magischen Schaltknopf zu betätigen, der ihren Stoffwechsel nach einigen Rennstunden verändert. So können sie bis zu 12.000 Kilokalorien am Tag verbrennen, ohne ihre Energiereserven zu erschöpfen oder müde zu werden. Wie die typischen Rennhunde, also Huskys und Malamutes, das machen, ist noch unklar.
Extreme der Natur
Zum Iditarod werden nur die besten Hundeschlittenteams der Welt zugelassen, die sich zuvor in kleineren Wettbewerben beweisen mussten. Doch das Terrain, das die Rennteams durchqueren müssen, ist selbst für die erfahrensten Musher extrem hart. Die Witterungsbedingungen können brutal sein. Zwischen gut und gerne fünfzig bis sechzig Minusgraden kann die Temperatur liegen. In den Hochtälern herrscht ständig die Gefahr von Blizzards, also Schneestürmen, überrascht zu werden. Gleißende Helligkeit durch reflektierenden Schnee – das sogenannte Whiteout – blendet Menschen und Hunde. Peitschende Winde sind an der Tagesordnung. Windchill wird der Unterschied zwischen der gefühlten und der tatsächlichen Lufttemperatur genannt, der ebenfalls eine enorme Belastung darstellt.
Ruhepause am Checkpoint
An der Strecke finden sich bis zu 27 Kontrollpunkte (je nach Route): Dort müssen sich die Musher mit ihren Teams melden. Doch der Weg zwischen den einzelnen Checkpoints bleibt ihnen selbst überlassen. Die Verwendung von GPS-Geräten ist allerdings strikt verboten.
Essen und ausruhen
An den Kontrollpunkten können die Schlittenführer ihren Proviant auffüllen und eine Rast einlegen. Hier besteht auch die Möglichkeit, den Schlitten zu wechseln.
Gesundheits-Check für die Schlittenhunde
Die Gesundheit der Tiere wird laufend von Tierärzten überprüft. Gerade für die Hunde ist die Rast an den Kontrollpunkten wichtig. Hier gibt es Futter – und endlich Ruhe.
Kraft tanken für den Endspurt
Jeder Teilnehmer muss unterwegs mindestens eine Pause von 24 Stunden einlegen, zweimal ist eine Unterbrechung von acht Stunden Pflicht. Das soll verhindern, dass die Hunde überfordert werden.
Auf den Spuren der Pioniere
Die Hundeschlittenführer sehen das Rennen als großes Abenteuer – auf den Spuren der ersten Pioniere, die die Wildnis des Nordens erkundeten und besiedelten. Und genau genommen gibt es entlang der Strecke sogar fast noch mehr von Menschen unbesiedelte Fläche als in der Vergangenheit...
Wildnis, fast ohne Menschen
… denn wo einst die Siedler in ihren Hütten entlang der neu angelegten Wege lebten und sich in Bergbaugebieten verdingten, ist es heute geradezu menschenleer: Den ganzen Iditarod Trail entlang von Willow im Süden bis Nome im Norden kommt man heute durch verlassene Siedlungen, da sich die Menschen in die städtischen Ballungsräume zurückgezogen haben.