- Staatliche Internetzensur verpflichtet Internet-Provider in einem bestimmten Land, den Zugriff auf bestimmte Websites zu sperren.
- Internetzensur lässt sich durch VPN-Apps umgehen. Diese leiten die Internetverbindung über einen Einwahlknoten im Ausland.
- Russlands Pläne, ein autarkes russisches Internet einzuführen, ähneln stark der seit dem Jahr 2000 bestehenden Internetzensur in China.
- Auch gegen diese helfen VPN-Apps.
Mit VPN-Software lässt sich die Internetzensur Russlands umgehen
VPN steht für „Virtual Private Network“. Dieses Verfahren wurde ursprünglich entwickelt, um Computer und Computernetzwerke sicher über das Internet zu vernetzen. Das geschieht über eine speziell verschlüsselte Netzwerkverbindung, einen sogenannten VPN-Tunnel.
Viele von uns kennen das Prinzip von der Arbeit: Wer eine VPN-Software auf seinem System installiert und die passenden Zugangsdaten zur Hand hat, kann sich auch von unterwegs oder aus dem Homeoffice mit dem Büro-Netzwerk verbinden. Das ist aber nur möglich, wenn auf den Firmenservern eine VPN-Anwendung läuft. VPN-Apps gibt es inzwischen nicht nur für Windows, macOS und Linux sondern auch für mobile Betriebssysteme wie Android und iOS.
Geoblocking: So funktionieren Internetsperren
Die meisten Maßnahmen zur Internetzensur verwenden Geoblocking-Verfahren. Geoblocking schließt Internetnutzer und Internetnutzerinnen aus bestimmten Regionen von bestimmten Inhalten aus.
Dafür analysieren Geoblocking-Tools in den meisten Fällen die IP-Adresse, mit der jedes mit dem Internet verbundene System eindeutig identifiziert werden kann. Die IP-Adresse verrät zwar in den meisten Fällen nicht den genauen Ort von Rechner, Smartphone oder Tablet. Allerdings gibt sie den exakten Standort des Internet-Providers preis, der sich praktisch immer im gleichen Land wie das mit dem Internet verbundene Gerät befindet. Auch anhand der Zeit, die Datenpakete vom Sender zum Empfänger benötigen, kann der Standort des Internet-Providers eingegrenzt werden.
VPN als effektive Maßnahme gegen Geoblocking
VPN-Dienste erlauben anonymes Surfen, indem sie Geoblocking-Tools überlisten. Das geschieht durch im Ausland bereitgestellte VPN-Server, auch Einwahlknoten genannt. Wer sich mit den passenden Zugangsdaten in diese einwählt, surft nun mit einer IP-Adresse im Ausland. Die ursprüngliche IP-Adresse, mit der sich der Betreffende ins Internet eingewählt hat, ist für Außenstehende nun nicht mehr sichtbar. Bei guten VPN-Diensten wird die Verbindung zusätzlich verschlüsselt.
Viele VPN-Dienste machen hier nicht halt und setzen auf konsequenten Datenschutz. No-Log-VPN-Dienste verzichten konsequent darauf, die Aktivitäten ihrer Nutzer und Nutzerinnen aufzuzeichnen und sollten somit die erste Wahl sein.
Das „Runet“: Russland will angeblich sein Internet abkoppeln
Wie momentan in zahlreichen Medienberichten zu lesen ist (Stand 08. März 2022), plant Russland ein eigenes, autarkes Internet. Russische Internet-Provider sollen in Zukunft nur noch den Aufruf von Inhalten auf russischen Servern zulassen. Was zuerst dramatisch klingt, ähnelt bei genauerer Betrachtung dem chinesischen Modell der Internetzensur. Die verwendet China bereits seit dem Jahr 2000: Chinesische Internet-Provider dürfen nur den Zugriff auf Websites auf chinesischen Servern freigeben. Tun sie das nicht, riskieren sie hohe Strafen.
Die Idee eines nationalen Internets ist nicht neu – und VPN bleibt effektiv
Doch wie sich inzwischen gezeigt hat, kann auch die chinesische Regierung gegen VPN wenig ausrichten. Wer mit einer guten VPN-Software einen Tunnel zu einem Server im Ausland herstellt, erhält praktisch einen zusätzlichen Internet-Provider im Ausland – und kann weiterhin jede beliebige Seite im Internet aufrufen. VPN bleibt somit ein mächtiges Mittel, um Internetzensur weltweit auszuhebeln.
Vorsicht Falle: Das sollten VPN-Nutzer beachten
1. Entscheiden Sie sich für einen kostenpflichtigen VPN-Dienst
Die Gebühr für einen hochwertigen VPN-Dienst lohnt sich in den meisten Fällen. Die Qualität kostenloser VPN-Dienste variiert dagegen sehr stark und etliche davon sind unseriös. Sie riskieren etwa, dass Ihr Einwahlknoten im Ausland in Wirklichkeit der gehackte Rechner einer Privatperson ist, oder dass Ihre übertragenen Daten vom VPN-Provider abgegriffen werden.
2. Nicht jede Software nutzt automatisch den VPN-Tunnel
Sie benutzen spezielle Chat-Software oder Tools zum Hochladen von Daten auf einen Server? Dann müssen Sie diese möglicherweise speziell konfigurieren. Solche Dienste benutzen für den Internetzugriff oft andere Verbindungen als Ihr Internet-Browser.
In der Fachsprache werden diese Verbindungskanäle Ports genannt. Gängige Internet-Browser übertragen Daten über den Port 80, Programme für den direkten Zugriff auf Server generell über Port 21. Die meisten VPN-Dienste liefern auch Zugangsdaten für spezielle Programme und nützliche Hinweise, wo Sie diese eintragen müssen.
3. Auch verschlüsselte Daten können verdächtig sein
Zwar bleibt der Inhalt von per VPN übertragenen Datenpaketen auch für Ihren Internet-Provider unsichtbar. In den meisten Fällen kann dieser jedoch erkennen, dass Sie eine verschlüsselte Verbindung verwenden – und allein aufgrund diese Tatsache können Sie unangenehm auffallen. Zusätzlich kann Ihr Provider den Umfang der übertragenen Daten erkennen.
Halten Sie sich in einem Land mit Internetzensur auf, benutzen Sie Ihren VPN-Dienst daher nur für Informationen, die Sie wirklich benötigen.
Zugriff auf das Darknet als Alternative zu VPN
Zum Beispiel China, der Iran, Syrien, Pakistan und auch Russland haben bereits begonnen, bestimmte VPN-Dienste zu blockieren. VPN-Provider weltweit wiederum kontern dies regelmäßig mit besseren Verschlüsselungs- und Tarn-Techniken. Sollten Sie dennoch mit gängigen VPN-Tools keinen Erfolg haben, bleibt der Zugriff auf das Darknet eine Alternative.
Das Darknet ist ein Netzwerk aus nicht öffentlich einsehbaren Websites. Allerdings ist es keinesfalls nur ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten, wie manche Nachrichtenmedien berichten. Vielmehr kann das Darknet auch zur Informationsbeschaffung in Ländern mit Internetzensur verwendet werden.
Der Tor Browser als komfortabler Ausweg aus zensierten Netzen
Der gängigste Weg, auf das Darknet zuzugreifen, ist das aufwendig verschlüsselte Tor-Netzwerk. Den Zugriff darauf können Sie mit dem Tor Browser herstellen. Viele Nachrichtenmedien wie etwa die BBC oder die New York Times betreiben eigene Präsenzen im Darknet für den Zugriff aus Staaten mit eingeschränkter Informationsfreiheit. Sogar Facebook ist inzwischen im Darknet erreichbar.
Inzwischen gibt es etliche Darknet-Suchmaschinen wie etwa DuckDuckGo, die die Orientierung im Darknet leichter machen. Auf die häufig im Netz anzutreffenden Sammlungen nützlicher Darknet-Links sollten Sie sich jedoch nicht verlassen. Da das Verschlüsselungsprotokoll für den Zugriff auf das Darknet laufend aktualisiert und verbessert wird, veralten Links auf Darknet-Inhalte extrem schnell.
1 thought on “Internetzensur in Russland: Das hat es damit auf sich und so hilft VPN”
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