Welt der Wunder

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Ist Meerrettich die bessere Zitrone?

Meerrettich ist Heilpflanze schlechthin. Die scharfe Wurzel treibt Tränen in die Augen, schmeckt gut, spornt unser Immunsystem zu Höchstleistungen an und benimmt sich wie eine Diva.

Gesunder Scharfmacher:  Meerrettich/Kren (Armoracia rusticana) ist schon sehr lange als Heilpflanze bekannt. In Ägypten wurde er bereits 1.500 vor Christus kultiviert und medizinisch verwendet. Im Mittelalter kam die Wurzel bei Vergiftungen, Ohrenschmerzen oder Dreitagefieber zum Einsatz. Kren wirkt als natürliches Antibiotikum, enthält hochwertige Antioxidantien und wird aufgrund seines doppelt so hohen Vitamin C Anteils im Vergleich zu Zitronen auch gerne das „Penicillin des Gartens“ genannt. Verantwortlich für die typische Schärfe, die uns bei der Zerkleinerung die Tränen in die Augen treibt, sind ätherische Senföle mit dem Wirkstoff Sinigrin. 
Heilpflanze mit Potenzial: Traditionell ist die Wurzel der Heilpflanze 2021 sehr vielseitig: „Sie kommt frisch zur Anwendung, ist als Frischpflanzensaft einsetzbar oder kann innerlich und äußerlich als Extrakt verabreicht werden. Die Inhaltsstoffe des Krens wirken dabei antimikrobiell, antioxidativ, krampflösend, appetitanregend und verdauungsfördernd. Die heilende Wirkung bei der Therapie von Atemwegs- und Harnwegsinfekten ist wissenschaftlich bestätigt“, erläutert Kräuterpädagogin und Heilkräutercoach Regina Müllner aus der Hochsteiermark, die gesunden Eigenschaften des Krens. Ob der schärfste Steirer auch als Potenzmittel taugt? Fakt ist: Kren fördert die Durchblutung. Sein Ruf in Österreich als „steirisches Viagra“ ist wissenschaftlich betrachtet jedoch nicht erwiesen.
 
Wo wächst Kren?
Eins der größten Anbaugebiete Europas neben Ungarnist die Steiermark. Dank günstiger klimatischer und geologischer Bedingungen wird dort seit 1960 gewerblich Kren angebaut. Heute erwirtschaften insgesamt 64 steirische Betriebe auf 307 Hektar rund 3.500 Tonnen im Jahr. Das entspricht rund 99 Prozent der österreichischen Kren-Produktion. 
Der schärfste Steirer ist eine Diva: Kren gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Die krautige, winterharte Pflanze, kann bis zu zwei Meter hoch werden. Verwendet wird jedoch nur die rund 40  Zentimeter lange Pfahlwurzel. Diese zu ernten, hat es in sich: „Der Kren will jeden Tag seinen Herrn sehen“, heißt es im steirischen Volksmund. Nicht zu Unrecht, denn mit zwei Erntezeiten im März und November und rund 1.000 Arbeitsstunden pro Hektar ist Kren eine der arbeitsintensivsten Agrarkulturen überhaupt. Einer der beschwerlichsten Arbeitsschritte ist das „Krenheben“ von Mai bis Juni. Jede der rund 33.000 Wurzeln pro Hektar wird hier händisch freigelegt, alle Triebe bis auf den kräftigsten Trieb abgeschnitten und dieser wieder eingegraben. Damit erzeugt man die glatten, gleichmäßigen Krenstangen mit leicht gebogenem Kopf, die bezeichnend für den inzwischen als europäisches Top-Produkt geadelten Steirischen Kren g.g.A sind. 

Zum Weinen gut
Die scharfe Kren-Wurzel ist in der Küche vielseitig einsetzbar und das ganze Jahr erhältlich. Für die Zubereitung muss sie geschält, gerieben (richtig heißt es: gerissen) – und rasch serviert werden. Spitzenköche veredeln mit Kren Vor-, Hauptspeisen, Beilagen, Aufstriche, Salate und sogar Süßspeisen. 

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