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„Das tut ja schon beim Zusehen weh!“ – das denken viele von uns, wenn wir andere Menschen leiden sehen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Birmingham haben in einer Studie untersucht, wie viel Wahrheit in diesem geflügelten Wort steckt. Dazu zeigten sie 100 Versuchspersonen Videos von schmerzhaften Prozeduren. Diese zeigten unter anderem Injektionen mit Spritzen und Knochenbrüche.
Unsere Empathiefähigkeit lässt uns an fremdem Schmerz teilhaben
Die Forschenden stellten fest, dass das Betrachten bei allen Teilnehmenden emotionale Reaktionen auslöste. Bei einem Drittel der Teilnehmenden ging die Erfahrung jedoch so weit, dass sie körperliche Reaktionen zeigten. Diese wurden von den Teilnehmenden als Kribbeln oder Stechen beschrieben. Die Teilnehmenden spürten diese körperlichen Reaktionen zudem tatsächlich an der Stelle, an der im Video der Schmerz ausgelöst wurde.
Im Rahmen der Studie wurde bei den Teilnehmenden eine funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) durchgeführt. Damit lassen sich Veränderungen in der Durchblutung von Hirnarealen sichtbar machen, die auf Stoffwechselvorgänge zurückgeführt werden können, die wiederum mit neuronaler Aktivität zusammenhängen. Dabei zeigte sich deutlich, dass bei allen Probanden das für Mitgefühl zuständige Hirnareal stimuliert wurde.
Besonders emphatische Probanden spürten selbst – wenn auch geringe – Schmerzen
Bei denjenigen, die während der Videos auch körperliche Reaktionen zeigten, war zusätzlich der somatosensorische Kortex verstärkt aktiv. Dieser Bereich des Gehirns ist für die Verarbeitung von Sinneseindrücken wie Berührung und Schmerz zuständig. Es stimmt also – dank der menschlichen Empathiefähigkeit ist durchaus möglich, Schmerz zu empfinden, indem man „nur zuschaut“.