Frisches Gemüse oder Tiefkühlkost – wer die Wahl hat, entscheidet sich oft für die Frischware. Viele glauben, dass diese gesünder ist. Aber ist der schlechte Ruf von Tiefkühlprodukten begründet? Oder kann Tiefkühlkost sogar die bessere Wahl sein?
Immer auf Vorrat, saisonunabhängig und schnell zubereitet – Tiefkühlkost ist praktisch. In den 1950er-Jahren kam der Trend nach Deutschland. 1970 lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch noch bei zehn Kilogramm (ohne Speiseeis), heute sind es 40 Kilogramm.
Vor allem tiefgekühlte Pizza, Pommes und Fischstäbchen finden sich in fast jedem Haushalt. Darüber hinaus gibt es aber auch gesunde Kost für den Eisschrank: Kaisergemüse, grüne Bohnen, Brokkoli, gemischte Beeren – die Auswahl an Gemüse und Obst ist riesig. Allerdings stehen etliche Menschen der Tiefkühlkost skeptisch gegenüber, da diese weniger Vitamine und Nährstoffe enthalten soll. Doch stimmt das wirklich?
20 Prozent Vitaminverlust pro Tag sind möglich
„Tiefgekühltes Obst und Gemüse enthält mehr Vitamine als vermeintlich frische Ware, die zu lange und/oder bei zu hohen Temperaturen gelagert wurde“, sagt Anja Markant, Professorin für Ernährungswissenschaften an der FH Münster, im Gespräch mit Welt der Wunder.
Untersuchungen zum Vitamin-C-Gehalt in Gemüse und Obst haben gezeigt, dass eine Lagerung im Kühlschrank zu täglichen Verlusten von circa 10 Prozent pro Tag führen und bei Raumtemperatur sogar zu 20 Prozent.
Generell gilt: Je niedriger die Temperaturen sind, desto weniger Vitamine gehen verloren. Doch oft werden Obst und Gemüse sowohl im Supermarkt als auch zu Hause bei Raumtemperaturen aufbewahrt.
Und genau hier kann die gefrorene Variante punkten: „Tiefkühlware wird direkt nach der Ernte blanchiert und auf Temperaturen von minus 30 bis minus 50 Grad Celsius schockgefrostet. Dadurch werden enzymatische Prozesse, die unter anderem den Vitaminabbau fördern, unterbrochen. Wertvolle Inhaltsstoffe bleiben somit erhalten“, sagt Markant.
Gartenfrisch ist und bleibt am besten
Richtig ist, dass ganz frisches Obst und Gemüse – also direkt von Feld oder aus dem Garten – etwas mehr wertvolle Nährstoffe enthält als das tiefgekühlte. Denn bevor Tiefkühlgemüse schockgefrostet wird, muss es sortiert, geputzt, geschnitten und blanchiert werden – und das dauert seine Zeit.
Doch nur die wenigsten Deutschen kommen heutzutage in den Genuss erntefrischer Ware. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Gemüse und Obst aus dem Supermarkt schon vor dem Einkauf tage- bis sogar monatelang gelagert wurde und es anschließend zu einer weiteren Lagerung in den Privathaushalten kommt“, sagt die Ernährungsexpertin.
Sonne, Luft, Hitze: die Vitamin-Feinde Nummer Eins
Doch wieso schwinden die gesunden Nährstoffe eigentlich? Vitamine sind Sensibelchen. Hitze, Licht und Sauerstoff zerstören sie. Allerdings sind nicht alle Vitamine gleich empfindlich. „Vitamin C, Folsäure und Vitamin B1 gehören zu den empfindlichsten Vitaminen“, sagt Markant. Der Vitamin-C-Gehalt eines Lebensmittels dient daher oft als Referenzwert für den allgemeinen Vitaminerhalt bzw. -verlust.
Doch nicht nur in Gemüse und Obst nimmt der Nährstoffgehalt mit der Zeit ab. Auch die Qualität von Fleisch und Fisch leidet durch lange Transportwege und die Lagerung. Daher sind auch hier Tiefkühlprodukte empfehlenswert: „Für Fleisch und Fisch, das zeitnah nach dem Schlachtvorgang bzw. nach dem Fang sachgemäß eingefroren wurde, gelten die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie für Obst und Gemüse“, sagt Markant.
Auftauen beim Transport vermeiden
Einen Nachteil hat die Tiefkühlkost allerdings: Wenn die Kühlkette unterbrochen wird, taut das Produkt auf und Keime können sich vermehren.
„Bei Temperaturen von minus 18 Grad Celsius wird das Wachstum der enthaltenen Mikroorganismen unterbrochen. Diese Temperaturen reichen aber nicht aus, um sie abzutöten, sodass sich die Mikroorganismen beim Auftauen mit steigenden Temperaturen wieder vermehren können“, sagt Markant.
Vor allem im Sommer ist es daher empfehlenswert, immer mit Kühltasche einkaufen zu gehen. Achten Sie darauf, die Tiefkühlprodukte am Ende einzupacken und lassen Sie den Einkauf nicht zu lange im warmen Auto. Und wenn das Essen später aus dem Gefrierschrank kommt, sollte es zeitnah zubereitet werden.