Mit der Bienen-Sauna möchte der Ingenieur und Imker Richard Rossa den Kampf gegen den gefährlichen Schädling Varroa-Milbe gewinnen. Das Gerät behandelt das gesamte Bienenvolk mit Warmluft.
Die Bienen fühlen sich wohl dabei, wenn sich die Temperatur auf maximal 42 Grad Celsius erwärmt. Bei ansitzenden Bienen ohne Brut dauert die Behandlung nach Erreichen der Solltemperatur circa 45 Minuten; mit Brut rund zwei Stunden. Danach schaltet das Gerät automatisch ab.
Die Sauna eignet sich für alle Magazinbeuten – das ist der Fachbegriff für künstliche Nisthöhlen für Honigbienen. Der Imker muss lediglich einen Universalboden installieren, der auf das jeweilige Maß der Beuten abgestimmt und für die optimale Funktionsweise der Bienensauna notwendig ist. Dieser kann dort dauerhaft verbleiben.
Hält man die Lufttemperatur konstant zwischen 40 Grad Celsius und 42 Grad Celsius, werden alle Varroa-Milbenlarven, die lange genug dieser Temperatur ausgesetzt sind, irreversibel geschädigt. Sollten einzelne Varroa-Milbenlarven überleben, sind sie so geschädigt, dass sie sich nicht mehr vermehren können.
So funktioniert es: Das Gerät wird unterhalb des Einfluglochs eingeschoben und verschließt die künstliche Nisthöhle. Während der Behandlung werden Temperatur und Feuchte permanent gemessen und optimal geregelt. Nach rund zwei Stunden ist die Behandlung abgeschlossen.
Um die Flucht der jungen Varroen-Milben hinauszuzögern, erfolgt die Erwärmung der Luft langsam und kontrolliert. Trotzdem kann man die Fluchtbewegungen in kühlere Zonen nicht vollkommen verhindern. Hier werden sie unterhalb des Trenngitters durch eine Milben-Barriere abgetötet, die ähnlich der elektrischen Fliegenklatsche funktioniert.
Richard Rossa ist Ingenieur für Regelungs- und Verfahrenstechnik. Vor rund sieben Jahren fing er mit dem Imkern an. Seitdem setzt er sich für den Schutz der Bienenvölker ein. Zusammen mit Dr. Florian Deising hat er die Crowdfunding-Kampagne „Wir retten Bienen“ ins Leben gerufen.
Dieses Verfahren ermöglicht jedem, ohne größere Vorkenntnisse und mit wenig Zeitaufwand Bienen ein schönes Zuhause zu geben.
Die Boxen wurden unter artgerechten Gesichtspunkten entworfen. Hierbei geht es in erster Linie um ein Zuhause für das Bienenvolk und nicht um den maximalen Honigertrag.
Die Bienen überwintern daher auf ihrem eigenen Honig und können durch Naturwabenbau ihren Lebensraum selbst gestalten. Das stärkt ihr Immunsystem und schützt sie somit vor Krankheiten.
Durch den flexiblen Aufbau kann die BienenBox im Garten, auf dem Dach oder sogar am Balkon angebracht werden. Die Box selbst behält dabei immer die gleiche Form.
Mit einem Arbeitsaufwand von effektiv 20 Stunden pro Jahr lässt sich ein Bienenvolk auf diese Weise ganz unkompliziert betreuen.
„Stirbt die Biene, hat der Mensch noch fünf Jahre zu leben.“ Schon Albert Einstein warnte vor den Auswirkungen, die das weltweite Bienensterben auf die Menschheit hat. Die tödliche Verkettung lässt sich schnell nachvollziehen: „Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“ Nicht nur angesichts dieser Aussage erschrecken aktuelle Zahlen des Deutschen Imkerbunds: Während im Jahr 1950 noch zwei Millionen Bienenvölker in Deutschland lebten, sind mittlerweile nur noch 750.000 übrig – rund ein Drittel weniger als vor 60 Jahren.
Tödlicher Parasit: die Varroa-Milbe
Neben Lebensraumvernichtung und Pestiziden in der Landwirtschaft gehören vor allem Parasiten wie die Varroa-Milbe zu den tödlichen Hauptfeinden der Honigbienen. Seit den 1970er Jahren gelangten die Milben vermutlich über importierte Bienen von Asien nach Europa und breiten sich seitdem über die ganze Welt aus. Der gerademal 1,7 Millimeter große Parasit beißt sich an den Brutzellen der Bienen fest, um sich von dem Blut der noch ungeschlüpften Insekten zu ernähren. Die Folge: Die jungen Bienen sind schon beim Schlüpfen geschwächt und sterben meist kurz nach der Geburt.
Bisher versuchten die Imker den tödlichen Milben mit Gift oder Säure zu Leibe zu rücken, was allerdings keinen durchschlagenden Erfolg brachte. Im Gegenteil: Selbst die natürliche Ameisensäure schädigte die Bienen zusätzlich und hinterließ sogar Rückstände im Honig.
Die Bienen-Sauna
Wie kann man den Bienen trotzdem helfen, ohne Säure und Gifte zu verwenden? Diese Frage stellte sich auch Richard Rossa, Ingenieur und leidenschaftlicher Imker. Er entwickelte ein – auf den ersten Blick eher ungewöhnliches – Gerät, das die Bienen ganz ohne Chemie von der Varroa-Milbe befreien soll: die Bienen-Sauna.Die spezielle Sauna soll mit Hyperthermie, also natürlicher Wärme, die Milben töten. Diese Idee ist nicht ganz neu: Seit circa 30 Jahren weiß man, dass Milben ab einer Temperatur über 39 Grad Celsius absterben, da sich die Eiweiße in ihrem Körper verändern, sodass sie irreversible Schäden erleiden. Die Bienen dagegen vertragen eine Temperatur von bis zu 45 Grad Celsius. Allerdings fehlte bis dato ein geeignetes Gerät – für den Ingenieur Rossa kein Problem: Er entwickelte kurzerhand selbst eines. Das war der Startschuss für die Bienen-Sauna.
Im Praxistest erprobt
Karin Backmann ist eine von 50 Imkern, die bereits eine Bienen-Sauna vorbestellt haben. Sie hat den rettenden Schwitzkasten schon getestet und ihr schwächstes Bienenvolk gesund „schwitzen“ lassen: „Jetzt gehört es zu den stärksten Bienenvölkern und trägt mehr Honig ein als jedes andere Volk,“ so Backmann.
Das Gerät soll eine Lebensdauer von 30 Jahren haben und etwa 500 Euro kosten. Da die Produktionskosten pro Stück bei rund 1.000 Euro liegen, hat Rossa zusammen mit Dr. Florian Deising die Crowdfunding-Kampagne „Wir retten Bienen“ ins Leben gerufen. Auf diese Weise hofft er, die erste Kleinserie der Bienen-Sauna finanzieren zu können. Unterstützer der Kampagne – Bienenfreunde oder Imker – könnten damit die Lebensgrundlage der Bienen sichern und gleichzeitig den Menschen eine lebenswerte Grundlage sichern, so die Initiatoren.
Bienen als Haustier?
Dass nicht nur Imker aktiv gegen das Bienensterben ankämpfen können, sondern auch Otto Normalverbraucher, zeigt das Projekt der Stadtbienen e. V. Der Berliner Verein hat die BienenBox entwickelt, die die Bienenhaltung für jedermann zugänglich machen soll. Der Hintergrund: Studien haben gezeigt, dass Städte der ideale Rückzugsort für Bienen sind. Im städtischen Raum sind die Insekten nicht den Pestiziden und Monokulturen auf dem Land ausgesetzt, sondern finden das ganze Jahr über einen reich gedeckten Tisch.
Das Konzept der BienenBox ermöglicht es fast jedem, ohne größere Vorkenntnisse und mit wenig Zeitaufwand, Bienen ein artgerechtes Zuhause zu geben. Die flexible Bauweise, die speziell an den Gegebenheiten der Stadt orientiert ist, macht es möglich, Bienen am Balkon, im Garten oder auf dem Dach zu halten.