Der kleine Junge Oskar Matzerath schreit. Er schreit so laut, dass sogar Gläser in seiner Umgebung zerspringen. Der dramatische Moment aus dem Film „Die Blechtrommel“ ist nicht die einzige Szene der Filmgeschichte, in der Menschen Glas ohne körperliche Gewalt zerstören: Auch Franka Potente schreit in „Lola rennt“ derart ohrenbetäubend, dass jede Menge Glas zu Bruch geht.
Doch was im Film möglich ist, funktioniert in der Realität nicht: Selbst ausgebildete Opernsänger bringen nicht genug Stimmgewalt auf, um ein Glas zum Zerspringen zu bringen.
Mit der richtigen Frequenz zur Resonanzkatastrophe
Das Geheimnis liegt in der Eigenfrequenz des Glases, die genau getroffen werden muss. Der an den Stimmbändern erzeugte Ton schwankt jedoch immer minimal. Auch der Schalldruck der menschlichen Stimme ist zu gering. Zwar wird das Glas durch die Schallwellen in Schwingungen versetzt – doch der Ton ist nicht laut genug, um das Glas zerspringen zu lassen.
Was für die menschliche Stimme unmöglich erscheint, ist für einen Tongenerator nur eine Frage der richtigen Frequenz und Lautstärke: Bei einem absolut gleichbleibenden Ton, der bis auf ein Hertz genau auf die Resonanzfrequenz des Glases eingestellt wird, entscheidet lediglich die Lautstärke.
120-mal lauter als die menschliche Stimme muss der Ton sein, damit die Schwingungen des Glases sich aufschaukeln und es zur so genannten Resonanzkatastrophe kommt: Das Glas zerplatzt!
Übrigens: Um die Eigenfrequenz eines Glases zu ermitteln, hilft angeblich ein simpler Bleistift. Den stellt man in das Glas und beginnt, verschiedene Töne zu singen. Bei einem bestimmten Ton fängt der Bleistift an zu vibrieren und sich sogar im Kreis zu drehen – ein Beweis, dass das Glas auf die Frequenz reagiert.