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Karriere einer Knolle: Wie die Kartoffel zum Erfolgsgemüse wurde

Foto: iStock / jamais_vu

Karriere einer Knolle: Wie die Kartoffel zum Erfolgsgemüse wurde

Schon vor 8.000 Jahren nutzten südamerikanische Andenbewohner die Pflanze als Nahrung. Heute verarbeitet die Lebensmittelindustrie die Kartoffel aufwändig zu verschiedensten Produkten. Die Knolle ist nicht nur lecker, sondern auch äußerst gesund.

Die Kartoffel gehört zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschheit und hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Bereits vor 8.000 Jahren war die Knollenfrucht in Südamerika bekannt. Erst im 16. Jahrhundert brachten Seefahrer die Kartoffel nach Europa. Hier galt sie sogar als Frucht des Bösen, da ihre Knollen im Dunkeln unter der Erde wuchsen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen ist die Kartoffel aus unseren Küchen nicht mehr wegzudenken. Von den 5.000 weltweit existierenden Sorten haben sich in Deutschland etwa 150 durchgesetzt.

Göttliche Gabe oder Frucht des Bösen?

Die Heimat der Kartoffel liegt in Südamerika. Schon vor 8.000 Jahren kannte die Urbevölkerung der Anden die Kartoffel als Nutzpflanze. Sie sammelten vor allem die Früchte von wild wachsenden Kartoffelpflanzen. Erst im 13. Jahrhundert begann das Volk der Inka, das Gemüse auf Feldern anzubauen. Sie entwarfen großangelegte Bewässerungssysteme, um trockene Gebiete in fruchtbares Land zu verwandeln. Zum Schutz ihrer Felder hielten die Inka verschiedene Zeremonien und Rituale ab. Besonders verehrten sie die Kartoffel-Göttin „Axomama“, die für die Fruchtbarkeit des Ackers zuständig war. Bis heute ist die Kartoffel das Hauptnahrungsmittel Südamerikas geblieben.

Irrtümer und Hysterie

In Europa dagegen war die Kartoffel noch vor rund 500 Jahren völlig unbekannt. Erst im 16. Jahrhundert brachten Seefahrer die Knolle von ihren Eroberungszügen in der Neuen Welt mit. Vermutlich war der englische Freibeuter Sir Francis Drake der erste Kartoffelpionier. Doch die wahre Bedeutung der Knolle blieb vielen Europäern zunächst noch unklar. Man hielt sie schlicht für eine schöne Zierpflanze. Viele Adlige schmückten sogar ihre Perücken mit den exotischen Blüten der Pflanze.

Friedrich der Große macht den Kartoffelanbau zur Pflicht

Das 17. Jahrhundert dann brachte die Kartoffel in Verruf. Die Knollen galten als Frucht des Bösen, da sie im Dunkeln in der Tiefe der Erde wuchsen. Erst König Friedrich II. von Preußen erkannte den Nutzen der Pflanze im Kampf gegen den Hunger. Im Jahr 1756 machte er den Kartoffelanbau zur Pflicht. Doch die Bevölkerung nahm das neue Gemüse nur zögernd an. Dann aber bemerkte man den positiven Effekt der Knolle: Weniger Menschen wurden krank, die Sterblichkeitsrate sank. Der Grund ist inzwischen bekannt: Die Kartoffel enthält Magnesium, Calcium und Vitamin C.

Die Verwandlung zum knusprigen Stäbchen

Kaum ein anderes Gemüse lässt sich in so viele verschiedene Gerichte verwandeln wie die Kartoffel. Eines der beliebtesten Produkte: Pommes Frites. Dabei reinigt zunächst ein Wasserbad die Kartoffeln von Verschmutzungen. Dann wandern die Knollen in einen Dampfkessel. Unter Druck und hoher Temperatur platzt die Schale auf und löst sich ab. Nach einem weiterem Waschgang sortieren Arbeiter Kartoffeln von minderwertiger Qualität aus. Danach werden die Knollen im Wasserstrom bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometer pro Stunde durch einen Messerblock gepresst. Eine Kamera kontrolliert die frisch geschnittenen Pommes Frites und erkennt dunkle Verfärbungen. Innerhalb von Millisekunden gibt sie an Luftdüsen den Befehl, sie nach unten aus dem Produktionsfluss auszublasen.

Vorfrittiert und schockgefroren

Doch noch sind die Pommes Frites roh. Erst am Ende ihrer Reise werden sie bei 170 Grad vorfrittiert, wodurch sich die spätere Zubereitungszeit verkürzt. Im letzten Produktionsschritt werden die Stäbchen dann schockgefroren und verpackt.

Die Feinde der Kartoffel

Jedes Jahr bedrohen verschiedene Schädlinge die Ernte der Bauern. Einer der hartnäckigsten ist der Kartoffelkäfer. Weltweit richtet das Insekt immense Schäden an.
Bei feuchter Witterung droht dagegen eine andere Plage: die Kartoffelfäule. Hier machen Pilze die Frucht ungenießbar. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte die Kartoffelfäule in Irland zu zwei verheerenden Hungersnöten, bei denen über eine Million Menschen starben. Damit löste die Seuche auch die größte Auswanderungswelle in der Geschichte dieses Landes aus.

Die Zucht einer starken Knolle

Bis heute bedrohen verschiedene Schädlinge und Krankheiten die Kartoffel. Aus diesem Grund arbeiten Forscher im Internationalen Kartoffelzentrum in Peru an einer dauerhaften Lösung des Problems: Sie versuchen Pflanzen zu züchten, die gegen Schädlinge resistent sind. Dafür kreuzen sie das Erbgut von verwilderten und kultivierten Kartoffelsorten. Sie hoffen, dass sich in den neu gezüchteten Pflanzen die besten Eigenschaften vereinigen werden. Ziel ist es, Kartoffeln zu erhalten, die immun sind gegen Krankheiten oder Insekten durch Stacheln abwehren. Besonders Bauern in der Dritten Welt wären auf solche resistenten Pflanzen angewiesen, da sie sich keine Insektizide leisten können. Doch vermutlich wird es noch Jahre dauern, bis die Biologen die Früchte ihrer Arbeit ernten können.
 
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