- Klimaangst betrifft, laut einer repräsentativen Studie, rund 60 Prozent der 16- bis 25-Jährigen
- Die Gründe für Klimaangst reichen von Zukunftsängsten bis zur Furcht vor aktiv erlebten Umweltereignissen
- Personen in Risikogebieten leiden stärker unter Klimaangst
- Menschen, die Klimaangst erleben, suchen häufig nach Möglichkeiten, gegen die Klimakrise aktiv zu werden.
Seit 2018 kämpfen junge Menschen bei “Fridays for Future” für härtere Maßnahmen zum Klimaschutz. Sie bewegt die Wut über die Politik, der Wunsch nach Veränderung, die Hoffnung, die Pariser Klimaziele einzuhalten und Angst – Angst vor der Zukunft.
Diese Angst definiert die Wissenschaft seit 2007 als Klimaangst oder „Climate Anxiety“. Ganz eindeutig ist der Begriff nicht. Die Angst ist so vielfältig wie die Menschen, die sie betrifft und reicht von Sorgen über bevorstehende Umweltkatastrophen, über die Ausrottung vieler Tierarten, über die Zerstörung unserer Wälder zu Sorgen über die eigene Versorgungssicherheit.
Laut einer Studie der University of Bath empfinden mehr als die Hälfte der 16- bis 25-Jährigen Angst, Hilflosigkeit, Wut, Stress und Schuldgefühle, wenn sie an die Zukunft des Planeten denken. Sie kommen aus den Ländern Australien, Brasilien, Finnland, Frankreich, Indien, Nigeria, Philippinen, Portugal, Großbritannien und den USA.
In der Studie heißt es, dass junge Menschen befürchten, einmal nicht dieselbe Lebensqualität zu haben, wie ihre Eltern. Mehr als ein Drittel der Befragten will aus Zukunftsängsten selbst keine Kinder bekommen. Ein 16-Jähriger wird in der Studie zitiert: „Ich will nicht sterben. Aber ich möchte nicht in einer Welt leben, die sich nicht um Kinder und Tiere kümmert.“
Personen in Risikogebieten erleben die Bedrohung schon jetzt
Ein Problem mit dem Begriff Klimaangst hat der Psychologe und Sprecher der Psychologists for Future, Felix Peter. „Der Begriff Klimaangst ist schwierig, weil er sehr breit ist,“ sagt Peter. Die sogenannte Klimaangst könne sich auf unterschiedlichste Szenarien und Menschen beziehen, vom Teenager, der für “Fridays for Future” auf die Straße geht, zur Försterin, deren Existenz durch das Waldsterben bedroht wird, zum Fischer, der nichts mehr fängt.
Peter: „Wir können Angst um unsere Umwelt haben, wir können Angst um unsere Mitmenschen haben, wir können Angst um Menschen in anderen Ländern haben, wir können uns Sorgen um Tiere und Pflanzen oder um unsere Lebensbedingungen machen.“ Dieser Stress betreffe laut Peter nicht nur junge Menschen, sondern auch Wissenschaftler:innen, und Personen, die in Risikogebieten leben. Während die Angst bei manchen durch den Gedanken an eine ungewisse Zukunft entstehe, erleben andere, die in Hochwasserzonen oder Gebieten mit Waldbrandgefahr leben, die existenzielle Bedrohung schon jetzt.
Nicht jeder, der an Klimaangst leidet ist krank
Einige werden vor lauter Sorge ums Klima krank. Laut mehrerer Studien leiden immer mehr Personen an so großen Ängsten vor einer Klimakatastrophe, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können. Eine Angststörung kann lähmend sein. Was bleibt, sind Menschen, die ermüdet und zum Handeln unfähig sind. Allerdings seien das bislang vergleichsweise sehr wenige. Der Großteil der Menschen habe schlichtweg Sorgen, die sehr gerechtfertigt sind und auch zu Aktionen führen. „Reaktionen wie Ängste, aber auch Wut, Ärger oder Frust, können die Energie zum Handeln liefern“, sagt Peter.
Was können wir tun, um uns von der Angst nicht lähmen zu lassen?
Es sei laut Peter wichtig, sich über seine Sorgen auszutauschen, aber auch gehört zu werden. Die Gleichgültigkeit der anderen war ein Punkt, den Teilnehmer:innen der Studie immer wieder nannten.
Viele fühlen sich von der Politik, der Regierung und anderen Machthabenden verraten. Der Kampf ums Klima wirkt oft aussichtslos und ungerecht.
Selbst wenn wir recyclen, vegan werden, immer mit dem Fahrrad fahren und nur klimafreundlich konsumieren, brauchen wir eine tiefere systematische Veränderung. „Da wird die Last auf die Schultern der Einzelnen gelegt,“ sagt Peter. „Dann muss man dem entgegenhalten und sagen: Stopp, der Einzelne kann gar nicht so klimafreundlich leben, wie es notwendig wäre.“