Viele der mehr als 40 Millionen Esel weltweit leiden in ihrer traditionellen Rolle als Alltagshelfer des Menschen in Ländern des Globalen Südens aktuell wie nie: Wetterextreme wie langanhaltende Dürren oder schwere Überschwemmungen, die infolge der Klimakrise immer häufiger auftreten, erschweren die Situation der ohnehin stark beanspruchten Esel.
Esel begleiten den Menschen seit Jahrtausenden und haben durch ihre große Ausdauer und ihre Fähigkeit, auch mit karger Nahrung gut überleben zu können, maßgeblich zum Fortschritt der Menschheit beigetragen. Obwohl sie zu den ältesten Haustieren zählen, wird ihren Leistungen und Verdiensten nach Ansicht der Welttierschutzgesellschaft noch immer zu wenig Wertschätzung entgegengebracht.
Insbesondere die verbreitete Vorstellung, dass Esel auch größte Belastungen ohne Probleme aushalten können, führt häufig zu Tierleid – in fernen Ländern, wo Esel als Lasttiere eingesetzt werden, aber auch hierzulande.
Eselleid auch vor der eigenen Haustür
Die Welttierschutzgesellschaft mahnt in Bezug auf den aktuellen Trend von Esel-Wanderungen und -touren zur Vorsicht: Denn eine Überlastung von Eseln kann fatale Folgen für die Tiere haben, wenngleich sie sich ihr Leiden nicht unbedingt anmerken lassen. Es gibt zahlreiche touristische Angebote, die Esel beinhalten und deren Wohl unzureichend berücksichtigen. Dazu zählt zum Beispiel, dass Esel Reisende zu schwer zugänglichen Sehenswürdigkeiten tragen.
In der Regel übersteigt das Tragen eines Erwachsenen aber das maximale Gewicht, das Esel bedenkenlos transportieren können, sodass Touristinnen und Touristen von solchen Angeboten im Sinne der Tiere unbedingt Abstand nehmen sollten. Auch bei Esel-Wanderungen ist Vorsicht geboten: Wer an einer Eselwanderung interessiert ist, sollte darauf achten, Anbieter mit erfahrenem Personal zu wählen, das seine Esel nicht täglich auf Touren schickt und dafür nur jene Tiere auswählt, die ohne Zwang mitgehen.
Außerdem sollte vor Antritt einer Wanderung immer eine Schulung angeboten oder vor Ort eingefordert werden, bei der die Teilnehmenden Informationen zum tiergerechten Umgang mit den Eseln und auch dem Wesen der Tiere erhalten.
Esel weltweit: Klimakrise verschärft die Not
Der Großteil der Millionen Esel weltweit ist aber in Schwellen- und Entwicklungsländern als Alltagshelfer für den Menschen eingesetzt und hier aufgrund vorherrschender Nöte oft nicht nur Überlastung, sondern zahlreichen weiteren Tierschutzproblematiken ausgesetzt. Besonders hart treffen die ohnehin geschwächten Esel die immer häufigeren Wetterextreme infolge der Klimakrise, die die Tiere endgültig an den Rand ihrer Kräfte bringen.
Das zeigt sich aktuell zum Beispiel in Kenia. In dem ostafrikanischen Land sind in den vergangenen Jahren mehrere Regenzeiten ausgeblieben, viele Brunnen sind aufgrund der außergewöhnlichen Dürre ausgetrocknet. Für die Esel bedeutet das: zusätzliche, harte Arbeit. Denn viele werden von ihren Haltern zum Transport von Wasser eingesetzt. Nun müssen sie noch weitere Wege als ohnehin auf sich nehmen, um zu den verbliebenen noch intakten Wasserquellen zu gelangen. Die zusätzlichen Wegstrecken setzen den ausgezehrten Tieren weiter zu – sie sind bis an ihre Belastungsgrenze und darüber hinaus gefordert.
Auch wenn Esel ihre Schmerzen und Leiden nur selten nach außen hin zeigen, sind die Folgen dieser Strapazen bei genauer Begutachtung erkennbar. Laut einer Datenerhebung des kenianischen Tierarztes Solomon Onyango für die Welttierschutzgesellschaft weisen in der kenianischen Stadt Ongata Rongai über 70 Prozent der Esel schmerzende Wunden oder einst unbehandelte Verletzungen auf. Das sind Zeichen von Überlastung und einem Mangel an tiermedizinischer Versorgung sowie fehlendem Tierschutzwissen aufseiten derer, die sie für sich arbeiten lassen.
Darüber hinaus verursachen defekte und scheuernde Geschirre sowie der Einsatz von Peitschen zum Antrieb der Esel unnötiges Leid. Auch der Mangel an Ruhepausen führt – etwa durch die weiteren Wegstrecken für den Wassertransport – für die Esel dazu, dass Verletzungen kaum verheilen können. Gleichzeitig vergrößert sich das Risiko für die geschwächten Tiere, an Infektionen zu erkranken, was sich durch erhöhten Wurmbefall, Husten, Fellverlust und Abgeschlagenheit zeigt.
Welttierschutzgesellschaft bietet Hilfe für geplagte Esel
Partner der Welttierschutzgesellschaft nehmen sich mit einem mobilen Einsatz nun der leidgeplagten Esel in Ongata Rongai an. Die Tiere werden dabei zunächst tiermedizinisch versorgt, um ihre akuten Leiden zu lindern. Dies beinhaltet eine Behandlung ihrer Wunden, Entwurmungskuren und die Verabreichung von Antiparasitika.
Zusätzlich finden Tierschutztrainings unter den lokalen Eselhalterinnen und -haltern statt. Diese lernen dabei zum Beispiel, wie sie passende Geschirre für Esel anfertigen, die die Tiere vor Verletzungen schützen. Außerdem werden ihnen tiermedizinische Grundkenntnisse vermittelt, damit sie den Gesundheitszustand ihrer Tiere künftig besser erkennen und teilweise auch selbstständig verbessern können.
So können die Esel an Gewicht und Kraft zunehmen und gestärkter auch die Wetterextreme infolge der Klimakrise bewältigen.
Die Arbeit der Welttierschutzgesellschaft zum Schutz der Esel kann mit einer Spende unterstützt werden. Viele weitere Informationen zum Wesen und den besonderen Eigenschaften des Esels und die Einsätze der Welttierschutzgesellschaft finden Sie darüber hinaus hier: www.welttierschutz.org/tiere/esel