Kullerblick und Kuschelpelz: Am liebsten würde man den Koala Stunden lang knuddeln. Australienbesucher sollten von einer Schmuseattacke allerdings lieber absehen, denn für das Tier könnte der Stress tödlich sein.
Die Tiere können auch anders, vor allem zur Paarungszeit. Mächtiges Gebrüll hallt zwischen September und März durch die Eukalyptuswälder, wenn die Männchen um die Weibchen buhlen. Die Duelle sehen zwar brutal aus, hinterlassen jedoch nur selten ernsthafte Verletzungen.
„Trinkt nichts“ bedeutet der von den Aborigines übernommener Begriff Koala. Tatsächlich nehmen die „aschgrauen Beutelbären“ (so die lateinische Bezeichnung Phascolarctos cinereus) ihr Wasser nur selten in Reinform auf – nur bei Dürre oder Krankheit.
Eukalyptusblätter sind ihr fast einziges Nahrungsmittel: Bis zu 500 Gramm täglich verschlingen Koalas von der für uns Menschen giftigen Kost. Nur etwas Erde wird hin und wieder zum Speiseplan hinzugefügt.
Über 500 verschiedene Eukalyptusarten gibt es, aber von nur siebzig Sorten ernähren sich Koalas. Die Feinschmecker bevorzugen sogar bestimmte Bäume einer Sorte, andere derselben Sorte meiden sie.
Der Beutelsäuger geht dabei nach seiner feinen Nase, mit der er Nährgehalt, Giftstoffanteil, Alter und Geschmack erschnüffelt.
Damit er mit der nähr- und ballaststoffarmen Eukalyptusdiät gut zurechtkommt, lebt der Koala in einem sehr energiesparenden Rhythmus: 18 bis 21 Stunden täglich verbringt er mit Schlafen, sonst würde er an Erschöpfung sterben.
Zusätzlich hat er einen auf die Blattkost spezialisierten Darm. Bis zu vier Wochen lang wird der Eukalyptusbrei mithilfe Millionen kleiner Mikroorganismen entgiftet, gegärt und verdaut.
Koalababys kommen nach 35 Tagen haarlos und blind zur Welt. Mit ihren noch nicht ausgewachsenen Hinterbeinen messen sie nicht mehr als einen Zentimeter und wiegen weniger als eine Briefmarke. Trotzdem meistern sie direkt nach der Geburt den langen Weg in den Beutel der Mutter. Dort angekommen saugt sich der Winzling an der Zitze fest, die anschwillt und so ein Abrutschen verhindert.
Im Alter von 25 Wochen riskiert das Jungtier erste Ausflüge aus dem Beutel. Nun ernährt es sich neben Milch auch von „Papp“. Dieser besondere Brei ist ein spezielles Exkrement der Mutter. Es enthält Proteine und die Bakterien, die der Kleine später für die Verdauung der Eukalyptusblätter braucht.
Nach acht Monaten zieht der Nachwuchs von Mamas Beutel auf den Rücken um und im Alter von einem Jahr muss es dann selbstständig zurechtkommen.
Koalas in Gefahr: Trotz der einseitigen Ernährung können Koalas eine imposante Körpergröße erreichen
Ihr Name bedeutet „trinkt nichts“ – und tatsächlich nehmen Koalas Wasser in Reinform nur selten zu sich. Die Blätter des Eukalyptusbaums bieten den australischen Beutelsäugern alles, was sie brauchen. Um mit der nähr- und ballaststoffarmen Kost zurechtzukommen, leben Koalas quasi im Energiesparmodus: 18 bis 21 Stunden am Tag schlafen sie – sonst würden sie an Erschöpfung sterben.
Und das faule Leben der Koalas hat noch weitere Nachteile: Koalas sind äußerst stressempfindlich. Schon schreiende Kinder oder bellende Hunde können sie derart erschrecken, dass es zum Herzstillstand kommt. Kein Wunder: Da sich Koalas von Eukalyptus ernähren, der für andere Lebewesen giftig ist, also eine biologische Nische besetzen, brauchten sie ihren Lebensraum nie zu verteidigen. Außerdem waren Koalas im abgeschiedenen Australien nie durch Raubtiere bedroht. Urinstinkte, die ihnen eine schnelle Reaktion bei Gefahr ermöglichen würden, sind deshalb verkümmert.
Koalas sind Opfer der Zivilisation
Doch nun sind die friedlichen Zeiten für Koalas vorbei. Auch in Down Under hat die Zivilisation Einzug gehalten: 80 Prozent der Eukalyptus-Bestände sind bereits abgeholzt, und die landwirtschaftliche Bewässerung zehrt am Grundwasserspiegel – zum Nachteil der feuchtigkeitsbedürftigen Bäume und ihrer Bewohner.
Siedlungen und Straßen durchziehen die einstige Wildnis und dezimieren natürliche Lebensräume. Jährlich kommen etwa 4000 Koalas unter die Räder von Autos oder werden von Hunden und Füchsen angefallen, die mit den weißen Siedlern kamen und sich ohne natürliche Feinde im australischen Ökosystem breitmachen.
Auch wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts großflächig Jagd auf Koalas gemacht, denn ihr dichter Pelz war sehr beliebt. 1927 wurden innerhalb nur eines Monats rund 800.000 Koalas getötet. Die Art stand kurz vor der Ausrottung. Seit 1937 stehen die Beutler zwar unter Schutz, und 1971 wurde der Koala sogar zum Wappentier des australischen Bundesstaats Queensland erhoben. Dennoch: Rodung, Dürre, Waldbrände und Umweltverschmutzung zerstückeln, verkleinern und zerstören nach wie vor die ehemals riesigen Eukalyptuswälder. So sind von den ehemals 20 Millionen Koalas heute nur noch etwa 80.000 Tiere übrig.
Im August 2012 stufte die australische Regierung den Koala als „vom Aussterben bedrohte Art“ ein. Zahlreiche Initiativen kämpfen heute vor Ort für das Überleben der Tiere: Städteplaner versuchen etwa, mehr Rücksicht auf die Tiere zu nehmen, Parzellen und Straßen außerhalb von Kernrevieren und Futterbäumen anzulegen und für die Wanderungen während der Paarungszeit Korridore bestehen zu lassen. Um angefahrene oder angefallene Tiere kümmert sich das Koala-Krankenhaus in Port Macquarie.
Freiwillige Helfer pflegen die Tiere gesund, bis sie wieder in ihrem ursprünglichen Habitat ausgesetzt werden können. Die rote Liste gefährdeter Arten stuft Koalas derzeit ebenfalls als gefährdet ein.
Besonders die Australian Koala Foundation (AKF) mit dem Slogan „No Tree… No Me“ setzt sich gegen die Abholzung der Eukalyptusbäume ein und arbeitet an einem nationalen Atlas der Koala-Reviere. Mithilfe der erfassten Daten sollen regionale Schutzprojekte besser koordiniert werden können – und die australische Regierung davon überzeugt werden, dass es strengerer Gesetze bedarf, um den Bestand der Tiere langfristig zu sichern.