Welt der Wunder

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Können wir bei Vollmond schlechter schlafen?

Foto: Envato / yongkiet

Können wir bei Vollmond schlechter schlafen?

Viele Menschen haben das Gefühl, bei Vollmond schlechter schlafen zu können. Manche glauben, dass sich die Gravitation des Mondes auf unseren Schlaf auswirkt. Andere wiederum sind der Ansicht, das helle Licht sei für die Schlaflosigkeit verantwortlich. Auf der ganzen Welt haben Wissenschaftler die so genannten „lunaren Effekte“ auf den Menschen untersucht. Was steckt tatsächlich dahinter?

Laut Fachleuten wirkt die Anziehungskraft des Mondes nur auf die Meere

Wenn der Mond durch seine Anziehungskraft die Ozeane bewegen kann, wieso sollte er dann nicht auch Einfluss auf unseren Körper haben? Immerhin besteht der menschliche Körper zu siebzig Prozent aus Wasser.

Doch Fachleute sind sich einig:  Der Mond hat nicht genug Kraft, um unser Schlafverhalten zu beeinflussen. Die Anziehungskräfte können zwar in den Ozeanen nachgewiesen werden, doch auf das Wasser in den winzigen Körperzellen des Menschen hat der Mond keinen Einfluss.

Der Vollmond ist maximal so hell wie eine Kerze

Und was ist mit dem hellen Lichtschein des Vollmondes? Tatsächlich hat Licht einen Einfluss auf unseren Organismus: Es hemmt die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Das Vollmondlicht hat allerdings gerade einmal den Helligkeitsgrad einer Kerze – und bei weitem nicht genug Leuchtkraft, um unseren Schlaf zu stören. Hierzu wären künstliche Lichtquellen nötig.

Psychologen erklären den „Vollmond-Mythos“ durch die selektive Wahrnehmung des Menschen. Wenn wir einmal in einer Vollmondnacht schlecht schlafen, prägt sich uns dieses Ereignis besonders gut ein. Unruhigem Schlaf in anderen Nächten schenken wir dagegen kaum Beachtung. Und auch unsere persönliche Einstellung hat Auswirkungen auf das Schlafverhalten: Allein die Vorstellung, dass eine schlaflose Nacht bevorsteht, kann uns schon den Schlaf rauben.

Selbst wissenschaftliche Studien widersprechen sich

Aufgrund dieser psychologischen Wirkung ist die Frage, ob der Vollmond den Schlaf beeinflusst, bis heute wissenschaftlich umstritten. So gibt es Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Mondphase und Schlafqualität hinweisen, während andere keinen Effekt feststellen konnten.

  • Eine Studie aus dem Jahr 2013 ergab beispielsweise, dass Testpersonen bei Vollmond durchschnittlich 5 Minuten länger zum Einschlafen brauchten und 20 Minuten weniger schliefen. Auch die Aktivität in den Hirnregionen, die mit Tiefschlaf in Verbindung stehen, war um 30 Prozent reduziert.
  • Eine weitere Studie aus dem Jahr 2021 beobachtete das Schlafverhalten von vier verschiedenen Teilnehmergruppen über zwei Mondzyklen hinweg. Das Ergebnis war eine periodische Schwankung im Schlafverhalten bei allen Gruppen. In den drei bis fünf Tagen vor Vollmond schliefen die Teilnehmenden 30 bis 80 Minuten später ein und schliefen 20 bis 90 Minuten kürzer als sonst.
  • Eine umfangreiche Studie des Neurowissenschaftlers Martin Dresler aus dem Jahr 2014 mit mehr als 1000 Probanden und über 2000 Nächten ergab hingegen keine Veränderung des Schlafverhaltens durch die Mondphase.
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