Kreditwürdigkeit: Was ist eine Person für Darlehensgeber wert?
Die Kreditwürdigkeit einer Person spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, ob und zu welchen Konditionen Darlehen gewährt werden. Sie bestimmt insgesamt, wie vertrauenswürdig und zahlungsfähig eine Person aus Sicht der Kreditgeber ist.
Historisch gesehen wurde die Bonität nicht immer auf der Grundlage objektiver finanzieller Kriterien bewertet. Bis 1964 wurde beispielsweise in den USA die Kreditwürdigkeit oft nach der Hautfarbe beurteilt, was dazu führte, dass viele People of Color kein Darlehen bekamen. Ihr Wert oder ihre Bonität richtete sich nicht etwa nach dem Bankkonto oder dem Einkommen, sondern ausschließlich nach der Ethnizität. Glücklicherweise sind heute objektive, finanzielle Kriterien die Grundlage für die Bewertung der Kreditwürdigkeit.
Darauf kommt es bei der Bonität an
Gleich mehrere Faktoren beeinflussen die Bonität. Eine wichtige Rolle spielen Einkommenssituation und Beschäftigungsstatus, da diese Auskunft darüber geben, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Person in der Lage sein wird, ihre Kredite zurückzuzahlen. Ebenso bedeutend ist der Schuldenstand und die Art und Weise, wie bestehende Kredite genutzt werden. Eine hohe Verschuldung kann die Kreditwürdigkeit negativ beeinflussen, während eine verantwortungsvolle Nutzung von Krediten das Vertrauen der Kreditgeber stärkt.
Die Zahlungshistorie ist ein weiterer entscheidender Faktor. Regelmäßige und pünktliche Zahlungen signalisieren Zuverlässigkeit und erhöhen die Kreditwürdigkeit. Im Gegensatz dazu können verspätete Zahlungen oder Zahlungsausfälle die Bonität erheblich mindern. Auch die Länge der Kreditgeschichte ist relevant, denn sie umfasst mehr Datenpunkte, anhand derer die Kreditgeber das Zahlungsverhalten einer Person beurteilen können.
Zusätzlich spielt die Art der Kredite eine Rolle. Revolvierende Kredite wie Kreditkarten und langfristige Kredite wie Hypotheken werden unterschiedlich bewertet und beeinflussen die Kreditwürdigkeit auf verschiedene Weise. Schließlich können auch Anfragen und Anträge auf neue Kredite auf die Bonität einwirken. Viele Anfragen in kurzer Zeit wirken etwa als Zeichen finanzieller Schwierigkeiten und mindern die Kreditwürdigkeit.
Zinsen und Kreditwürdigkeit – diesen Zusammenhang sollte jeder kennen
Die Kreditwürdigkeit einer Person beeinflusst maßgeblich die Zinskonditionen, zu denen Kredite gewährt werden. Eine Umfrage zur Zinsentwicklung bei neu vergebenen Krediten zeigt, dass der durchschnittliche Zinssatz im Markt insgesamt voraussichtlich sinken wird. Etwa 58,3 % der Banken gehen davon aus, dass die Zinsen gleichbleiben, während 28,6 % einen Rückgang und 14,3 % einen Anstieg erwarten.
Bei der Zinsberechnung spielen die Bonität der Kreditnehmer und die allgemeine Marktlage eine entscheidende Rolle. Ein höherer effektiver Jahreszins von 5 % ergibt etwa eine monatliche Rate von 353,56 Euro und einen Gesamtzinsaufwand von 4681,21 Euro für einen Nettokreditbetrag von 25.000 Euro über 84 Monate. Im Vergleich dazu reduziert ein effektiver Jahreszins von 4 % die monatliche Rate auf 341,72 Euro und den Gesamtzinsaufwand auf 3704,69 Euro. Diese Unterschiede verdeutlichen, wie stark die Kreditkosten variieren können.
Mathematische Instrumente zur Kalkulation von Zinsen
Banken und andere Kreditgeber nutzen verschiedene wissenschaftliche Überlegungen und mathematische Instrumente, um Zinsen zu kalkulieren. Diese Berechnungen berücksichtigen die Bonität des Kreditnehmers. Ein weitverbreitetes Modell ist die Anwendung von Kredit-Scoring-Systemen wie dem FICO-Score. Diese Systeme bewerten die Kreditwürdigkeit basierend auf Faktoren wie Zahlungshistorie, Schuldenstand, Kreditnutzung, Länge der Kreditgeschichte sowie neuen Kreditanfragen.
Bei einer guten Bonität wird ein niedrigerer Zinssatz gewährt, da das Risiko eines Zahlungsausfalls geringer eingeschätzt wird. Mathematische Modelle wie die Diskontierungsfaktoren und Risikoanalysemethoden, helfen dabei, den passenden Zinssatz für die jeweilige Bonitätsklasse zu bestimmen. Umgekehrt führen eine schlechte Bonität und ein hohes Ausfallrisiko zu höheren Zinsen, um das zusätzliche Risiko zu kompensieren.
Tipp: Immer mindestens zwei Darlehen vergleichen
Der Vergleich von Darlehen bei verschiedenen Anbietern ist entscheidend, um die besten Konditionen zu finden, denn selbst bei gleichen Bonitätswerten können die Zinssätze zwischen den Anbietern stark variieren.
Der Grund dafür liegt in unterschiedlichen Risikobewertungen, Geschäftsstrategien und operativen Kosten der Banken. Deshalb ist es ratsam, immer mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen, um den günstigsten Kredit zu finden. Über unabhängige Portale gelingt das besonders leicht. Hier reicht es meist aus, den gewünschten Finanzierungsbetrag einzugeben und im Handumdrehen gibt es eine Liste aller verfügbaren Angebote. Durch diese bloße Abfrage gelangen zudem keine Informationen in die Datenbank der Schutzgemeinschaft.
Unterschiede bei den Zinsen zwischen den Anbietern
Die Unterschiede hinsichtlich der Zinsen zwischen den Anbietern entstehen durch eine Vielzahl von Faktoren. Banken kalkulieren ihre Zinssätze basierend auf internen Kostenstrukturen, dem Zugang zu Kapitalmärkten und ihrer Risikopolitik. Die wissenschaftlichen Grundlagen dafür umfassen die Theorie der asymmetrischen Information und das Prinzip der Risikostreuung.
Info: Asymmetrische Information
Asymmetrische Information beim Abschluss eines Kreditvertrags bedeutet, dass eine der beiden Parteien über mehr oder genauere Informationen über seine finanzielle Situation verfügt als die andere Partei. In den meisten Fällen ist dies der Kreditgeber. Dieses Informationsgefälle kann dazu führen, dass der Kreditgeber das mit der Kreditvergabe verbundene Risiko nicht vollständig einschätzen kann. Um dieses Risiko zu mindern, greifen Kreditgeber häufig auf Bonitätsprüfungen, Sicherheiten oder höhere Zinssätze zurück.
Jede Bank hat unterschiedliche Methoden zur Risikobewertung und unterschiedliche Kosten, die sie durch den Zinssatz an die Kreditnehmer weitergibt. Auch der Wettbewerb am Markt spielt eine Rolle, da Banken konkurrenzfähige Konditionen anbieten müssen, um attraktiv für Kreditnehmer zu bleiben.
Info: Risikostreuung
Risikostreuung bei der Kreditvergabe bedeutet, dass ein Kreditgeber sein Risiko minimiert, indem er seine Kreditvergabe diversifiziert. Anstatt einem einzelnen Kreditnehmer einen großen Betrag zu leihen, verteilt der Kreditgeber seine Mittel auf viele kleinere Kredite an verschiedene Kreditnehmer. Dadurch verringert sich das Risiko, dass der Zahlungsausfall eines einzelnen Kreditnehmers große Auswirkungen auf den Kreditgeber hat. Hierdurch können Verluste aus einzelnen problematischen Krediten durch die Erträge aus anderen, erfolgreich zurückgezahlten Krediten ausgeglichen werden.
Wissenschaftlich fundierte Strategien zur Verbesserung der Kreditwürdigkeit
Die Verbesserung der eigenen Bonität erfordert eine Kombination aus strategischem Handeln und dem Verständnis mathematischer Zusammenhänge. Im Folgenden stellen wir drei wissenschaftlich fundierte und mathematisch leicht nachvollziehbare Strategien vor, um die eigene Bonität zu optimieren und damit von günstigen Zinsen zu profitieren.
1. Regelmäßige Überprüfung der Schufa
Finanzexperten empfehlen, mindestens einmal pro Jahr alle bei der Schufa hinterlegten Daten zur eigenen Person zu überprüfen. Diese Auskunft ist kostenfrei. Fehlerhafte Eintragungen können die Kreditwürdigkeit negativ beeinflussen und einige Informationen sind manchmal gar nicht mehr korrekt, da zum Beispiel Sperrfristen nicht eingehalten werden. Wer einen Schufa-Eintrag hat, kann dadurch aber eine schlechtere Bonität und damit auch kostspieligere Darlehen durch höhere Zinsen riskieren.
Um dies zu vermeiden, sollten falsche oder nicht mehr aktuelle Informationen unbedingt kurzfristig entfernt werden. Wie gravierend solche inkorrekten Angaben sein können, zeigt das folgende Beispiel: Ein Verbraucher entdeckt eine fehlerhafte Eintragung, die seine Bonität um 50 Punkte mindert. Der FICO-Score des Verbrauchers liegt vor der Korrektur bei 650. Nach der Korrektur des Fehlers steigt sein Score auf 700.
Diese Verbesserung des Scores kann dazu führen, dass sich der effektive Jahreszins für einen hypothetischen Kredit von 25.000 Euro von 6 % auf 5 % reduziert. Bei einer Laufzeit des Kredits von 84 Monaten würde sich die monatliche Rate von 367,86 Euro auf 353,35 Euro verringern, was über die gesamte Laufzeit eine Einsparung an Zinsen von etwa 471,27 Euro bedeutet.
2. Konsolidierung von Schulden
Die Konsolidierung von Schulden ist eine bewährte Methode, um die Kreditwürdigkeit zu verbessern. Durch die Zusammenfassung mehrerer kleinerer Schulden in einen einzigen Kredit mit niedrigerem Zinssatz können Kreditnehmer ihre monatlichen Zahlungen reduzieren und die Verwaltung ihrer Schulden vereinfachen. Dies trägt nicht nur zur besseren Übersichtlichkeit bei, sondern kann auch die Gesamtzinskosten senken.
Angenommen, ein Kreditnehmer hat drei verschiedene Kredite: 5000 Euro zu 10 % Zinsen, 10.000 Euro zu 8 % Zinsen und 15.000 Euro zu 7 % Zinsen. Die monatlichen Zahlungen für diese Kredite betragen 106,07 Euro, 202,76 Euro und 227,93 Euro, was eine Gesamtkreditlast von 536,76 Euro pro Monat ergibt.
Durch die Konsolidierung dieser Schulden in einen einzigen Kredit zu 5 % Zinsen und einer neuen Laufzeit von 84 Monaten sinkt die monatliche Rate auf 438,83 Euro, was eine Ersparnis von 97,93 Euro pro Monat bedeutet. Gleichzeitig kann dies die Kreditwürdigkeit verbessern, da die Schuldenlast konsolidiert und das Risiko von Zahlungsausfällen reduziert wird.
3. Strategische Nutzung und Erhöhung des Kreditrahmens
Eine weitere Strategie zur Verbesserung der Kreditwürdigkeit besteht darin, den verfügbaren Kreditrahmen zu erhöhen, ohne die tatsächliche Nutzung des Kredits zu intensivieren. Dies kann die Schuldenquote verbessern, da ein höherer verfügbarer Kreditrahmen bei gleichbleibender Kreditausnutzung zu einer geringeren prozentualen Auslastung führt.
Auch hierzu ein Beispiel: Ein Kreditnehmer hat eine Kreditkarte mit einem Limit von 5000 Euro und einer aktuellen Auslastung von 3000 Euro, was einer Schuldenquote von 60 % entspricht. Wenn der Kreditrahmen auf 10.000 Euro erhöht wird, sinkt die Schuldenquote auf 30 %. Diese Reduktion der Schuldenquote kann den FICO-Score erheblich verbessern.
Nehmen wir an, dies führt zu einer Verbesserung des Scores von 680 auf 720 Punkte. Diese Verbesserung kann den effektiven Jahreszins für zukünftige Kredite von 7 % auf 5 % senken. Bei einem Kreditbetrag von 20.000 Euro und einer Laufzeit von 60 Monaten reduziert sich die monatliche Rate von 396,02 Euro auf 377,42 Euro, was eine Gesamtersparnis von 1115,92 Euro ergibt.
Günstige gesamtwirtschaftliche Lage: Bei diesen Anzeichen gibt es Top-Zinsen
Die gesamtwirtschaftliche Marktlage beeinflusst die Zinsentwicklung. Niedrige Leitzinsen und eine expansive Geldpolitik der Zentralbanken führen häufig zu niedrigeren Kreditzinsen. Kreditnehmer sollten die Entwicklung der Leitzinsen und die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken daher beobachten, denn niedrige Leitzinsen signalisieren eine günstige Kreditaufnahme.
Bei einem Leitzins von 0,5 % und Prognosen, die auf anhaltend niedrige Zinsen hinweisen, könnte der effektive Jahreszins für Kredite beispielsweise auf 3 % sinken. In Kombination mit einer verbesserten Bonität bietet sich eine optimale Gelegenheit zur Kreditaufnahme.
Ein Kreditnehmer mit verbesserter Bonität und günstigen Marktbedingungen könnte einen effektiven Jahreszins von 4 % anstelle von 5 % erhalten. Bei einem Kreditbetrag von 30.000 Euro und einer Laufzeit von 72 Monaten beträgt die monatliche Rate bei 4 % Zinsen 469,70 Euro im Vergleich zu 482,95 Euro bei 5 % Zinsen. Dies führt zu einer Gesamtersparnis von 947,40 Euro über die gesamte Laufzeit.