Sie glänzen wie Edelsteine und sind wendiger als jeder Hubschrauber: An Seen, Sümpfen und kleinen Bächen jagen Libellen im Flug und suchen nach dem passenden Partner. Seit über 300 Millionen Jahren schon gibt es die geflügelten Akrobaten auf unserem Planeten – doch heute sind sie in Gefahr.
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Libellen gibt es schon seit über 300 Millionen Jahren auf der Erde. Mit Flügelspannweiten von bis zu sechzig Zentimetern jagten sie als urzeitliche Riesenflieger in der Steinkohlezeit durch Sümpfe und Auwälder. Im Verlauf der Jahrmillionen sind die Libellen geschrumpft, zählen aber noch immer zu den größten lebenden Insekten – mit Spannweiten von bis zu 15 Zentimetern.
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Als extrem wendige Flugakrobaten müssen Libellen ihre Umgebung immer genau im Blick haben. Deshalb bestehen ihre gigantischen Facettenaugen aus jeweils rund 30.000 Einzelaugen – und können bis zu 250 Bilder pro Sekunde erfassen. Zum Vergleich: Das menschliche Auge schafft nur 16 Einstellungen pro Sekunde.
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Libellen erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 40 Stundenkilometern. Dabei fliegen sie wilde Loopings, enge Kurven – und sogar rückwärts. Sie können abrupt die Flugrichtung wechseln oder einfach in der Luft stehen. Die artistischen Flugmanöver der Libellen kommen dadurch zustande, dass sie ihre zwei Flügelpaare unabhängig voneinander steuern und dabei jeden einzelnen Flügel in seinem Winkel verstellen können. Beutetiere haben keine Chance.
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Paarungsbereite Libellenweibchen halten sich bevorzugt an flachen Gewässern mit dichtem Pflanzenwuchs auf. Zwischen den Schwimmpflanzen legen sie ihre Eier ab. Doch vorher stehen natürlich der Balzflug und das stundenlange Paarungsritual an.
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Um sich zu paaren, bilden Libellen ein herzförmiges Rad. In dieser Position bleiben sie oft mehrere Stunden und fliegen gemeinsam umher.
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Bevor eine Libelle sich zum anmutigen Luftwesen entwickelt, verbringt sie die längste Zeit ihres Lebens im Wasser – als Larve. Dort lebt sie als Räuber und frisst Wasserflöhe, Kaulquappen und andere Insektenlarven. Je nach Art kann die Entwicklung zur fertigen Libelle bis zu fünf Jahre dauern.
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Im dichten Pflanzengewirr lauern die Libellenlarven als Ansitzjäger auf ihre Beute. Haben sie ein Opfer entdeckt, schnellen sie hervor, ergreifen die Beute zielsicher und fressen sie mit ihren kräftigen Kiefern auf.
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Ist die Libelle gesch
lüpft, dauert ihr Leben über Wasser nur wenige Wochen. Jetzt heißt es, den Luftraum erkunden, sich austoben, den passenden Fortpflanzungspartner finden, Eier legen. Der Kreislauf beginnt von neuem.
lüpft, dauert ihr Leben über Wasser nur wenige Wochen. Jetzt heißt es, den Luftraum erkunden, sich austoben, den passenden Fortpflanzungspartner finden, Eier legen. Der Kreislauf beginnt von neuem.
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Ihre borstigen Beine setzen Libellen wie einen Fangkorb ein: Ihre Beute ergreifen sie damit im Flug – und fressen sie sofort.
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Noch auf vierzig Meter Entfernung können die räuberischen Insekten Details glasklar erkennen. Dabei nehmen sie alles ringsum in Zeitlupe wahr.
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Klares Anzeichen für ein intaktes Ökosystem: Libellen zählen zu den wichtigsten Bioindikatoren überhaupt. Ihre Existenz ist abhängig vom Zustand des Wassers. Durch zunehmende Gewässerverschmutzung und das Trockenlegen natürlicher Seen oder Weiher sind allerdings viele Arten vom Aussterben bedroht.
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Die transparenten Flügel der metallisch schillernden Insekten sind aus einem dichten Netz feinster Äderchen zusammengesetzt. An den Flügelspitzen besitzen sie sogenannte Flugmale: Bei Bedarf können diese Areale mit Lymphflüssigkeit gefüllt werden, um den Schwerpunkt während des Fluges zu verlagern.
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Die Blaugrüne Mosaikjungfer ist eine der häufigsten Edellibellen in Deutschland. Auch sie trifft man am ehesten in der Nähe von Gewässern.
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Gegen die mit Klebedrüsen besetzten Blätter der fleischfressenden Pflanze hatte diese Libelle keine Chance. Irgendwann ist jedes Libellenleben vorbei – entweder, weil ein Fressfeind schlauer war oder weil der wie so oft viel zu kurze Sommer schon vorbei ist.
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Geräuschlos schießen sie durch die Luft, schlagen Haken, fliegen Loopings und wilde Manöver. Wie ein Helikopter können Libellen auf der Stelle stehenbleiben und bei Bedarf sogar rückwärts fliegen. In Sekundenbruchteilen wechseln sie die Richtung. Ungeheuer schnell jagen sie ihrer Beute hinterher und fangen sie im Flug. Für Mücken, Schmetterlinge, Fliegen und andere Insekten gibt es kein Entkommen.
Im Sommer kann man die metallisch schillernden Superflieger bei der Jagd, der Paarung und Eiablage rings um Gewässer und Feuchtgebiete beobachten. Zur Paarung verknoten sich Männchen und Weibchen herzförmig und bilden ein so genanntes „Paarungsrad”. Im Tandemflug schweben sie auf diese Weise stundenlang umher. Ihre Eier legt das Libellenweibchen in Wassernähe ab, gerne an Seerosenblättern. Bevor die geschlüpften Jungtiere zur Libelle werden, verbringen sie aber erstmal bis zu fünf Jahre im Larvenstadium unter Wasser. Auch dort leben sie als Räuber, immer auf der Jagd nach fressbaren Kleintieren. Ihr eigentliches Dasein als Libelle ist kurz. Es dauert oft nur wenige Wochen an.
Libellen sind sichere Bioindikatoren. Dort, wo sie vorkommen, ist das Ökosystem relativ intakt und die Gewässerqualität gut. Doch die farbenprächtigen Flieger schweben in Gefahr: Ihre bevorzugten feuchten Lebensräume schrumpfen zusehends und verschmutzen noch dazu. Von den schätzungsweise 6.000 verschiedenen Libellenarten weltweit sollen 15 Prozent vom Aussterben bedroht sein. Wo Moore und Feuchtwiesen trockengelegt und für die menschliche Nutzung erschlossen werden, ist kein Platz mehr für die filigranen Insekten. Schade eigentlich – waren sie doch über Jahrmillionen ein Erfolgsmodell der Evolution.