Abführmittel als neu entdeckter Risikofaktor für Demenz
In Deutschland leben 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Bis 2025 werden es voraussichtlich 2,8 Millionen sein. Neben genetischen Faktoren sind Luftverschmutzung, bestimmte Virusinfektionen, Bluthochdruck, Übergewicht und ein ungesunder Lebensstil mögliche Ursachen. Die Wissenschaft vermutet, dass auch bestimmte Medikamente und eine gestörte Darmflora das Demenzrisiko erhöhen können.
Neu ist dagegen die Erkenntnis, dass auch bestimmte Abführmittel das Demenzrisiko erhöhen können. Die Probanden der Studie des Forscherteams um Dr. Zhirong Yang waren zu Studienbeginn zwischen 40 und 65 Jahre alt. Sie wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich zehn Jahren regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand hin untersucht. Die Studie wurde von einem Forscherteam der Universität Cambridge und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt und in der Fachzeitschrift „Neurology“ veröffentlicht.
Neben soziodemografischen Merkmalen, Begleiterkrankungen und Lebensstil wurden auch Ernährung, Medikamenteneinnahme und insbesondere der Gebrauch von Abführmitteln erfasst. Das Ergebnis: Statistisch ergab der Vergleich unter Berücksichtigung aller anderen Risikofaktoren ein um 50 Prozent erhöhtes Demenzrisiko bei regelmäßiger Einnahme von Abführmitteln. Ein erhöhtes Risiko für Alzheimer-Demenz konnte dagegen nicht festgestellt werden.
70 Prozent der Pflegeheimbewohner in Deutschland greifen zu Abführmitteln
Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei der Einnahme von verschiedenen Medikamenten oder osmotisch wirkenden Abführmitteln. Osmotisch wirkende Abführmittel ziehen Wasser in den Darm und verdünnen so den Stuhl. Dieser Befund ist besonders problematisch, da Abführmittel bei älteren Menschen weit verbreitet sind. In Deutschland nehmen etwa 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung und 70 Prozent der Pflegeheimbewohner regelmäßig Abführmittel ein.
Eine mögliche Erklärung für die demenzfördernde Wirkung von Laxanzien könnte ihre Wirkung auf die Darmflora sein. So könnten Abführmittel die Darmbarriere schwächen und damit den Übertritt von Giftstoffen und entzündungsfördernden Botenstoffen aus dem Darm in die Blutbahn und das Nervensystem erleichtern. Beweise dafür gibt es allerdings noch nicht. Weitere klinische Studien sollen nun Gewissheit bringen.
Wer sich gesund ernährt, braucht oft gar keine Abführmittel
Ein Experte der Deutschen Gesellschaft für Neurologie empfiehlt dennoch, möglichst auf Abführmittel zu verzichten. Eine ausgewogene Ernährung und viel Flüssigkeit wie Wasser und ungesüßter Tee können die Wirkung von Abführmitteln in vielen Fällen ersetzen.