In den Wüsten Afrikas und Australien ist ein seltsames Phänomen zu beobachten: Unzählige kreisrunde kahle Stellen, die durch einen Ring aus hohen Gräsern begrenzt werden. Sind hier magische Kräfte am Werk? Eher nicht: Forscher haben zwei umstrittene Theorien, wie es dazu kommen kann.
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Aus der Luft ergibt sich am Rand der Wüste Namibias ein rätselhaftes Bild: Kahle Stellen, die von einem Ring aus hohem Gras umgeben sind, prägen die Landschaft.
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Erstaunlicherweise unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Größe, je nachdem ob sie im Süden oder im Norden Afrikas liegen. Im Norden können sie einen Durchmesser von bis zu 50 Metern erreichen, im Süden (Bild) sind sie bis zu drei Meter groß.
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Der Legende nach handelt es sich um Fußabdrücke von tanzenden Feen – daher heißen sie Feenkreise.
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Professor Norbert Jürgens macht eine bestimmte Termitenart (Bild) für die Kahlstellen verantwortlich: Unterirdisch hausende Sandtermiten sollen die Wurzeln der Pflanzen wegfressen.
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Eine andere Theorie besagt, dass untereinander interagierende Pflanzen für das Muster sorgen.
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Nach neusten Erkenntnissen besteht sogar die Möglichkeit, dass beide Theorien stimmen und sich gegenseitig ergänzen.
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Sie haben etwas Geheimnisvolles, gar Mystisches an sich: die kreisrunden, kahlen Stellen in der Graslandschaft von Namibia – die Feenkreise. Der Durchmesser variiert je nach Region: Im Süden Afrikas sind sie bis zu drei Meter breit, im Norden sogar bis zu 50 Meter. Ihren Namen verdankten die kahlen Stellen einer Legende: die sagt, dass es sich um Fußabdrücke von tanzenden Feen handelt. Es gibt zahlreiche Theorien, wie sie entstanden sind, in der wissenschaftlichen Diskussion sind aber vor allem zwei Erklärungen populär – ein neuer Ansatz hält sie sogar beide für plausibel.
Professor Norbert Jürgens von der Universität Hamburg ist sich sicher, dass Insekten dafür verantwortlich sind. Er untersuchte die Feenkreise von Angola bis Südafrika und fand bei den Feenkreisen auch Sandtermiten. Im Gegensatz zur anderen Termitenarten leben sie unterirdisch und bauen ihre Nester im Sand. Die kleinen Insekten fressen die Wurzeln der Gräser über ihren Nestern weg, damit das Regenwasser ungehindert in den Boden fließen kann. Diese Feuchtigkeit brauchen die Sandtermiten, um zu überleben und ihren Nachwuchs aufzuziehen.
Konkurrenz unter Pflanzen?
Doch wie schaffen es die Insekten so regelmäßige, runde Kreise zu erschaffen? Ein weiterer Punkt, der gegen die Insekten sprechen könnte: Nicht überall, wo es Feenkreise gibt, wurden Sandtermiten gefunden. Ähnliche Feenkreise sind etwa in Australien zu bestaunen, wo es diese Tiere oder andere infrage kommende Insektenarten nicht gibt. Da Feenkreise nur in extrem trockenen Gegenden entstehen, erklären der Dresdner Wissenschaftler Dr. Stephan Getzin und seine israelischen Kollegen das Phänomen mit dem Kampf der Pflanzen, um das knappe Wasser. Die erfolgreichsten Pflanzen graben den schwächeren Gewächsen das Wasser ab, die daraufhin verkümmern. Andererseits unterstützen sich die benachbarten Pflanzen, indem sie sich gegenseitig Schatten spenden. Diese Kombination sorgt für das Muster – eine Computersimulation bestätigt diese Vermutung.
Wer hat Recht?
Doch auch diese Theorie hat Schwächen: Die Klimabedingungen bleiben nicht immer gleich und auch die Computersimulation bleibt eben eine Simulation – tatsächlich beobachtet hat man den Vorgang der Natur noch nie. Und welche Erklärung stimmt nun? Corina Tarnita und ihre Kollegen von der Princeton University schreiben in den Januar-Ausgabe 2017 des Fachmagazins Nature, dass sie beide Theorien für richtig halten. Der Grund für die Feenkreise sehen sie sowohl bei den Termiten, als auch bei den konkurrierenden Pflanzen. Erst beginnen die Termiten die Wurzeln abzuknabbern – und zwar dann, wenn extreme Trockenheit herrscht. Fällt Regen, dann wachsen die Pflanzen schneller nach, als die Sandtermiten sie zerstören können und der Konkurrenzkampf der Pflanzen beginnt.