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Mythen rund um die Kfz-Versicherung: Fakten statt Fiktion

Foto: Envato / DragonImages

Mythen rund um die Kfz-Versicherung: Fakten statt Fiktion

Die Kfz-Versicherung ist ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags und gleichzeitig eine Quelle von Missverständnissen und Halbwissen. Viele der kursierenden Mythen sorgen nicht nur für Verunsicherung, sondern können auch unnötige Kosten verursachen. Wir räumen mit einigen gängigen Versicherungsmythen auf und geben wissenschaftlich fundierte Einblicke in die tatsächlichen Gegebenheiten.

Mythos 1: Teure Autos bedeuten automatisch hohe Versicherungsbeiträge

Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass der Preis des Fahrzeugs direkt die Höhe der Versicherungsprämie bestimmt. Zwar spielt der Wert des Fahrzeugs eine Rolle, doch viele andere Faktoren haben einen viel größeren Einfluss. Versicherer berücksichtigen neben dem Fahrzeugpreis auch die Fahrzeugsicherheit, die Häufigkeit von Diebstählen, die Unfallhäufigkeit in bestimmten Fahrzeugklassen und die Reparaturkosten. Ein günstiger, aber häufig gestohlener Kleinwagen kann beispielsweise höhere Prämien nach sich ziehen als eine teure Limousine, die als besonders sicher gilt.

Fachpublikationen wie der Kfz-Versicherung Finanztest weisen darauf hin, dass es sinnvoll ist, sich vor Vertragsabschluss umfassend über die Risikobewertungen verschiedener Fahrzeugmodelle zu informieren. Diese Analysen helfen dabei, ein Fahrzeug zu wählen, das nicht nur den individuellen Bedürfnissen entspricht, sondern auch in puncto Versicherungsprämie vorteilhaft ist.

Mythos 2: Eine Haftpflichtversicherung reicht völlig aus

Die gesetzliche Kfz-Haftpflichtversicherung ist in Deutschland Pflicht und deckt Schäden ab, die Dritten bei einem Unfall zugefügt werden. Viele gehen davon aus, dass diese Versicherung allein ausreicht, um im Ernstfall abgesichert zu sein. Doch was passiert, wenn das eigene Fahrzeug bei einem Unfall beschädigt wird oder es durch Vandalismus oder Naturereignisse zu Verlusten kommt?

Ohne eine Teilkasko- oder Vollkaskoversicherung müssen diese Schäden aus eigener Tasche bezahlt werden. Eine Vollkaskoversicherung lohnt sich insbesondere für Neuwagen, da die Kosten für Reparaturen oder Ersatz bei einem Totalschaden oft immens sind. Selbst bei älteren Fahrzeugen kann eine Teilkasko sinnvoll sein, um beispielsweise gegen Diebstahl, Sturm- oder Hagelschäden abgesichert zu sein.

Mythos 3: Junge Fahrer zahlen immer höhere Prämien

Es ist allgemein bekannt, dass Fahranfänger und junge Fahrer höhere Versicherungsprämien zahlen müssen. Dies liegt daran, dass diese Gruppe statistisch gesehen häufiger in Unfälle verwickelt ist. Doch es gibt Möglichkeiten, die Beiträge für junge Fahrer zu reduzieren.

Versicherungsmathematische Berechnungen zeigen, dass das Fahreralter zwar ein Risikofaktor ist, jedoch die Schadensfreiheit über die Jahre eine größere Rolle spielt. Empirische Studien belegen, dass junge Fahrer, die unfallfrei bleiben, bereits nach kurzer Zeit von sinkenden Prämien profitieren können. Versicherer bieten spezielle Tarife an, die den Einfluss des Alters abmildern. Beispielsweise kann ein Fahrzeug als Zweitwagen der Eltern versichert werden, was oft zu deutlich geringeren Kosten führt.

Mythos 4: Den Unfallschaden zu melden, führt immer zu höheren Prämien

Viele Autofahrer scheuen sich, kleinere Unfallschäden ihrer Versicherung zu melden, aus Angst, die Prämien könnten steigen. Dabei wird oft übersehen, dass Versicherer in solchen Fällen nach dem sogenannten Schadenfreiheitsrabatt-System arbeiten. Hierbei gilt: Je mehr unfallfreie Jahre, desto günstiger die Prämien. Versicherungsmathematische Modelle berücksichtigen dabei sowohl die Häufigkeit von Schadensmeldungen als auch deren Höhe, um die langfristige Prämienentwicklung zu prognostizieren. Diese wissenschaftlichen Modelle helfen Versicherern, faire und angemessene Rückstufungen vorzunehmen, wenn ein Schaden gemeldet wird.

Ein gemeldeter Schaden kann zwar zu einer Rückstufung in der Schadenfreiheitsklasse führen, allerdings bieten viele Versicherer einen sogenannten Rabattschutz an. Mit diesem Zusatzschutz bleibt die Schadenfreiheitsklasse auch nach einem gemeldeten Unfall bestehen.

Mythos 5: Ein Wechsel der Versicherung ist kompliziert und teuer

Ein weitverbreiteter Irrglaube betrifft den Wechsel der Kfz-Versicherung. Tatsächlich ist der Wechsel in den meisten Fällen unkompliziert und kann sogar erhebliches Sparpotenzial bieten. Viele Versicherungen gewähren Neukunden Rabatte, und durch einen Wechsel lassen sich oft bessere Konditionen erzielen.

Der Stichtag für die ordentliche Kündigung der Kfz-Versicherung ist in der Regel der 30. November eines Jahres. Ein Wechsel ist allerdings auch bei einer Beitragserhöhung oder einem Fahrzeugwechsel möglich. Wer die Versicherung wechseln möchte, sollte vorab genau die Vertragsbedingungen der neuen und alten Versicherung vergleichen, um sicherzustellen, dass die gewünschten Leistungen abgedeckt sind.

Mythos 6: Zusatzfahrer erhöhen immer die Versicherungskosten

Viele glauben, dass das Hinzufügen eines zusätzlichen Fahrers automatisch zu höheren Versicherungsprämien führt. Das ist nicht zwangsläufig der Fall. Versicherungen unterscheiden oft zwischen gelegentlichen und regelmäßigen Fahrern. Während bei einem regelmäßig eingetragenen Fahrer, etwa dem Partner, die Prämie ansteigen kann, bleibt sie bei gelegentlichen Fahrten oft unverändert.

Ferner bieten viele Versicherungen Sonderkonditionen für Familien oder Paare an, die das Fahrzeug gemeinsam nutzen. Es ist ratsam, vor Vertragsabschluss genau zu prüfen, welche Zusatzfahrer bei der jeweiligen Versicherung ohne Mehrkosten mitversichert sind und welche Bedingungen dafür gelten.

Es gibt mehr Versicherungsmythen, als man denkt

Rund um Kfz-Versicherungen gibt es viele Mythen, die sich hartnäckig halten. Eine fundierte Auseinandersetzung mit den Fakten zeigt jedoch, dass viele dieser Annahmen überholt oder schlichtweg falsch sind. Wer sich umfassend informiert, kann nicht nur unnötige Kosten vermeiden, sondern auch den für die individuellen Bedürfnisse passenden Versicherungsschutz finden.

In unabhängigen Tests werden regelmäßig Versicherer und Tarife auf den Prüfstand gestellt, was eine wertvolle Orientierungshilfe für Verbraucher darstellt. Ein bewusster Umgang mit dem Thema Versicherung lohnt sich – und sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

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