Gerade die Kosmetikbranche hat schon seit Jahren mit zahlreichen Vorwürfen von Tierschutzorganisationen und Umweltschützern zu kämpfen. Und das nicht zu Unrecht!
Fast ein Drittel aller Kosmetik- und Pflegeprodukte enthalten 15 verschiedene Chemikalien, die hormonelle Veränderungen hervorrufen. Zu diesem Ergebnis kommt derBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der im Rahmen einer aktuellen Studie 60.000 Produkte ausgewertet hat.. Immerhin haben selbst schon kleinere Marken nachhaltige und unbedenkliche Alternativen entwickelt.
Im Gegensatz zur Kosmetik sind andere Branchen da schon einen Schritt weiter. In der Möbel- und Einrichtungsbranche beispielsweise dienen diverse zertifizierte Hölzer aus ökologischer Forstwirtschaft immer mehr als Grundlage für Tische, Stühle, Schränke oder Dekorationsartikel. Manche Designer und Hersteller verwenden darüber hinaus Teile ihrer Einnahmen, um das Abholzen von bedrohten Wäldern zu verhindern und neue Bäume zu pflanzen.
Auch auf den Schreibtisch kommen ins nachhaltige Büro immer mehr die richtigen Produkte: Notizbücher aus recyceltem Leder, Notebooktaschen aus Wollfilz oder Stifte aus edlem Kunstharz. Wer sich bewusst ausstattet und den Kollegen zeigt, dass Stil und Nachhaltigkeit sich nicht ausschließen müssen, setzt ein Zeichen und geht mit gutem Beispiel voran.
Gerade auch umweltbewusste Lebensmittelhersteller setzen auf nachhaltige Produkte und tragen damit gleichsam auch zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Konsumenten bei. Denn ihnen bleiben bei streng kontrollierten Herstellungsprozessen und hochwertiger Qualität, die strengen Standards unterliegt, gesundheitsschädliche oder zumindest ungesunde Inhaltsstoffe erspart. Seien es Öle, Gewürze, Tees oder Schokolade – für nahezu jedes Konsumgut gibt es nachhaltige Optionen.
Greenwashing in der Kosmetikbranche
Doch zurück zur Kosmetik: Ist heir auch alles im grünen Bereich? Immer mehr Kosmetikartikel sind mit den Begriffen „Bio“ und „Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Irgendwo auf dem Etikett prangt zum Beispiel ein grünes Logo und verspricht nachhaltig produzierte Kosmetik. Verbraucher wollen sich und der Umwelt vielleicht sogar wirklich etwas Gutes tun, greifen zu diesen Produkten und tappen in die Falle. Denn die Begriffe sind in der Kosmetikbranche nicht geschützt, was wiederum viele Hersteller veranlasst sich die Lücke zunutze zu machen – und die Verbraucher zu täuschen.
„Greenwashing“ nennt sich diese Methode: Unternehmen brüsten sich mit bestimmten sozialen oder ökologischen Leistungen und fahren damit eine dreiste Strategie. Denn uninformierte Verbraucher, die im Siegeldschungel des Marktes verloren sind, kaufen, trotz eventueller guter Absichten, „böse“ Produkte. Die als nachhaltig deklarierten Leistungen des Unternehmens sind oftmals rein erfunden oder im Verhältnis zu den negativen öko-sozialen Auswirkungen des Kerngeschäfts zumindest so minimal, dass sie fast schon als Betrug einzustufen sind. Leider sieht der Gesetzesgeber das noch immer nicht so.
Echte Siegel für kontrollierte Naturkosmetik
Umso wichtiger ist es, dass jeder einzelne Verbraucher sich beispielsweise im Internet über die entsprechenden Siegel und deren offizielle Bedeutung informiert, bevor er zu einem Produkt greift. Natürlich kommen auch immer wieder kleinere Marken auf den Markt, die nicht direkt getestet werden. Dann gilt es, die Inhaltsstoffe und eventuelle Angaben über Herstellungsprozesse, Firmenphilosophie usw. genauer unter die Lupe zu nehmen.
Was die offiziellen Siegel betrifft, kann man sich für Kosmetikprodukte an folgender Liste orientieren:
- BDIH für kontrolierte Naturkosmetik: www.kontrollierte-naturkosmetik.de
- Ecocert: www.ecocert.de
- Demeter: www.demeter.de
- Eco Control: www.eco-control.com
- Vegan: www.vegansociety.com
- NaTrue: www.natrue.org
- Hase mit schützender Hand: www.ihtn.de
Letzteres Siegel ist für verantwortungsvolle Verbraucher von besonderer Bedeutung, da es Kosmetikprodukte klassifiziert, bei deren Herstellung auf Tierversuche verzichtet wurde. Zwar sind Tierversuche in der Kosmetik im Jahr 2009 durch die EU verboten worden, es gibt aber dennoch Schlupflöcher, die sich diverse Unternehmen zunutze machen. Gerade bei der Einfuhr von Kosmetika aus dem europäischen Ausland, deren Inhaltsstoffe außerhalb der EU getestet wurden, kommt es immer wieder zu unbemerkten Rechtsverstößen. Leider dürfen manche Rohstoffe, die nicht ausschließlich für Produkte im Bereich Kosmetik, sondern auch in anderen Branchen benötigt werden, häufig immer noch an Tieren getestet werden. Die Kosmetik-Positivliste des Deutschen Tierschutzbundes e.V. informiert aus diesem Grund über Hersteller und Vertreiber von Kosmetika, die ganz ohne Tierversuche arbeiten.
Verpackungen von Kosmetika
Kosmetika verkaufen sich nicht ohne Grund vor allem so gut an die ganz bestimmte Zielgruppe junger Mädchen – sie versprechen makellose Haut, ewige Jugend und Schönheit, wie sie berühmten Models in die Wiege gelegt wurde. Um diese Zielgruppe zu erreichen, repräsentieren Design und Konzept diverser Marken wiederum bestimmte Gefühle oder Lebenseinstellungen. Unter anderem in der Gestaltung von beispielsweise Parfumflakons oder Verpackungen unterschiedlichster Kosmetika spiegelt sich das wieder. Produkte, die optisch nicht ansprechen, lassen sich dagegen schlechter verkaufen. Da mag mit Sicherheit auch etwas dran sein, allerdings muss das eine das andere nicht ausschließen. Fast alle Hersteller von Naturkosmetik achten darauf, dass die Verpackung gut recycelbar ist, einige führen sogar Bio-Kosmetika ganz ohne Verpackung. Am besten ist es dann noch, wenn bewusste Verbraucher zu Refill-Produkten greifen. Einmal einen Originalbehälter gekauft, lässt sich das entsprechende Produkt einfach nachfüllen. In vielen Fällen sind diese Lösungen zum einen günstiger für den Käufer und zum anderen besser für die Umwelt.
Nachhaltigkeitskonzepte für Kosmetikprodukte
Bestimmte Nachhaltigkeitskonzepte sorgen dafür, dass die Branche sich in eine ökologisch positivere Richtung entwickelt:
- Klimafreundlichkeit: Das für die Umwelt und das Klima schädlichste Produkt aus der Kosmetikbranche ist noch immer das Haarspray. Nicht nur birgt der Gebrauch von Aerosolsprays ernstzunehmende gesundheitliche Risiken. Die Treibmittel sind schuld an knapp 30 mehr klimaschädlicher CO2-Emission, als Pumpsprays. Einerseits liegt das am für die Treibmittel benötigten Erdöl, andererseits an der Belastung durch die Aluminiumdosen, die für druckbasierte Aerolsprays nötig sind. Wer gedankenlos weiter zu Aerosolsprays greift, trägt langfristig mit zum Burn-Out unseres Planeten bei.
- Produkte dagegen, die mit dem Label “approved by climatop” ausgezeichnet sind, können bedenkenlos gekauft werden. Die Firma Climatop, die das Label vergibt, hat sich die Aufklä
rung und Beurteilung der Klimarelevanz von Kosmetika und Co. zur Aufgabe gemacht. - Arbeitsbedingungen: Wer ein entsprechend nachhaltig zertifiziertes Kosmetikprodukt kauft, tut nicht nur seinem Körper einen Gefallen. Er sorgt auch dafür, dass die Herstellung des Produktes unter fairen Bedingungen für alle Beteiligten vonstattengeht. Mit gutem Beispiel geht unter anderem BDIH-Naturkosmetik voran: Jeder beteiligte Hersteller muss eine bestimmte Präambel unterzeichnen und sich damit zu fairen Arbeitsbedingungen aller Angestellter bekennen.
- Jener BDHI hat einen sogenannten Nachhaltigkeitstag eingeführt. Mit seiner Premiere am 24.03.2011 wurde auch die BIPS, die „Initiative for Practical Sustainability“ ins Leben gerufen. Mit deren Hilfe sollen interessierte Unternehmen die Möglichkeit haben, Nachhaltigkeitsziele einfacher zu definieren und zu erreichen.
- Fairer Handel: Einige Hersteller nachhaltiger Kosmetik unterstützen mit ihren Produkten den fairen Handel. Mit Projekten, wie dem Koofa-Kenia-Projekt zur fairen Gewinnung von Bio-Ölen, die wiederum zur Kosmetikherstellung verwendet werden, zeigt die Marke „Börlind“ ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung. Hilfe will Börlind vor allem Frauen bieten, die mehr oder weniger dazu gezwungen sind, ihre Familien in Dritte-Welt-Ländern zu versorgen.