Eine Kathedrale mitten in Paris
Notre-Dame de Paris („unsere liebe Frau von Paris“) – so lautet die offizielle Bezeichnung der gigantischen römisch-katholischen Kathedrale, denn sie ist Gottesmutter Maria geweiht. Errichtet wurde das frühgotische Gebäude 1163 bis 1345, also in rund 200 Jahren, mitten im Herzen Paris auf der Seine-Insel Île de la Cité. Und dieser Ort ist von großer Bedeutung: 50 Meter vor Notre-Dame auf dem Vorplatz befindet sich ein goldener Stern, der Nullpunkt. Von hier aus werden in Frankreich alle Entfernungen bemessen. Seit 1991 zählt die Kathedrale zum Weltkulturerbe der UNESCO. Heute ist sie ein wahrer Besuchermagnet, 30.000 kommen pro Tag, über elf Millionen im Jahr.
Krönungen
1431, zu Zeiten des Hundertjährigen Krieges, wurde der gerade einmal zehn Jahre alte englische König Heinrich VI. in der Pariser Kirche zum König von Frankreich gekrönt. Und selbst einen Kaiser brachte Notre-Dame hervor: Am 2. Dezember 1804 krönte sich Napoléon I. dort selbst zum Kaiser. Darüber hinaus fanden in den großen Hallen viele wichtige Trauungen statt, beispielsweise die Hochzeit von Franz II. und Maria Stuart. Hier ruhen finden bis heute wichtige Könige und Kaiser. Der Sonnenkönig Ludwig XIV ist nur eine bekannte Figur.
Die Entweihung
1793 traf es Notre-Dame hart: Verfechter der Französischen Revolution drangen gewaltsam in die Kathedrale ein, zerstörten die Einrichtung und schmolzen alle metallischen Dinge für Kanonen ein. Sogar als Weinlager mussten die heiligen Hallen dienen. Rund 20 Jahre lang war Notre-Dame entweiht. Doch dies war noch Glück im Unglück, viele anderen Kirchen in Frankreich wurden in dieser Zeit komplett zerstört.
Der Glöckner von Notre-Dame
Weltberühmt wurde die Kirche durch den Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo, der 1831 in die Buchläden kam. Das beliebte Werk war sogar der Grund für eine umfassende Restaurierung 1844. Es folgten unzählige Verfilmungen, unter anderem 1996 von Disney.
Zwei Türme
Das Bild der Kathedrale ist geprägt von den zwei beinahe identischen 69 Meter hohen Türmen aus Naturstein. Der Kirchensaal ist 130 Meter lang, 48 Meter breit und 35 Meter hoch. Fast 10.000 Gläubige können hier einer Andacht lauschen. Jahrhunderte waren die Türme die höchsten Gebäude der französischen Hauptstadt. Erst 1889 mit dem Bau des Eifelturms wurden sie abgelöst.
Rosenfenster
Drei kreisrunde, bunt verglaste Fenster, sogenannte Rosenfenster, sorgen für ein wunderschönes Lichtspektakel. Hergestellt wurden diese bereits im 13. Jahrhundert.
Eine Armada an Königen
28 lebensgroße Figuren blicken über der Portalzone auf die Besucher. Sie stellen die Könige von Juda dar und sollen zeigen, wie sich die Kirche und Monarchie vereinigen kann. Die Statuen, die wir heute sehen, sind allerdings nicht die Originale. Diese wurden während der Französischen Revolution zerstört.
Strebewerk
Ein typisch gotisches Baumerkmal sind Strebewerke. In Notre-Dame dienen sie als äußere Stütze für das gigantische Gewölbe. Nur so konnte das Mittelschiff über 30 Meter hoch werden.
Ein verheerender Brand
Am Abend des 15. April 2019 brach ein Feuer in Notre-Dame aus. Große Teile der Dachholzkonstruktion sowie im Innenraum wurden zerstört. Glücklicherweise konnte die Feuerwehr das restliche Gebäude retten. Seitdem läuft der Wiederaufbau auf Hochtouren. Ende 2024 soll die berühmte Kathedrale wieder für Besucher geöffnet werden. Die Kosten für den Wiederaufbau belaufen sich voraussichtlich auf rund 856 Millionen Euro.
Sind deutsche Kirchen gefährdet?
Der Dachstuhl von Notre-Dame bestand überwiegend aus Holz, so konnte das Feuer großen Schaden anrichten. Der Kölner Dom dagegen besitzt eine Eisenkonstruktion und zudem Steigleitungen, mit denen Wasser im Brandfall in die Höhe gepumpt werden kann. Der Aachener Dom dagegen ruht ebenfalls auf einem Holzgestell. Hier gibt es allerdings eine eingebaute Sprinkleranlage.