Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Öko-Sünde Weihnachtsbaum: Gibt es umweltfreundliche Alternativen?

Foto: Envato / macniak

Öko-Sünde Weihnachtsbaum: Gibt es umweltfreundliche Alternativen?

Jedes Jahr aufs Neue erleuchten in zahlreichen Wohnzimmern Deutschlands festlich geschmückte Weihnachtsbäume. Doch für die festliche Stimmung müssen Tiere, Umwelt und Menschen leiden. Können wir Weihnachtsbäume ohne schlechtes Gewissen kaufen?

Weihnachtsbäume in Zahlen und Fakten

  • Der Weihnachtsbaum ist der weltweit bekannteste Weihnachtsbrauch
  • Pro Tanne entstehen etwa 3,1 Kilogramm Kohlendioxid
  • Immer mehr Menschen greifen zu Bio-Bäumen oder Bäumen im Topf
  • Aktuell gibt es mehr als 1000 Verkaufsstellen für umweltfreundlichere Varianten
  • Klimaneutral sind Bäume aus der Region oder im Topf nicht

Weihnachtsbäume als Klimasünder

Millionen Weihnachtsbäume stehen an Heiligabend in deutschen Haushalten. Verschönert mit Christbaumschmuck und Kerzen, besungen und bewundert – und wenige Wochen danach entsorgt. Für viele gehören Tanne und Fichte einfach zu Weihnachten, durch sie kommt festliche Stimmung auf. Doch hinter dem schönen Anblick verbirgt sich eine große Umwelt- und Klimabelastung.

Tannen aus Monokulturen haben nicht nur einen schlechten CO₂-Abdruck und schaden der Umwelt, Tieren – und vielleicht sogar Menschen. Bei Bäumen aus dem Ausland kommen auch Mittel zum Einsatz, die in Deutschland verboten sind. Hinzu kommt, dass sich die Produktionsbedingungen in den Kulturen stark unterscheiden. Wie das Umweltbundesamt berichtet, sind diese für Verbraucherinnen und Verbraucher meist nicht transparent. Mittlerweile gibt es allerdings vielversprechende Alternativen zur günstigen Nordmanntanne.

Weihnachtsbaum im Topf

Eine Alternative sind Bäume, die mitsamt ihrer Wurzeln in einem Topf voll Erde stehen. Verschiedene Anbieter vermieten oder verkaufen die Exemplare. Wer sich etwa einen Baum mietet und nach Weihnachten zurückgibt, sollte ihn gut pflegen. Damit der lebendige Baum die Weihnachtszeit übersteht, sollten Sie auf Lametta, echte Kerzen oder Sprühschnee und Glitter-Spray verzichten, um die Äste nicht zu schädigen.

Zudem benötigt der Baum etwa alle zwei bis drei Tage Wasser. Damit er sich im warmen Innenraum wohlfühlt, ist es ratsam, ihn zunächst ein paar Tage in einem etwas kühleren Raum zu lagern, damit er keinen Temperaturschock erleidet, informiert der Naturschutzbund NRW. Danach sollten Sie die Pflanze nicht neben der Heizung oder dem Ofen platzieren.

Nach Weihnachten im Garten einpflanzen

Wer eine Tanne im Topf kauft, kann diese nach Weihnachten im Garten einpflanzen oder weiter im Topf pflegen. Bei der Auswahl des Baumes ist jedoch zu beachten, dass manche Tannen bessere Überlebenschancen haben als andere. Der Grund: Wird die Tanne aus der Erde genommen und in den Eimer gesetzt, kommt es vor, dass dabei ihre Wurzeln abgestochen werden. Das kann dazu führen, dass sie danach nicht mehr weiterwachsen.

Andere Anbieter ziehen die Weihnachtsbäume bereits von Anfang an in einem Topf groß, wodurch die Wurzeln unbeschädigt bleiben. Diese Bäume haben deshalb nach Weihnachten bessere Chancen, zu gedeihen. Wenn sie allerdings jedes Jahr aufs Neue vom Garten ins warme Wohnzimmer wechselt, leidet die Pflanze. Von daher ist ein Weihnachtsbaum im Topf über viele Jahre keine optimale Alternative zum abgeholzten Baum.

Bio-Weihnachtsbaum selbst fällen

Wer lieber auf den Baum im Ständer setzt, kann auch dabei auf den ökologischen Fußabdruck achten. Laut der Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt, Robin Wood, wachsen jedoch weniger als ein Prozent aller Weihnachtsbäume unter kontrolliert ökologischen Bedingungen heran, sprich, ohne Pestizide, Mineraldünger und Wachstumsregulatoren.

In einer Pressemeldung der Aktionsgemeinschaft appelliert Rudolf Fenner von Robin Wood: „Wenn schon Weihnachtsbäume, dann am besten aus Forstbetrieben oder Weihnachtsbaumkulturen, die nach klaren, ökologisch ausgerichteten Regeln bewirtschaftet werden und bei denen dies auch von unabhängiger Seite kontrolliert wird.“

Shrobshire-Schafe statt Rasenmäher

Statt Rasenmähern kommen in einigen Öko-Kulturen Shrobshire-Schafe zum Einsatz, da sie die Nadelholzkulturen ideal pflegen. Durch ihren Appetit stoppen sie den Unkrautwuchs auf den Plantagen, Christbäume hingegen schmecken ihnen nicht.

Bio-Weihnachtsbäume erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Gab es vor sieben Jahren noch 100 Verkaufsplätze in Deutschland, sind es aktuell bereits mehr als 1000. Wollen Sie eine ökologisch zertifizierte Tanne kaufen, sollten Sie auf entsprechende Siegel achten. Diese sind Naturland, Bioland, Demeter, Biokreis, das Bio-Siegel der Europäischen Union oder das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council).

Natürlich gewachsene Bäume kaufen

Das Umweltbundesamt empfiehlt, Bäume zu kaufen, die natürlich gewachsen sind – direkt im Wald in der Region. Wer seine eigene Tanne auswählt, kann auch selbst Hand anlegen. Einige Waldbesitzer, Förster oder verschiedene BUND-Gruppen bieten Menschen an, unter Anleitung ihre eigenen Bäume zu fällen.

Vor Ort können Sie sich zudem informieren, wie der Baum gezüchtet wurde und wie Sie ihn am besten pflegen.

Weihnachtsbaum aus Plastik

Die umweltschädlichste Variante ist ein Baum aus Plastik. Wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald informiert, haben Plastikbäume eine wesentlich schlechtere Ökobilanz als echte Bäume. Grund dafür ist der Energieeinsatz bei der Produktion und dem Transport. Außerdem landet der Baum eines Tages im Plastikmüll, da er biologisch nicht abbaubar ist. Das britische Umwelt-Unternehmen Carbon Trust schätzt, dass ein künstlicher Baum – je nach Größe und Material – erst nach 7- bis 20-mal Wiederverwenden besser für die Umwelt ist, als ein kommerziell angebauter Baum.

Anders sieht es bei den Modellen aus Holz aus. Wie das WDR-Magazin „Quarks“ unter Berufung auf Studien schreibt, entstehen durch einen echten Baum etwa 3,1 Kilogramm Kohlendioxid, bei einem aus Plastik sind es 48,3 Kilogramm CO₂. Die Entsorgung und der Weihnachtsbaumschmuck sind dabei bisher nicht einmal eingerechnet.

Weihnachtsbäume zu Spanplatten verarbeiten

Immerhin: Im Gegensatz zum Plastikweihnachtsbaum lässt sich ein echter Baum noch verwerten. Wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald berichtet, sammeln Kommunen flächendeckend Bäume ein und verwerten sie. In Berlin landen sie in Biomassekraftwerken.

Rund 35.000 Bäume erzeugen im Jahr Strom und Wärme für 500 Berliner Haushalte. In Leipzig kommen die Weihnachtsbäume auf den Kompost und dienen danach als Humus. In München werden sie teilweise zu Spanplatten verarbeitet.

Muss es überhaupt ein Weihnachtsbaum sein?

Selbst umweltfreundlichere Varianten im Topf oder aus dem regionalen Wald sind also keine ideale Lösung. Muss es denn überhaupt ein Weihnachtsbaum sein? Umweltschutzorganisationen schlagen vor, heruntergefallene Zweige und Äste von Tannen zu sammeln und diese bei sich als Weihnachtsbaum-Alternative zu drapieren. Sie könnten etwa auf einer Holzleiter Platz finden, neben Kerzen und Geschenken.

Welt der Wunder - Die App

Kostenfrei
Ansehen