Auf welcher Insel liegt ein Gott begraben?
Wenn am Horizont die Sonne in der Ostsee versinkt und ihre letzten Strahlen über die raue See schickt, legt sich eine gespenstische Ruhe über die Insel Rügen. Tief unter der Erdoberfläche liegen hier die Reste eines rätselhaften Götterkultes begraben, der die gesamte Ostseeregion ergriff. Bis ins zwölfte Jahrhundert war Rügen das kulturelle Zentrum des Kriegervolkes der Ranen. Bekannt für ihre schlagkräftige Flotte, führten sie besonders in Dänemark gnadenlose Raubzüge. Ihre Beuteschätze brachten sie in die sogenannte Jaromarsburg, einen befestigten Tempel des Kriegsgottes Svantovit. Im Jahr 1168 bildete sich jedoch unter Führung der Dänen eine Allianz gegen die Ranen, die nach wochenlanger Belagerung die Jaromarsburg eroberte und sie niederriss. Historische Einordnung: Mit der Unterwerfung der Ranen fiel die letzte Bastion der „Heiden“ gegen das Christentum.
Welche Kirche wurde zum ersten Reichstag?
Wütend schlagen die Flammen hoch, verschlingen das Holz der Bänke und die bunten Splitter der zerborstenen Kirchenfenster. Mit der Paulskirche brennt am 18. März 1944 nicht nur ein Denkmal aus – sondern auch den Ort des ersten deutschen Reichstags. Historische Einordnung: Als die Märzrevolution im Jahr 1848 ihren Höhepunkt erreicht und in der ersten demokratischen Bewegung auf deutschem Boden mündet, muss ein Zentrum der Politik gefunden werden. Und so halten die ersten Demokraten unserer Nation bis zum folgenden Jahr ihre Nationalversammlungen an dem Ort ab, der ihnen am würdigsten erscheint: die Paulskirche. Hier arbeiten die Politiker eine erste Reichsverfassung aus, die zwar selbst nie in Kraft tritt, aber alle deutschen Verfassungs- und Grundgesetzfindungen bis in die Gegenwart maßgeblich beeinflusste.
In welchem Gefängnis wurde die letzte Todesstrafe vollzogen?
Als sich hinter dem Stasi-Hauptmann Werner Teske die Tür öffnet, hört er vielleicht noch die sich nähernden Schritte. Den schallgedämpften Schuss bekommt Teske nicht mehr mit. Schütze Hermann Lorenz wird nie für den Mord an Werner Teske angezeigt – Lorenz ist der letzte Henker der DDR, Stasi-Hauptmann Teske ein zum Tode verurteilter Häftling. Historische Einordnung: Nachdem Bundesrepublik bereits 1949 die Todesstrafe abschaffte, zog die DDR erst 1987 nach. Das letzte Todesurteil wurde in der DDR jedoch am 26. Juni 1981 in der zentralen Hinrichtungsstätte in Leipzig vollzogen. Der für Spionage und Fahnenflucht verurteilte Werner Lorenz ist das letzte Opfer der Todesstrafe und wird, wie in der DDR üblich, mit einem unangekündigten Kopfschuss hingerichtet.
Welche Botschaft hat die Bundesregierung in Geiselhaft genommen?
Als am 24. Oktober 2013 das Telefon des in Berlin stationierten John B. Emerson klingelt, weiß der US-Botschafter bereits, in welch prekärer Lage er sich befindet. Am Morgen vermeldeten die Nachrichten, dass in der Botschaft NSA-Agenten stationiert seien. Angeblich hören sie seit 2002 heimlich die führenden Politiker Deutschlands ab. Auch das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel sei betroffen. US-Präsident Barack Obama selbst kann die Telefonprotokolle der Kanzlerin einsehen. Historische Einordnung: Das Botschaftsgebäude am Brandenburger Tor ist der Ort, an dem das Vertrauen in die USA begraben wurde. Erstmals wird deutlich, dass die USA auch ihre Verbündeten ausspionieren.
Wo hatte die erfolgreichste Band aller Zeiten einen ihrer ersten Auftritte?
Anfang der 1960er Jahre ist Bruno Koschmider eine lebende Legende auf der Hamburger Reeperbahn - ihm gehören die wichtigsten Striplokale und Musikclubs der hanseatischen Vergnügungsmeile. Um zahlungskräftiges Publikum in seine Läden zu locken, reist Koschmider 1960 nach Liverpool, um dort eine Musikgruppe zu engagieren, die damals auf dem europäischen Festland praktisch noch unbekannt ist: „The Beatles“. Am 17. August 1960 haben die Beatles im „Indra“ ihren ersten Auftritt vor einem Publikum, das überwiegend aus Prostituierten und deren Freiern besteht. Pro Tag und Auftritt verdienen die Musiker damals gerade einmal 30 Deutsche Mark. Historische Einordnung: Obwohl das „Indra“ 1960 zu den berüchtigtsten Clubs Europas gehört, ist es der Ort, in dem der Aufstieg der wohl einflussreichsten Band aller Zeiten begann. Über eine Milliarde Tonträger verkaufen die Beatles in gerade einmal acht Jahren – und bis heute sind sie die einzige Band, die es geschafft hat, die ersten fünf Plätze der US-Billboard-Charts gleichzeitig zu belegen.
Welche Schlacht führte zur Gründung des deutschen Reichs?
Beißender Pulverdampf und das Donnern Hunderter Geschütze liegen in der Luft, als am 3. Juli 1866 bei Königgrätz preußische Truppen auf die Armeen Österreichs und Sachsens treffen. Als sich der Schlachtenlärm legt, säumen Tausende tote Soldaten das Feld. Die österreichische Allianz wurde vernichtend geschlagen. Historische Einordnung: Nach der Schlacht eint Preußen viele deutsche Staaten zum Norddeutschen Bund und bereitet damit den Weg zur Gründung des Deutschen Reiches.
Welches Haus stellte die Polizei unter Terrorverdacht?
Als die Rechtsterroristin Beate Zschäpe (Bild) am 4. November 2011 eine Bombe in der Frühlingsstraße 26 in Zwickau-Weißenborn zündet, beginnen die Beamten von Polizei und Verfassungsschutz zu rotieren. Sie müssen Akten zum NSU vernichten – und ihr Versagen vertuschen. Historische Einordnung: Zehn Jahre lang verübt der NSU unerkannt Anschläge und Morde. Dabei sollten die Neonazis durch 40, vom Verfassungsschutz bezahlte, V-Leute beobachtet werden.
Welcher deutsche Berg hat die Welt geteilt?
Nachdem die USA 1945 zwei Atombomben über Japan abgeworfen hatten, musste die Sowjetunion schnell nachrüsten. Dabei rückt das Erzgebirge in den Fokus. Hier lagern große Uranvorkommen. Zwischen 1946 und 1990 fördert das DDR-Staatsunternehmen Wismut dort rund 230 000 Tonnen reines Uran – die drittgrößte Fördermenge der Welt. Historische Einordnung: Tatsächlich wäre ohne das Uran aus Sachsen das sowjetische Atomprogramm nie oder erst später konkurrenzfähig geworden, da Russland nicht über ausreichende Vorkommen verfügte. So begann die Teilung der Welt im Erzgebirge.
Welche Schule verwies den größten Physiker?
Anders als oft behauptet, war Albert Einstein ein hervorragender Schüler – übersprang sogar in der Grundschule eine Klasse. Als er 1888 an das Luitpold-Gymnasium in München wechselte, sind seine Noten immer noch überwiegend sehr gut. Allerdings erwirbt er sich unter den Lehrern an seinem Gymnasium schnell den Ruf, ein Querulant und Aufrührer zu sein, der mit seiner Respektlosigkeit andere Schüler ansteckt. Er hat deswegen massive Konflikte mit seinen Lehrern. 1894 bricht er nach einem Streit mit dem Rektor aus Trotz die Schule ab und zieht nach Mailand. Historische Einordnung: Ohne sein Scheitern am Luitpold-Gymnasium hätte Einstein wahrscheinlich als 16-Jähriger nicht die Zeit gehabt, seinen ersten wissenschaftlichen Aufsatz „Über die Untersuchung des Ätherzustandes im magnetischen Felde“ geschrieben – sein erster Schritt auf dem Weg zum größten Physiker aller Zeiten.
Wo in Deutschland vollstrecken die USA Hinrichtungen?
Kalter Regen fällt im Juni 2016 auf den Militärflughafen Ramstein bei Kaiserslautern, als sich vor seinen Toren Tausende zum Protest versammeln. Der Grund ihrer Wut: Nur Tage zuvor bestätigte US-Präsident Barack Obama 473 von den USA verübte Drohnenanschläge. Offiziell befanden sich unter den 2.697 Todesopfern auch 116 Zivilisten. Historische Einordnung: Alle Anschläge durch Drohnen lenkt das US-Militär von der Militärbasis Ramstein aus. Der Grund: Die Distanz zwischen den Vereinigten Staaten und dem Nahen Osten ist für die ferngesteuerten Drohnen zu groß. Wie viele Menschen von Ramstein aus tatsächlich getötet werden, lässt sich allerdings nur schätzen. Fakt ist: In Obamas acht Jahren Amtszeit starteten die USA 1.878 Drohnen-Angriffe. In Trumps ersten zwei Jahren waren es hingegen 2.243…
Welche Stadt erfand das „Made in Germany“?
Das Jahr 1816 ging in die deutsche Geschichte ein als das Jahr ohne Sommer. Aschewolken verdunkelten nach dem Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora den Himmel, sorgten weltweit für Ernteausfälle und Hungersnöte. In Deutschland starben Hunderttausende Nutztiere. Ein Umstand, der dazu führte, dass in Mannheim Karl Drais jene „zweirädrige Laufmaschine“ als Pferdeersatz erfindet, die wir heute als Fahrrad kennen. Es ist nicht einzige weltverändernde Innovation aus Mannheim: Auto, Aufzug, Luftschiff, Traktor wurden in der Stadt am Rhein erfunden. Historische Einordnung: Als Industrie- und Exportland profitiert Deutschland bis heute von den Leistungen des deutschen Silicon Valleys des 19. Jahrhunderts. Viele der in Mannheim gefundenen Innovationen begründeten den Ruf „Made in Germany".
In welchem Berliner Café wurde Kulturgeschichte geschrieben?
Als 1893 das „Kleine Café“ als erstes Caféhaus am Kurfürstendamm eröffnete, kamen zunächst nicht mehr als drei, vier Gäste am Tag in das Lokal. Doch als 1896 die bekannten Schriftsteller Maximilian Bern und Fritz Stahl einen Künstlerstammtisch eröffneten, wurde das in „Café des Westens“ umbenannte Etablissement zum wichtigsten Treffpunkt der Berliner Intellektuellen- und Kunstszene. Historische Einordnung: Wie in einem Schmelztiegel der Kreativität entstanden im „Café des Westens“ von Gästen wie Christian Morgenstern, Friedrich Hollaender oder Richard Strauss Meilensteine der deutsche Kulturgeschichte – und ebenso das wohl erste Berliner Hipster-Lokal.
Welches Dorf wurde zum Tor in die Freiheit?
Es klingt nicht danach – aber das Grenzdurchgangslager Friedland in der Nähe von Göttingen ist ein Ort, der wie kaum ein anderer in Deutschland für Freiheit und Befreiung steht. Gegründet wurde es im Jahr 1945 von der britischen Besatzungsmacht. Zu dieser Zeit herrschte Chaos in Deutschland. Hunderttausende Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen, Obdachlose und Waisenkinder irrten ziellos umher. Um den Menschen eine Anlaufstelle zu geben und die Versorgung mit Lebensmitteln und Wohnraum organisieren zu können, schuf man das Durchgangslager. Historische Einordnung: Nach den Kriegsvertriebenen kamen die deutschen Kriegsgefangenen, später folgten die Spätaussiedler – und schließlich Flüchtlingskontingente. Insgesamt war Friedland für 4,5 Millionen Menschen das Tor in das freie Deutschland. Das Bild zeigt das Heimkehrer-Denkmal in Friedland.