Während sich der Mythos um böse Fette oder zu viel Cholesterin in Eiern weiter hält, greifen die Paläo-Vertreter hier beherzt zu. Auf dem Speiseplan stehen vor allem Fleisch, Fisch, Eier und Fette. Dabei stört die Paläos der Aufschrei aus den veganen und vegetarischen Lagern nur wenig. Schließlich zählt bei der Auswahl der Nahrung nur die höchste Qualität und die ganzheitliche Gesundheit des Menschen steht – samt seiner Psyche – an erster Stelle.
Paläo-Experte Hanjo Fritzsche lebte selbst 20 Jahre als Vegetarier, fünf davon als Veganer. Nun gehört er zu den Verfechtern der Steinzeiternährung und weiß auch genau, warum.
Steinzeiternährung: Was bedeutet das eigentlich?
Das Wort Paläo stammt von dem Wort Paläolithikum ab, welches in der Fachsprache für die Altsteinzeit steht. In dieser Zeit waren die Vorfahren des Menschen Jäger und Sammler. Die Verfechter der Steinzeiternährung bezeichnen diese als einzige artgerechte Ernährung für den Menschen. Schließlich habe sich der Mensch im Laufe der zweieinhalb Millionen Jahre Evolutionsgeschichte perfekt an diese Art der Nahrung angepasst. „Wir sind für das Leben als Jäger und Sammler geschaffen worden. Viele der damals entstandenen Eigenschaften sind der heutigen Lebensweise nicht angepasst“, erklärt Fitness-Coach und Paläo-Experte Hanjo Fritzsche. „Genetisch betrachtet sind wir Höhlenmenschen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir wieder so leben müssen wie damals.“ Um gesund zu bleiben, sollten wir uns jedoch so ernähren.
Ein typisches Paläo-Mahl
Was isst der moderne Steinzeitmensch nun eigentlich? Die Landwirtschaft begann erst vor 10.000 Jahren – ein kurzer Zeitraum verglichen zur zwei Millionen Jahre andauernden Steinzeit. Industriell gefertigte Nahrungsmittel gibt es sogar erst seit 150 Jahren. Sowohl Neandertaler als auch die modernen Steinzeitmenschen greifen daher bei ihrer Nahrung zu sehr viel Fleisch und Fisch. Sogar rotes Fleisch, welches häufig als Gift für das Herz angesehen wird, landet auf dem Speiseplan. „Wenn die Tiere grasgefüttert sind, ist rotes Fleisch unbedenklich. Wer sich kein Filet Mignon leisten kann, greift einfach zu einem guten Nacken- oder Hüftsteak. Nur industriell produziertes Fleisch aus Massentierhaltung muss gemieden werden“, sagt Ernährungsexperte Fritzsche. Ergänzt werden die tierischen Produkte durch sehr viel verschiedenes Gemüse, Obst, Nüsse und Wurzeln. Eins landet beim Paläo-Anhänger jedoch nicht auf dem Teller: Getreide und Milchprodukte.
Zivilisationskrankheiten durch falsche Ernährung
„Die Hauptnährstoffe unserer Vorfahren waren Proteine und Fette“ – damit meint Fritzsche vor allem gute Fette aus Fleisch, Fisch und Nüssen. Die Nährstoffzusammensetzung eines Paläo-Plans enthält lediglich 20 Prozent Kohlenhydrate. Diese werden hauptsächlich durch Obst gewonnen. „Einfache Kohlenhydrate sind letztendlich Zucker. Und dieser führt häufig zu Krankheiten wie Typ 2 Diabetes, Krebs und Herzkrankheiten“, erklärt der Experte. Laut Fritzsche konnten sich die Gene der Menschen der veränderten Nahrungsproduktion noch nicht genügend anpassen, weshalb der Mensch auch mit Intoleranzen reagiert, sei es eine Laktose- oder auch eine Glutenunverträglichkeit.
Nicht alles, was gesund aussieht, ist auch gesund
Zwar sieht die Steinzeiternährung Obst im Speiseplan vor, doch lediglich in mäßigen Mengen. Sehr zuckerreiches Obst wie Bananen oder Melonen sollte nicht übermäßig gegessen werden. Stattdessen lieber verschiedene Zitrusfrüchte. Obwohl auch Fette wichtig sind bei der Paläo-Ernährung, gilt auch hier kein maßloser Konsum von Nüssen. Außerdem: Finger weg von Erdnüssen! Diese gehören zu den Hülsenfrüchten und somit auf keinen Paläo-Essplan. Genauso wenig wie Linsen oder Bohnen. „Vielen Menschen fällt es besonders schwer, auf Brot zu verzichten. Doch leider muss genau dieses dringend vom Speiseplan verbannt werden, um gesund zu bleiben!“, sagt Hanjo Fritzsche. Er hat Brot übrigens einfach durch ein reichhaltiges Rührei zum Frühstück ersetzt.
Hungern mit der Paläo-Diät?
Im Englischen wird diese Ernährungsweise als Paleo-Diet bezeichnet. Fälschlicherweise wurde der Begriff im Deutschen mit Diät übersetzt. Wer nun denkt, man müsse dabei hungern, darf aufatmen: Die Paläo-Diät ist gar keine Diät. Es gibt keine Kalorienbegrenzung, keine Mangelernährung und auch keine Jojo-Effekte. Je nach Zusammensetzung des Speiseplans kann Gewicht reduziert oder einfach gehalten werden. Das Gute an Paläo: Durch diese Ernährungsweise werden die Fettreserven im Körper abgebaut. Im Gegensatz dazu führen andere Diäten, die beispielsweise gänzlich auf Kohlenhydrate verzichten, dazu, dass Muskelgewebe angegriffen wird. Hungern ist beim modernen Steinzeitmensch tabu: „Gute Fette halten lange vor, genauso wie Proteine. Man ist länger satt“, verspricht der Ernährungs-Experte.
Sich besser fühlen mit Paläo
Auch wenn nicht im Einzelnen nachgewiesen werden kann, wie sich Steinzeitmenschen ernährt haben, bleibt für Paläo-Anhänger Hanjo Fritzsche eine Sache gewiss: „Niemand kann bestreiten, dass Gemüse, gesunde Fette und qualitativ hochwertiges Fleisch gesund sind.“ Der Konsum unbehandelter, unverarbeiteter Lebensmitteln kann nur gesünder sein als industriell gefertigtes Essen, wie Fleisch aus Massentierhaltung und Eier von Legehennen. Fritzsche kritisiert dabei auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung: „Die verharren in alten Systemen, die noch immer davon ausgehen, der Mensch müsse nur satt werden. Deshalb propagieren sie weizenhaltige Produkte. Weil diese günstig sind und eine große Industrie dahinter steht.“ Um sich gut zu fühlen und gesund zu sein, bedarf es jedoch mehr als nur der reinen Sättigung.
Paläo, ein vergänglicher Trend?
Auch wenn nicht im Einzelnen nachgewiesen werden kann, wie sich Steinzeitmenschen ernährt haben, bleibt für Paläo-Anhänger Hanjo Fritzsche eine Sache gewiss: „Niemand kann bestreiten, dass Gemüse, gesunde Fette und qualitativ hochwertiges Fleisch gesund sind.“ Der Konsum unbehandelter, unverarbeiteter Lebensmitteln kann nur gesünder sein als industriell gefertigtes Essen, wie Fleisch aus Massentierhaltung und Eier von Legehennen. Fritzsche kritisiert dabei auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung: „Die verharren in alten Systemen, die noch immer davon ausgehen, der Mensch müsse nur satt werden. Deshalb propagieren sie weizenhaltige Produkte. Weil diese günstig sind und eine große Industrie dahinter steht.“ Um sich gut zu fühlen und gesund zu sein, bedarf es jedoch mehr als nur der reinen Sättigung.
Stress gefährdet unsere Gesundheit
Industriell gefertigte Lebensmittel sind ein großer Feind der gesunden Ernährungsweise. Doch auch chronischer Stress gehört dazu. Evolutionär betrachtet war Stress dazu gedacht, kurzfristig Stärke zu entwickeln – wie beispielsweise bei einem Tierangriff. Die heutige Überforderung bei der Arbeit und Überreizung durch Informationen führen aber dazu, dass wir uns ständig Stress aussetzen. Paläo-Anhänger propagieren deshalb den dringenden Abbau von Stress und fordern stattdessen mehr Erholung, gesunden Schlaf und körperliche Bewegung. Allein in der Kombination all dieser Punkte, kann man langfristig gesund bleiben und ein gutes Körpergefühl gewährleisten.
Teuer und nicht bewiesen: Kritik an der Steinzeiternährung
„Besonders Veganer und Vegetarier befinden sich auf einer Art Kreuzzug gegen die Paläo-Anhänger“, sagt Fritzsche. Er selbst lebte seit seinem sechsten Lebensjahr als Vegetarier und wurde später sogar Veganer. „Leider ist der übermäßige Getreidekonsum ungesund. Es gibt viele wissenschaftliche und medizinische Beweise dafür, dass eine Ernährung ohne Getreide und Milchprodukte besser ist.“ Genauso wie er, wechseln viele Menschen zur Steinzeiternährung. Dabei kommt jedoch auch Kritik auf: Im Fokus stehen die hohen Preise für unbehandeltes Fleisch und Gemüse, genauso wie die Verallgemeinerung. Schließlich habe man sich nicht überall auf der Welt auf dieselbe Weise ernährt. Doch die Paläos streben keinen einheitlichen Speiseplan an: „Jeder Mensch ist anders. Somit muss auch die Ernährung angepasst werden. Es gibt nicht einen Paläo-Plan für alle“, so Fritzsche.
Über den Experten
Hanjo Fritzsche lebt in München und arbeitet seit 2010 selbstständig als Gesundheitsberater, Personal Trainer und Therapeut für klinische Psycho-Neuro-Immunologie. Sein persönliches Konzept der „Evolutionären Fitness und Gesundheit“ basiert auf der Kombination von Paläo-Ernährung und körperlicher Fitness durch Sport. Als Head Coach des „Original Bootcamps“ in München macht er am liebsten Sport unter freiem Himmel. Hanjo Fritzsches Ziel ist es, Menschen dabei zu helfen, bis ins hohe Alter gesund zu bleiben.