Wohlriechender Rauch
Wie Duftstoffe gewonnen werden
Mehrere Verfahren können angewendet werden, um Früchten, Blüten, Gewürzen, Hölzern oder Kräutern ihren Duft zu entziehen. Die Enfleurage ist eine der ältesten Methoden zur Duftstoffgewinnung, allerdings kommt sie heute nicht mehr zum Einsatz. Die Düfte der Rohstoffe – etwa von Blüten – werden hierbei von tierischen Fetten absorbiert. Dazu legt man die frisch gepflückten Blüten auf geruchloses Schweinefett, das die Duftstoffe aufsaugt. Am Ende wird das mit Duft durchtränkte Fett in Alkohol gewaschen, um die Essenz wieder vom Fett zu trennen.
Bei der ältesten Methode, der Destillation, werden die Blütenblätter in riesige Kessel gefüllt und gekocht, dabei löst sich das ätherische Öl aus den Blüten. Der aufsteigende Wasserdampf wird anschließend abgekühlt und in einem Behälter aufgefangen. Hier trennen sich Wasser und Öl wieder. Denn das ätherische Öl hat eine geringere Dichte als das Wasser und schwimmt deshalb oben. Man benötigt etwa eine Tonne Blüten, um einen Liter Parfümöl zu gewinnen. Der Preis pro Liter liegt deshalb auch bei bis zu 50.000 Euro.
Duftentzug durch Lösungsmittel
Die am häufigsten angewendete Methode ist die Extraktion. Hier wird den Rohstoffen der Duft mit einem Lösungsmittel entzogen. Dieses wäscht in riesigen Kesseln ätherische Öle und Pflanzenwachse aus den Blüten heraus. Zusammen bilden sie eine salbenartige Masse. Diese muss jetzt noch mit Alkohol gewaschen werden, um die Wachse wieder zu lösen und so das reine Öl zu erhalten, die “essence absolute”.
Mithilfe der verschiedenen Parfümöle versuchen Parfümeure außergewöhnliche Düfte zu kreieren. Die Ausbildung zum Parfümeur kann, je nach Firma, bis zu sechs Jahre dauern. Sein wichtigstes Instrument ist die Nase. Mit ihr versucht er die richtige Zusammensetzung der einzelnen Komponenten zu erschnüffeln. Millionen verschiedener Kompositionen sind möglich, aber nur wenige haben das gewisse Etwas, das auf Dauer Anklang findet.
Bis zu 600 Einzeldüfte
Dabei muss der Parfümeur wissen, welche Düfte zusammen harmonieren – etwa Rosenduft mit Erdbeere, welche Düfte sich aufheben, sich beißen oder wie eine Komposition auf die Haut wirkt. Ein Parfüm muss aus mindestens zwölf und kann aus bis zu 600 verschiedenen Einzeldüften bestehen.
Bei jedem Parfüm gibt es eine Kopf-, Herz- und Basisnote. Die Kopfnote besteht aus leichten, fruchtigen Düften, die man als erstes riecht, die aber auch am schnellsten verfliegen. Die Herznote bestimmt den Charakter des Parfüms, wie zum Beispiel Lavendel oder Rosen, die Basisnote dagegen ist die Grundlage eines Parfüms und wird aus schweren, langanhaltenden Düften gebildet wie zum Beispiel Moschus oder Sandelholz.
Parfüm, so wie wir es kennen, besteht zum Teil aus Duftölen und zum größten Teil aus Alkohol. In Eau de Parfüm sind 12 bis 15 Prozent Parfümöl enthalten, der Rest ist Alkohol. Eau de Toilette besteht sogar nur zu vier bis acht Prozent aus Parfümöl. Von der Idee zu einem neuen Parfüm bis zum Flakon im Kaufregal können bis zu drei Jahre an kreativer Arbeit vergehen.
Wie wir riechen
Ein Duft löst sofort Erinnerungen und Emotionen in unserem Gehirn aus. Aufgenommen werden die Geruchsmoleküle über die Nase. Hier docken sie an die Härchen der Riechzellen an, die in die Nasenschleimhaut ragen. Bis zu 10.000 verschiedene Gerüche kann unsere Nase unterscheiden. Dagegen ist der menschliche Geschmackssinn mit seinen fünf Geschmacksrichtungen geradezu unterentwickelt.
An den Riechzellen löst das Geruchsmolekül sofort einen elektrischen Impuls aus. Dieser wird über den Riechkolben, der sich direkt oberhalb der Nasenwurzel befindet, an das Gehirn weitergeleitet. Zum einen an das limbische System, einem sehr alten Gehirnareal. Hier löst der Impuls sofort ein Gefühl aus, je nach Geruch Erregung, Angst oder Ekel. Gleichzeitig beschwört der Duft längst vergangene Bilder herauf. Zum anderen geht der Impuls an das Riechhirn in der Großhirnrinde. Hier kann der Duft zugeordnet und identifiziert werden, etwa als Geruch von Rosen oder von Schweiß.