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Pearl Harbor: Als Amerika in den Krieg gezwungen wird

Foto: Thinkstock / Instamastic

Pearl Harbor: Als Amerika in den Krieg gezwungen wird

Am Morgen des 7. Dezembers 1941 griff die japanische Flotte die USA an. Ziel: Pearl Harbor, die Marinebasis der amerikanischen Flotte auf Hawaii. Doch für Japan wurde der Angriff zu einem Sieg, der sich in eine grausame Niederlage wendete.
Als die Sonne am Morgen des 7. Dezembers 1941 ihre ersten Strahlen auf Hawaii wirft, rechnet im Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf der Hawaii-Insel Oahu niemand damit, dass sich der anfänglich schöne Sonntag in ein Flammeninferno mit tausenden Toten verwandeln wird.
Doch Japans Pazifikflotte steht kurz davor, den USA einen schweren Schlag zu versetzen. Sechs Flugzeugträger und Begleitschiffe sind unterwegs, um ihre Flugzeuge Richtung Pearl Harbor zu schicken, um den strategisch wichtigen Vorposten der Amerikaner im Pazifik dem Erdboden gleichzumachen.

Japan sieht sich zum Präventivschlag gezwungen

Doch wie kam es dazu? Im Zuge ihrer Expansionspolitik hatten die Japaner 1931 die Mandschurei und sechs Jahre später Teile Chinas besetzt. Im Frühjahr 1941 antworteten die USA mit einem Erdölembargo auf die Besetzung Französisch-Indochinas. Ein herber Schlag für Japan, das bis dahin fast sein gesamtes Öl von den Amerikanern bezog – achtzig Prozent der Versorgung fielen damit weg. Als die Amerikaner ihre Marine dann auch noch nach Hawaii verlagerten, sahen sich die Japaner zu einem Präventivschlag gezwungen.

Zwar gab es einige Hinweise des amerikanischen Geheimdienstes auf einen japanischen Angriff im Pazifik. Doch es war nicht klar, wo und wann dieser stattfinden könnte. Die japanische Flotte, die seit Tagen Richtung Hawaii schlich, bewegte sich außerhalb der Reichweite der amerikanischen Luftaufklärer.

Zwar hatten die Amerikaner die Codes, mit denen die japanische Botschaft in Washington die Konversation mit ihrem Heimatland verschlüsselte, geknackt – doch das ließ sie auch unvorsichtig werden: Die Experten verließen sich zu sehr auf die abgefangenen Informationen, vernachlässigten die Tatsache, dass in der Botschaft Diplomaten saßen und keine Militärs. Und über die Details des Angriffs war selbst die Botschaft nicht informiert.

Verspätete Warnung

Um sieben Uhr morgens entdeckt eine mobile Radarstation der Amerikaner mindestens fünfzig Flugzeuge mit Kurs auf Oahu. Ein Leutnant, der die Information weitergeleitet bekommt, hält das Geschwader für amerikanische Bomber des Typs B-17. Doch aus Geheimhaltungsgründen darf er sie nicht weitergeben – und teilt den Soldaten in der Radarstation nur mit, dass sie sich keine Gedanken machen sollen.

Eine halbe Stunde später entschlüsseln amerikanische Spezialisten eine Nachricht der Japaner an ihre Diplomaten in Washington. Inhalt der Botschaft: Die Verhandlungen mit den Amerikanern wegen des Embargos sollen abgebrochen werden. Das muss den Krieg bedeuten. Doch eine Warnung an die Truppen auf Hawaii wird wegen atmosphärischer Störungen über ein kommerzielles Telegrafenamt weitergeleitet – doch viel zu spät.

Auf Hawaii wird die Nachricht erst um 15 Uhr gelesen werden, Stunden nach dem Angriff. Um 7.55 Uhr klinkt ein japanischer Pilot die erste Bombe aus. Der Krieg mit den USA hat begonnen. Die dicht beieinander geparkten amerikanischen Kampfflugzeuge bieten ein leichtes Ziel. Ursprünglich sollte diese Vorgehensweise dazu dienen, sie besser bewachen zu können und Sabotage vorzubeugen.

Weniger als neunzig Minuten nach Beginn des Angriffs sind fünf US-Schlachtschiffe versenkt, drei schwer beschädigt. 188 zerstörten amerikanischen Flugzeugen stehen nur 29 japanische gegenüber. 2390 Amerikaner lassen ihr Leben bei dem Angriff. Allein auf dem Schlachtschiff USS Arizona sterben 1177 Seeleute. Eine panzerbrechende Bombe trifft das Vordeck und entzündet mehr als eine Million Pfund Schwarzpulver.

Die Schiffswerften bleiben bei dem Angriff jedoch intakt, auch die amerikanischen Flugzeugträger sind zum Zeitpunkt des Angriffs nicht im Hafen, sondern auf dem offenen Meer, so dass die Schlagkraft der amerikanischen Marine nicht empfindlich getroffen wird. Um 13 Uhr trifft die Kriegserklärung der Japaner in Washington ein – zu spät. Eine Tatsache, die viele japanische Soldaten im Nachhinein als Schande für ihr Land sehen.

Schlacht um Midway: Der Wendepunkt im Pazifikkrieg

Am nächsten Tag spricht Präsident Roosevelt zur Nation und verurteilt den Angriff als „schändlichen“ Akt. Der Kongress spricht sich mit 388 zu 1 Stimme für einen Waffengang aus. Die USA erklären Japan den Krieg und bauen eine Rüstungsindustrie auf, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Die Nation steht hinter dem Kriegseintritt, Japaner und Amerikaner mit japanischen Wurzeln werden in Internierungslagern untergebracht – die „Japs“ stehen unter Generalverdacht, Spione und Saboteure zu sein.

Bis zum Juni 1942 bringen die Japaner Südostasien größtenteils unter ihre Kontrolle und drohen sogar, bis nach Australien vorzudringen. Doch in der Schlacht um die Midwayinseln, einem Außengebiet der USA, ist damit Schluss. Die japanische Marine glaubt, den Amerikanern auf ihrem winzigen Vorposten eine vernichtende Niederlage beibringen zu können. Sie ahnt nicht, dass die über den geplanten Überraschungsangriff Bescheid wissen. Die Japaner verlieren vier Flugzeugträger und mehr als hundert erfahrene Piloten.

In weiteren Schlachten drängen die Amerikaner die Japaner immer weiter zurück – diese greifen mit der Zeit immer öfter zu einer Waffe der Verzweiflung, den Kamikaze-Angriffen. Die Forderung der USA zur bedingungslosen Kapitulation am 26. Juli 1945 lehnt das Kaiserreich ab. Die USA entscheiden sich zu einem Schritt, der die Geschichte für immer verändern wird: Am 6. und 9. August werfen sie über Hiroshima und Nagasaki zwei Atombomben ab.

Auf der USS Missouri unterzeichnen die Japaner am 2. September schließlich die Kapitulationserklärung – ein zweifelhafter Sieg für die Amerikaner.

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