Giganten aus Holz
Der höchste Baum der Welt
Wo der höchste Baum der Welt steht, ist ein großes Geheimnis. Nur einige wenige Forscher kennen seinen genauen Standort, tief im Redwood-Nationalpark (Bild) in Kalifornien – zu groß ist die Angst, Touristen könnten den Giganten in Scharen umlagern und seine empfindlichen flachen Wurzeln zertrampeln. „Hyperion“, so wurde der Riesenbaum getauft, wie der Titan aus der griechischen Mythologie, ist sagenhafte 115,55 Meter hoch. Erst vor wenigen Jahren wurde er entdeckt.
Die Riesen unter den Bäumen
Küstenmammutbäume wie „Hyperion“ werden viele Hundert Jahre alt und größer als alle anderen Bäume der Erde. Forscher wissen von 41 Exemplaren, die über 110 Meter hoch sind. Doch obwohl „Hyperion“ heute als höchster Baum der Welt gilt, gab es in früheren Zeiten noch weitaus größere Bäume. So brachte es ein im 19. Jahrhundert gemessener australischer Rieseneukalyptus auf eine Höhe von 132,58 Metern – ein historischer Rekord.
Der größte Baum der Welt
„Raumübergreifendes Großgrün“ heißen Bäume im Beamtendeutsch – und manch ein Exemplar braucht tatsächlich enorm viel Platz. So wie der größte Baum der Welt, der im kalifornischen Sequoia-Nationalpark steht: Der Riesenmammutbaum „General Sherman“, 1879 benannt nach einem Soldaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, wurde im 1931 vermessen – mit dem Ergebnis: Das Gehölz hat ein Volumen von 1487 Kubikmetern. Im Januar 2006 verlor der General einen dreißig Meter langen und zwei Meter dicken Arm – ein Ast, größer als so mancher Baum. Doch damit bleibt der Koloss der größte Baum der Erde. Er ist zwischen 2300 und 2700 Jahre alt.
Der einsamste Baum der Welt
Der älteste Baum der Welt
Ein längeres Leben war einem Baum im hohen Norden beschert: Eine kleine Fichte auf dem schwedischen Berg Fulu gilt heute als ältester Baum der Welt. Forscher der Universität Umea haben ihr Alter auf sagenhafte 9550 Jahre datiert. Demnach ist die Fichte etwa doppelt so alt wie einige nordamerikanische Kiefern, die mit 4000 bis 5000 Jahren bislang als die ältesten lebende Bäume galten. Das Interessante: Der Stamm der Fichte ist nur wenige Hundert Jahre alt. Den Rekord hat er seinem langlebigen Wurzelsystem zu verdanken. Ihr Name – Old Tjikko – stammt von ihrem Entdecker, dem Geophysiker Leif Kullmann, der sie nach seinem verstorbenen Hund benannte.
Deutsche Rekorde
Mit der Fichte in Schweden kann die „Dicke Marie“ (Bild) zwar nicht mithalten – sie bringt es gerade mal auf 900 Lenze und ist damit der älteste Baum Berlins. Dafür hat sie ihren Namen von keinem Geringeren als Wilhelm von Humboldt erhalten, der die Eiche nach seiner übergewichtigen Köchin benannt hatte. Der älteste Baum Deutschlands, eine Linde, steht wiederum im hessischen Schenklengsfeld: Sie bringt es auf über tausend Jahre. Und der höchste Baum Deutschlands könnte gleichzeitig sogar der höchste Europas sein: Eine Douglasie mit dem Namen Waldtraut vom Mühlenwald in Freiburg-Günterstal schraubt sich rund 65 Meter in die Höhe.
Der dickste Baum der Welt
Der dickste Baum der Welt ist der „Arbol del Tule“, eine betagte Sumpfzypresse im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Manche Einheimische nennen ihn schlicht „El Gigante“. Die rund 2000 Jahre alte Pflanze wiegt mit 636 Tonnen mehr als doppelt so viel wie ein Airbus A 380 – und gehört damit zu den größten Lebewesen unseres Planeten. Ihr Stammumfang beträgt 58 Meter. Der Legende nach pflanzten aztekische Priester den Baum von Tule an einem heiligen Ort.
Der älteste Baum Europas
Eine Edelkastanie auf Sizilien ist vermutlich der älteste Baum Europas: Botanikern zufolge hat sich der „Castagno dei Cento Cavalli“ vor 2000 bis 4000 Jahren am Fuß des Vulkans Ätna breit gemacht. Seinen langen Namen verdankt der Kastanienbaum einer Legende: Demnach wurde einst eine Königin auf ihrer Reise durch Sizilien von einem Unwetter überrascht. In ihrer Verzweiflung entdeckte sie schließlich den riesigen Baum und fand mit ihrem Gefolge samt hundert Pferden Schutz unter seinem Blätterdach.
Der „Kastanienbaum der hundert Pferde“ soll früher übrigens noch viel größer gewesen sein. Heute ist der Baum in drei Stämme geteilt, doch vor 200 Jahren soll sein Umfang sagenhafte 58 Meter betragen haben – dagegen sähe selbst die Sumpfzypresse von Tule schmal aus.
Ein Baum wie ein Wald
Wer unter diesem Baum spazieren geht, glaubt, er steht im Wald: Aufgrund eines genetischen Fehlers wachsen die Äste dieses Cashewbaumes am Strand von Parnamirim im Nordosten Brasiliens nicht nach oben, sondern zur Seite. Unter ihrem eigenen Gewicht sinken sie Boden, wo sie neue Wurzeln schlagen – ein vermeintlich neuer Baum entsteht. Der Cashewbaum von Parnamirim hat mittlerweile die Größe eines Waldes erreicht: Er erstreckt sich über eine Fläche von 8500 Quadratmetern.