Reichsadler für die Welt
Adolf Hitler ließ nie einen Zweifel daran, dass seine Pläne zur Weltherrschaft auch baulich umgesetzt werden müssen. So sollte aus Berlin die „Welthauptstadt Germania werden. Damit beauftragte der „Führer den Architekten Albert Speer. Als „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt entwarf dieser Pläne zur kompletten Umgestaltung der Hauptstadt Deutschlands. Das Ziel: Eine Stadt, neben der New York, Paris und London bedeutungslos erscheinen sollten – nur vergleichbar mit dem antiken Rom. Auch die „Führerstädte Hamburg, München, Nürnberg und Linz wollten die Nazis umbauen, um ihre größenwahnsinnigen Weltherrschaftspläne architektonisch zu untermauern. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs stoppte zwar die Bauarbeiten an den meisten Großprojekten der Nationalsozialisten, aber einige der Gebäude und Anlagen wurden schon vorher fertig gestellt. Ungeachtet ihrer düsteren Vergangenheit werden viele der errichteten Gebäude bis heute genutzt. Unsere Bildergalerie wirft einen Blick auf die Machtsymbole aus dem finstersten Abschnitt deutscher Geschichte.
„Welthauptstadt Germania“
Die Pläne des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt Albert Speer sahen vor, die komplette Innenstadt der Hauptstadt des Deutschen Reiches umzubauen. So sollte die „Welthauptstadt Germania entstehen – nach Vorstellung Hitlers nur vergleichbar mit dem antiken Rom oder dem alten Ägypten. Allein in dem großen Kuppelbau im Zentrum – der geplanten Volkshalle – sollten 180.000 Menschen Platz finden. Die meisten der Bauwerke blieben aber Modelle, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Arbeiten gestoppt.
Die Reichsparteitage in Nürnberg
In Nürnberg errichteten die Nazis unweit der Innenstadt ein gewaltiges Gelände, auf dem die jährlichen Reichsparteitage der NSDAP stattfanden. Mittelpunkt dieser Veranstaltungen waren die Aufmärsche auf dem Zeppelinfeld, bei denen mal Soldaten der Wehrmacht, mal Mitglieder von Hitlerjugend und Bund Deutscher Mädel und mal Arbeiter des Reichsarbeitsdienstes antraten. Die Reichsparteitage waren straff durchorganisierte Propaganda-Veranstaltungen, die den Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten untermauerten. Das Zeppelinfeld und die Reste der Zeppelintribüne werden bis heute genutzt - unter anderem für das Festival Rock im Park und für Tourenwagenrennen der DTM.
Das Nürnberger „Kolosseum“
Auf den ersten Blick erinnert die von den Nazis errichtete Kongresshalle auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände – sicherlich nicht ganz unbeabsichtigt – an das Kolosseum in Rom. Neben dem Zeppelinfeld ist die Halle eines der wenigen Gebäude auf dem riesigen Areal, das über die Planungsphase hinauskam – fertiggestellt wurde sie allerdings nie. Heute befindet sich in dem Rohbau unter anderem das Dokumentationszentrum zum Reichsparteitagsgelände.
Der „Führer“ und sein Architekt
Um seine Weltherrschaftspläne in Stein zu errichten, beauftragte Adolf Hitler den Architekten Albert Speer mit der Planung und Umsetzung der diversen Großprojekte. Speer erhielt daraufhin den Titel des „Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt“. Aus Berlin sollte die „Welthauptstadt Germania“ werden, Hamburg, München, Nürnberg und Linz wollte man zu so genannten „Führerstädten“ umbauen. In diesen Städten sollten die Innenstädte nach den Vorstellungen der Nazis komplett neu errichtet werden – ohne Rücksicht auf die bisherige Bebauung.
Die Neue Reichskanzlei in Berlin
Die Neue Reichskanzlei war der Sitz Adolf Hitlers, der seit dem Wahlerfolg der NSDAP 1933 den Posten des deutschen Reichskanzlers innehatte. Das 421 Meter lange Gebäude wurde offiziell im Jahr 1939 eingeweiht, die Ausbauarbeiten dauerten aber noch bis ins Jahr 1943 an. Mit ihren gewaltigen Ausmaßen verdeutlichte die Neue Reichskanzlei den absoluten Herrschaftsanspruch der Nationalsozialisten. Die Pläne für das Gebäude stammten von Albert Speer.
Triumph der Propaganda
Die Nazis legten größten Wert auf Inszenierung – das zeigen nicht nur die gewaltigen Aufmärsche in Nürnberg zum alljährlichen Reichsparteitag der NSDAP. Auch bei den Olympischen Spielen von 1936 nutzten die Nationalsozialisten eine Mischung aus Architektur, Massenaufmärschen und Licht, um sich und ihre Weltanschauung propagandistisch zu überhöhen. Dabei konnten sie sich auf die Hilfe von Leni Riefenstahl (rechts im Bild) verlassen – die Regisseurin inszenierte nicht nur den Propagandafilm „Triumph des Willens“ für das Regime, sondern auch mehrere Filme zur Olympiade von Berlin.
Das Berliner Olympiastadion heute
Das Berliner Olympiastadion – von den Nazis errichtet für die Olympiade 1936 – hat den Zweiten Weltkrieg überstanden und wird bis heute weitergenutzt. Unter anderem trägt der Bundesligist Hertha BSC Berlin seine Heimspiele hier aus. Nachdem das Stadion im Jahr 1974 für die damalige Fußballweltmeisterschaft teilüberdacht wurde, gab es von 2000 bis 2004 weitere Umbauten zur Fußball-WM 2006. Seitdem fasst das Berliner Olympiastadion knapp 75.000 Zuschauer – in den 1930er Jahren fanden hier mehr als 100.000 Menschen Platz.
Das größte Stadion der Welt
Auch wenn das Berliner Olympiastadion in seinen Ausmaßen schon gewaltig erscheint - gegen das von den Nazis geplante „Deutsche Stadion“ wäre es verblasst. Inspiriert durch das Athener Odeion, sollte in Nürnberg ein Stadion für 400.000 Zuschauer entstehen. Hier planten die Nazis künftige Olympische Spiele und die so genannten „nationalsozialistischen Kampfspiele“. Das gigantische Bauwerk wurde nie errichtet, der Grundstein und die einstige Baugrube – heute ein See – lassen sich auf dem Reichsparteitagsgelände von Nürnberg besichtigen.
Der Stadtflughafen Tempelhof
Der Flughafen Berlin-Tempelhof wurde in den Jahren 1936 bis 1941 im Auftrag von Adolf Hitler gebaut. Auf dem 400 Hektar großen Areal entstand damals das flächengrößte Gebäude der Welt – das blieb es bis zum Bau des Pentagon in Washington, dem Hauptsitz des US-Verteidigungsministeriums. Das bogenförmige Empfangsgebäude des ehemaligen Berliner Stadtflughafens erstreckt sich bis heute auf über einen Kilometer.
„Führerstadt“ Hamburg
Hitler hätte die Hansestadt Hamburg am liebsten zu einem europäischen Welthandelszentrum gemacht. Mit einem riesigen Bahnhof in Form einer Kuppel sollte Albert Speers Vision in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Speer plante für die Hafenstadt auch eine der größten Hängebrücken der Welt: Größer als die Golden Gate Bridge in San Francisco sollte diese über der Elbe hinweg verlaufen. Keines der für Hamburg geplanten Bauvorhaben wurde jemals realisiert.
Eine Ost-West-Achse für die Hauptstadt
Nur wenig ist von der „Welthauptstadt Germania“ übriggeblieben: Der Krieg stoppte Hitlers Ambition, aus Deutschland eine Weltmacht zu machen. Eigentlich war für die Ost-West-Achse durch Berlin eine Länge von 50 Kilometern vorgesehen. Fertig gestellt wurde aber nur ein Teilstück, die sieben Kilometer lange „Via Triumphalis“. Dafür wurde die Siegessäule vom Königsplatz vor dem Reichstag auf den Großen Stern versetzt und auf einen Sockel gestellt. Eröffnet wurde die Ost-West-Achse zu Hitlers Geburtstag im Jahr 1939.
„Führerstadt“ Linz
Im österreichischen Linz brachte Hitler seine Macht zum Ausdruck. Zahlreiche Bauten aus dem Nationalsozialismus prägen das Stadtzentrum bis heute – so auch das Brückenkopfgebäude, in dem heute die Kunstuniversität Linz beheimatet ist. In den Augen Hitlers schien Linz sich als Aufbewahrungsort für Kunstschätze aus ganz Europa sowie als letzte Ruhestätte für seine Eltern zu eignen.
München: „Hauptstadt der Bewegung“
Während des Nationalsozialismus plante der Architekt Paul Ludwig Troost einen sogenannten „Führerbau“ auf dem Königsplatz in München, der später als Repräsentantenhaus fungierte. Errichtet wurde das Gebäude 1937 von Prof. Leonhard Gall. Unter anderem wurde in dem „Führerbau“ das Münchener Abkommen unterzeichnet. Heute ist in dem Gebäude in der Arcisstraße 12 die Münchner Hochschule für Musik und Theater untergebracht.
Der „Führer“ und „Germania“
Der Hintergrund von Hitlers größenwahnsinnigen Bauprojekten: Seiner Ansicht nach sollten Städte über Wahrzeichen verfügen, die als „Monumente des Stolzes“ fungieren – das schrieb er bereits 1925 in „Mein Kampf“. Die geplanten Monumentalbauten sollten als Repräsentationsobjekte des nationalsozialistischen Staates dienen. Hitlers Vorbild waren die Stadtbilder der Antike.
Kraft durch Freude
Der kilometerlange Bau „Prora" war im Nationalsozialismus ein Seebad auf Rügen. Die unter Adolf Hitler gegründete Organisation „Kraft durch Freude" (KdF) wollte hier ein Feriendomizil für 20.000 Menschen entstehen lassen. Das Ziel der Organisation: Mehr Einsatz im Alltag durch allgemeines Wohlbefinden – und das mit dem geringsten finanziellen Aufwand. Im Februar 1936 wurde der Auftrag zur Bebauung des Seebades an den Architekten Clemens Klotz vergeben. Die Planung sah vor, alle Unterkünfte völlig gleich zu gestalten. Insgesamt entstanden hier acht sechsgeschossige Häuserblocks, jeweils mit Blick auf das Meer.