Verheerende Urgewalt
In Vulkanausbrüchen zeigt sich die ganze Urgewalt der Natur. Vor der glühend heißen Lava, den Lawinen aus Schlamm und Geröll und den Glutwolken ist niemand sicher. Staub und Asche, die bei den gewaltigen Eruptionen in die Atmosphäre gelangen, können das Klima der ganzen Welt beeinflussen. Einige Forscher vermuten sogar, dass ein Vulkan schuld daran ist, dass das Mittelalter als „Finsteres Zeitalter“ in die Geschichte einging. Ihrer Ansicht nach verdunkelte damals ein gewaltiger Ausbruch die Erde – und das für mehrere Jahre. Doch auch andere verheerende Eruptionen sind dokumentiert.
Platz 14: Mount St. Helens, USA
Der Mount St. Helens galt eigentlich als ruhender Vulkan. Eine Serie von Erdbeben, die den Vulkan ab dem 20. März 1980 zu erschüttern begannen, sollten dies aber ändern. Am 18. Mai 1980 kam es schließlich zu einer gewaltigen Eruption, bei der der gesamte nördliche Berggipfel abrutschte. Die Gewalt des Ausbruchs bewegte etwa 3.000 Kubikmeter Gestein und Geröll. Direkt betroffen war ein Gebiet von etwa 500 Quadratkilometern. Der Ausbruch des Mount Saint Helens forderte etwa sechzig Todesopfer.
Platz 13: Pinatubo, Philippinen
Der Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen gilt als einer der verheerendsten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts. Der Pinatubo auf der Insel Luzon brach am 15. Juni 1991 nach einer Ruhephase von mehr als 600 Jahren aus. Eine Lawine aus Schlamm und Geröll begrub in einem Umkreis von rund vierzig Kilometern alles unter sich. Durch die Gewalt der vulkanischen Explosion wurden zwanzig Millionen Tonnen an Asche und Schwefel in die Stratosphäre geschleudert, was Auswirkungen auf die weltweite Durchschnittstemperatur hatte: Diese sank in Folge des Ausbruchs des Pinatubo um einige Zehntel Grad Celsius. Bei dem Ausbruch kamen nach verschiedenen Schätzungen zwischen 500 und 1.000 Menschen ums Leben.
Platz 12: Ätna, Italien
Der Ätna ist mit einer Höhe von über 3.300 Metern nicht nur der höchste, er ist vor allem auch der bis heute aktivste Vulkan Europas. Wiederholt kam und kommt es zu verheerenden Ausbrüchen des Vulkans. Im Jahr 1536 forderten die Lawinen aus Schlamm und Lava sowie der Ascheregen rund 1.000 Todesopfer.
Platz 11: Galunggung, Indonesien
In Indonesien gibt es weltweit nicht nur die meisten, sondern auch die gefährlichsten aktiven Vulkane. Obwohl kleinere Ausbrüche hier fast schon zum Alltag gehören, können überraschende Ausbrüche dennoch in furchtbaren Katastrophen enden. Ein Beispiel dafür ist der Ausbruch des Galunggung im Jahr 1822. Der Vulkan im Westen der Insel Java explodierte regelrecht. Die Schlamm- und Lavaströme zusammen mit einer heißen Glutwolke zerstörten mehr als hundert Dörfer in der Umgebung des Galunggung. Bei dem Ausbruch kamen rund 4.000 Menschen ums Leben.
Platz 10: Kelut, Indonesien
Auf Java befindet sich nicht nur der Galunggung, sondern auch der Kelut, der 1919 ausbrach. Hier kam es zu einer Katastrophe, weil sich im Krater des Kelut über die Jahre ein See angesammelt hatte. Durch den Ausbruch vermischten sich Lava, Asche, Wasser und Gestein. Enorme Schlammströme wälzten sich die Hänge des Kelut hinab und rissen alles mit. Bei dem Ausbruch starben mehr als 5.000 Menschen. Als Reaktion auf diese Katastrophe hat man versucht, den Wasserspiegel im Inneren des Kelut künstlich abzusenken, was allerdings erst 1990 gelang.
Platz 9: Vesuv, Italien
Vulkanerde ist fruchtbar. Das wussten auch die Menschen, die sich an den Hängen des Vesuvs niedergelassen hatten – trotz der kleineren Erdstöße, die das Gebiet immer wieder erschütterten. Vermutlich auch, weil der Vesuv seit rund 800 v. Chr. nicht mehr ausgebrochen war. Im Jahr 79 n. Chr. sollte sich dies mit einem Schlag ändern, wovon der Bericht des römischen Autors Plinius erzählt, der den Ausbruch erlebt hat. Der Vesuv brach mit einer gewaltigen Aschewolke aus, die die Stadt Pompeji unter sich begrub. Davon zeugen noch heute die Gipsabgüsse der Menschen, die dem heißen Ascheregen zum Opfer fielen. Der Mantel aus Asche und Gestein hatte eine Stärke von rund drei Metern. Auf diesen ersten Ausbruch folgte nur wenig später ein zweiter. Eine etwa 700 Grad Celsius heiße Glutwolke vernichtete die Stadt Herculaneum fast völlig. Nach unterschiedlichen Schätzungen geht man heute davon aus, dass damals zwischen 3.600 und 4.000 Menschen getötet wurden.
Platz 8: Vesuv, Italien
Nach seinem Ausbruch im Jahre 79 n. Chr. wollte der Vesuv für fast 1.200 Jahre keine Ruhe geben. Es dauerte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, bevor der bis dahin fast durchgehend aktive Vulkan diese Phase beendete. Eine erneute Eruption erfolgte dann erst wieder 1631. Gewaltige Schlammströme und Lavaflüsse zerstörten erneut fast alle Ortschaften, die sich trotz der Aktivität des Vulkans an seinem Fuße angesiedelt hatten. Der Ausbruch forderte fast 4.000 Todesopfer. Die letzte Serie an Ausbrüchen wurde zwischen 1913 und 1944 verzeichnet. Dennoch gilt der Vesuv bis heute als gefährlich.
Platz 7: Fujijama, Japan
Vulkane prägen auch das Erscheinungsbild Japans: Der Fujijama, der heilige Berg und zugleich das Wahrzeichen, ist der größte Vulkan des Landes. Ein verheerender Ausbruch kündigte sich im Jahr 1792 mit heftigen Erdstößen an. Bei dem Ausbruch des Vulkans in der Nähe der Stadt Nagasaki brach ein Teil des Berges ein und verwandelte sich in eine todbringende Lawine aus Geröll und Lava, die sich mit gewaltiger Kraft ins Meer ergoss. Die Gesteinsmassen lösten einen Tsunami aus, der über die dicht besiedelte Küstenebene hereinbrach. Der Ausbruch forderte fast 15.000 Menschenleben.
Platz 6: Ätna, Italien
Bereits 1169 war es zu einer gewaltigen Eruption des Ätna gekommen. Die Folgen dieses Ausbruchs waren weitaus drastischer als 1536: Bei dem Ausbruch im Jahr 1169 kamen rund 15.000 Menschen ums Leben.
Platz 5: Ätna, Italien
Im Jahr 1669 erschütterte der bis dahin stärkste Ausbruch des Ätnas die Region um den Vulkan. Der Ausbruch wurde von heftigen Erdbeben begleitet. In den gewaltigen Lava- und Gerölllawinen fanden etwa 20.000 Menschen den Tod.
Platz 4: Nevado del Ruiz, Kolumbien
Dass auch weiter entfernte Ortschaften vor den Schlammmassen eines Vulkanausbruchs nicht geschützt sind, beweist der Ausbruch des kolumbianischen Nevado del Ruiz im Jahre 1985. Die Eruption am Abend des 13. Novembers beförderte nach jüngsten Erkenntnissen wohl zwanzig Millionen Kubikmeter Lava und heiße Asche an die Oberfläche. Diese heiße Masse brachte in kürzester Zeit die Eiskappe des Ruiz zum Abschmelzen. Aus diesem Gemisch entstand eine Lawine aus Schlamm, Lava und Asche, die sich mit immer größerer Geschwindigkeit den Berg hinab wälzte. Nur zweieinhalb Stunden nach dem Ausbruch erreichte diese Lawine die mehr als siebzig Kilometer entfernte Stadt Armero, die von der Lawine regelrecht überrollt wurde. Die Schlammmassen begruben zwischen 25.000 und 30.000 Menschen unter sich.
Platz 3: Mount Pelée, Martinique
Der Ausbruch des Mount Pelée begann wie schon viele Vulkanausbrüche vor ihm: mit leichten, wiederholten Erdstößen. Und auch auf der Insel Martinique schenkte diesen Vorzeichen im Januar 1902 niemand Beachtung. Zu der Zeit lebten in St. Pierre, der Hauptstadt am Fuße des Vulkans, etwa 25.000 Menschen. Es sollte auch noch einige Monate dauern, bis der Vulkan schließlich am 5. Mai ausbrach. In den Wochen zuvor hatten weniger die kleinen Ascheausstöße oder Schwefelwolken für Angst gesorgt, als die zahlreichen Insekten und Schlangen, die von den Vulkanhängen in die Stadt geflohen waren.
Eine Stadt dem Erdboden gleich gemacht
Durch die vulkanische Aktivität war der See im Krater des Mount Pelée fast zum Kochen gebracht worden. Als die Kraterwand dem Druck von unten nachgab, ergoss sich ein Gemisch aus heißem Wasser und Schlamm in Richtung der Stadt – die sie aber knapp verfehlte. Weil man von einem Ende der Eruption ausging, blieben die Menschen in St. Pierre. Was ein fataler Fehler war, wie sich am 8. Mai zeigen sollte: Der Mount Pelée explodierte erneut. Eine Glutwolke aus bis zu 700 Grad Celsius heißer Vulkanasche raste mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 Stundenkilometern auf die Hauptstadt zu. Nach verschiedenen Berichten gab es nur drei Überlebende.
Platz 2: Krakatau, Indonesien
Mit der Sprengkraft von 10.000 Hiroshima-Atombomben explodierte die Vulkaninsel Krakatau am 27. August 1883. Die Explosion war derartig laut, dass sie selbst im mehr als 4.500 Kilometer entfernten Madagaskar zu hören war. Die Druckwelle war so stark, haben moderne Berechnungen ergeben, dass sie den Erdball sechseinhalb Mal umkreist haben muss. Die Wucht der Explosion, bei der etwa die Hälfte der Insel weggesprengt wurde, ließ die Asche mehr als vierzig Kilometer hoch in die Atmosphäre schießen.
Auf den Ausbruch folgte der Tsunami
Die Erdmassen, die durch den Ausbruch bewegt wurden, lösten einen gewaltigen Tsunami aus, der an die Küsten Javas und Sumatras brandete. An manchen Stellen müssen die Wellen eine Höhe von mehr als vierzig Metern erreicht haben. Die Wassermassen haben die gesamte Küstenregion verwüstetet: Schiffe wurden kilometerweit ins Land geschwemmt, Dörfer und Städte vom Wasser niedergerissen. Über die offene See raste der Tsunami mit mehr als 500 Stundenkilometern und überschwemmte neun Stunden nach dem Vulkanausbruch die Häfen von Kalkutta in Indien und Perth in Australien. Durch den Ausbruch kamen mehr als 36.000 Menschen ums Leben.
Platz 1: Tambora, Indonesien
Der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 ist nach heutigem Kenntnisstand der verheerendste Vulkanausbruch der geschriebenen Menschheitsgeschichte. Die Eruption des Tambora spuckte die 150-fache Aschemenge aus, die beim Ausbruch des Mount St. Helens freigesetzt wurde. Mehr als hundert Kubikkilometer Gestein wurden ausgeworfen. Da die Magmakammer des Tambora unter so großem Druck stand, wurde die Lava als riesige Feuersäule in die Atmosphäre geschossen. Mit nachlassendem Druck verwandelte sich diese Säule in sogenannte pyroklastische Ströme: glühend heiße Asche- und Lavaströme, die mit hoher Geschwindigkeit die Flanken des Berges hinabfließen. Im Anschluss kollabierte die Magmakammer: Es entstand ein Krater von sechs Kilometern Durchmesser und einer Tiefe von über tausend Metern. Die Asche ging später über ganz Südostasien nieder. Selbst 900 Kilometer vom Ort des Ausbruchs entfernt war die Staubschicht noch einen Zentimeter dick. Durch die unmittelbaren Folgen des Ausbruchs starben mehr als 10.000 Menschen; weitere 80.000 starben später an Hungersnöten und Krankheiten. Aufgrund der enormen Menge an Asche und Staub, die die Eruption in die Atmosphäre spuckte, kam es zur Veränderung des weltweiten Klimas: Das Jahr des Ausbruchs ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein.