Wie organisiert man einen Massenselbstmord?
Gespenstische Stille liegt über den zerfallenen Ruinen auf dem Tafelberg. Und obwohl die Sonne ungeschützt auf die Felsen brennt, läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter. Alles hier zeugt von einem unfassbaren Akt, von einer Tragödie, die vor rund 2000 Jahren stattgefunden hat. Die Überreste der Festung Masada (Bild) sind zugleich ein Mahnmal für ein Massaker, das zur Legende wurde. Im Jüdischen Krieg belagern die Römer Masada. Als sie im Jahr 73 n. Chr. die Festung stürmen, bietet sich den Römern ein grauenvoller Anblick. Alle 960 jüdischen Einwohner haben sich das Leben genommen. Per Los wurden Männer bestimmt, die zuerst die Frauen und Kinder töteten – und sich schließlich selbst umbrachten. Dieser Massenselbstmord ist der dramatische Schlusspunkt im Jüdischen Krieg – und der Beginn eines einzigartigen Nationalverständnisses. Fragt man nach den Wurzeln Israels, ist dieses dunkle Kapitel ein entscheidender Teil davon – und Masada ist seine Verkörperung.
Welche Geheimnisse hüten die Todeshöhlen der Maya?
Aus der Dunkelheit treten plötzlich Totenschädel ins Licht der Lampe. Erschrocken wirbeln die Taucher Sand und Sedimente auf. Doch als sich das Wasser langsam wieder klärt, sehen sie, dass der gesamte Grund der Höhle mit Skeletten übersät ist. Sie hören dumpf ihr eigenes Herz schneller schlagen, das Wasser scheint sich zusammenzuziehen – nur noch raus! Das wohl größte Unterwasserhöhlensystem der Welt ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Diese sogenannten Cenoten (Bild) auf Mexikos Halbinsel Yucatán waren einst bewohnt und wurden vor rund 10.000 Jahren überflutet. Noch immer finden hier wagemutige Abenteurer und Forscher zahlreiche Relikte aus der Steinzeit: menschliche Skelette, Feuerstellen und Werkzeuge. Als die Maya Jahrtausende später auf die Höhlen stießen, waren sie überzeugt, die Eingänge der von ihrem Regengott bewohnten Unterwasserwelt gefunden zu haben. Denn Archäologen entdeckten in der Tiefe auch jüngere Überreste wie menschliche Schädel, Keramiken und Messer. Offenbar suchten die Priester der Maya die Cenoten auf, um in Dürrezeiten Menschenopfer darzubringen und so den Segen der Götter zu erlangen. Die Opfer wurden auf Altären getötet, gehäutet und schließlich in den Cenoten versenkt. Doch die Höhlen sind nicht nur wegen der Anzahl der Toten einer der unheimlichsten Orte der Menschheit, sondern sie bergen auch noch ein mysteriöses Leichen-Rätsel: Jüngst wurde ein sogar 13.000 Jahre altes Mädchenskelett gefunden. Das könnte dafür sprechen, dass der Kontinent schon früher als angenommen besiedelt wurde – damit müsste die Geschichte Amerikas neu geschrieben werden …
Kann ein Volk einfach verschwinden?
Wie erbaut man ein Netzwerk aus Knochen?
Fast 100 Stufen geht es nach unten – und mit jedem Schritt wird es kälter und kälter. Selbst im Hochsommer hat es nur 14 Grad Celsius am Grund des Tunnels. Schwach beleuchten die Lampen braun angelaufene Knochen, von den Wänden grinsen Schädel. Doch es sind nicht nur die Toten, die diesen Ort so unheimlich machen – es sind die Lebenden ... Unter der französischen Hauptstadt existiert eine mysteriöse Parallelwelt: ein 400 Kilometer langes Netzwerk aus Stollen und Tunneln. Selbst heute sind rund 100 Kilometer noch unerforscht. Unerforscht, aber nicht unbewohnt. Illegale Partys, schwarze Messen, Hobbyarchäologen – es gibt mittlerweile eine so große Subkultur, die in den Katakomben von Paris (Bild) ein- und ausgeht, dass die französische Polizei sogar eine Spezialeinheit dafür abgestellt hat. Auch, um die Eindringlinge vor sich selbst zu schützen: Erst im Juni 2017 haben sich zwei Jugendliche in den rund 20 Meter tiefen Tunneln verirrt und wurden nach drei Tagen völlig unterkühlt mit Spürhunden gefunden. Die Amerikanerin Alison Teal stieg mit einem Kameramann Ende 2016 sogar in einen 150 Meter tiefen Teil der Katakomben, in dem bereits Wasser in den Gängen steht. Auf dem Rückweg stellten sie fest, dass das Wasser zwischenzeitlich so hoch angestiegen war, dass sie sogar zum Tauchen gezwungen waren, um sich in letzter Minute zu retten. Dabei mussten sie sich eng an Knochen und Schädeln vorbeiquetschen, denn in diesem Abschnitt wurde ein Großteil der sechs Millionen Toten untergebracht. Ursprünglich waren die Katakomben Steinbergwerke: Was rund 2000 Jahre lang unten abgebaut wurde, fand in Häusern und Monumenten auf der Oberfläche Verwendung. Doch weil Paris immer schneller wuchs und die innerstädtischen Friedhöfe keinen Platz mehr für die Toten boten, wurden die Stollen ab Ende des 18. Jahrhundert zur Großstadt-Gruft umfunktioniert.
In welcher Gruft werden Präsidenten geboren?
Der Totenkopf ist bis zum Rand gefüllt mit Blut. Ein kräftiger Schluck, dann ist man ein Bonesman. Ein Knochenmann. Der Totenkopf ist nicht irgendein Schädel. Er gehört dem Apachenhäuptling Geronimo. 1918 soll ein Bonesman das Grab des Indianers geplündert und den Schädel der Bruderschaft übergeben haben. Der Name dieses Mitglieds war Prescott Bush, Vater und Großvater von zwei US-Präsidenten. Das Trinken aus dem Schädel ist nur eines von Dutzenden Aufnahmeritualen des elitären Geheimbundes Skull and Bones. Was genau in den unheiligen Stätten der Loge vor sich geht, untersteht absoluter Geheimhaltung – nur manchmal dringen Informationen über obszöne Praktiken an die Öffentlichkeit. Schon von außen erzeugt das Gebäude aber ein mulmiges Gefühl. Auf dem Campus der Yale University (Bild) steht The Tomb, die Gruft. Schwere, gusseiserne Gitter und mächtige Vorhängeschlösser schützen The Tomb vor neugierigen Blicken – denn von hier wird unsere Welt regiert und wird Geschichte geschrieben. Die derzeit etwa 800 Mitglieder von Skull and Bones besetzen Hunderte einflussreiche Positionen in Politik und Wirtschaft, in Gerichtshöfen und Energiekonzernen. „Die jährlichen Zusammenkünfte der Bonesmen in dem fensterlosen Gebäude auf dem Campus sind so etwas wie ein Klassentreffen von CIA, US-Regierung und milliardenschweren Konzernen“, sagt die Insiderin Alexandra Robbins. Hier wird entschieden, welcher Bonesman welche Position in welcher Branche erhält. Und manchmal schaffen es Mitglieder auch ins Weiße Haus: Mit William Taft (1909), George H.W. Bush (1989) und George W. Bush (2001) wurde Logen-Mitglieder US-Präsidenten.
Die Grotten von Longyou
Wo liegt das Atlantis (Symbolbild) von China? Diese Geschichte könnte direkt aus einem Gruselroman stammen. Im Jahre 1992 kommen chinesische Bauern auf die Idee, einen fischreichen Teich leerzupumpen, um die am Boden zappelnden Fische einsammeln und verkaufen zu können. 17 Tage lang laufen die gemieteten Pumpen. Doch es kommen keine Fische zum Vorschein. Stattdessen taucht der Eingang zu einer Welt auf, die über 2000 Jahre lang verborgen lag. Als die Bauern die Grotten von Longyou betreten, wird ihnen klar: Das ist nicht natürlichen Ursprungs. Sie entdecken mysteriöse Markierungen, seltsame Einkerbungen, die auf unheimliche Weise absolut parallel zueinander verlaufen. Plötzlich tauchen verzierte Säulen auf, aus dem Sandstein geschlagene Brücken und Kanäle, die 30 Meter unter dem Erdboden verlaufen. Was die Bauern zu dem Zeitpunkt nicht wissen: Sie haben nur eine von mittlerweile 36 entdeckten Kammern gefunden. Alle sind vollständig erhalten, obwohl sie vor mehr als 2000 Jahren angelegt worden sind. Und trotz bürokratischer Akribie der alten Dynastie gibt es keine einzige Aufzeichnung darüber. Archäologen haben die Grotten vermessen und ausgerechnet, dass die unbekannten Erbauer rund eine Million Kubikmeter Stein aus dem Fels gebrochen haben, um die Grotten zu schaffen. Doch wer erbaute sie? Und welchen Zweck sollten sie erfüllen? Die prominenteste Theorie sagt, dass es sich um Waffen- und Proviantlager handelt, die Soldaten der Qin-Dynastie errichtet haben. Doch das würde noch nicht die akkurate Bauweise und die fehlenden Aufzeichnungen erklären. Ein weiteres Rätsel: Obwohl die Kammern vollständig leergepumpt wurden, hat man keinen einzigen der Fische gefunden.
Wo liegt die Heimstätte von König Artus?
Der Atlantik peitscht gegen die schroffen Klippen, die Gischt schießt in die Höhe, das Wasser klatscht auf die rauen Felsen. Die Urkräfte der Natur scheinen jedem klarmachen zu wollen, wer hier das Sagen hat. Hier, das ist die Halbinsel Cornwall im Südwesten Englands. Hier, das ist die Geburtsstätte einer der größten Legenden der Menschheit: In der Burg Tintagel (Bild) soll König Artus, der Gründer der berühmten Tafelrunde, gezeugt und geboren worden sein. Als Knabe soll er das Schwert Excalibur aus dem Stein gezogen haben, was ihn zum rechtmäßigen Herrscher machte. Sein Mentor war kein Geringerer als der Zauberer Merlin. Diese Sage ist elementarer Teil der europäischen Geschichte, darauf gründet das gesamte Rittertum des Mittelalters, die höfische Kultur und die Idee der Tugenden. Doch wie viel Wahrheit steckt in den Legenden? Mehr als man bisher glaubte, sagen Historiker. Denn in Tintagel sind nun Überreste eines alten Königspalasts ausgegraben worden, die auf das 5. oder 6. Jahrhundert datiert werden – also genau auf die Zeit von König Artus, der dort auch regiert haben könnte.