Hexen, Geister und andere kuriose Weihnachtsbräuche
Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. Tatsächlich? Nicht überall auf der Welt sind Adventszeit, Christbaum und Kerzenlicht fester Bestandteil traditioneller Weihnachtsbräuche. So gehören in „Down Under“ Surfbrett und Sonnenbrille zur klassischen Ausstattung von Santa Claus. In Island bringen gleich 13 Weihnachtszwerge aus den Bergen die Geschenke und auf den Philippinen beginnt die „stille Zeit“ bereits im Oktober. Doch wie unterschiedlich sieht die Weihnachtszeit weltweit tatsächlich aus?
In Australien feiert der Weihnachtsmann am Strand
Verkehrte Welt: Während bei uns tiefster Winter herrscht, dürfen die Australier Weihnachten naturgemäß im meteorologischen Sommer genießen. Entsprechend muss der Weihnachtsmann in „Down Under“ nicht durch den Schnee stapfen, sondern kann sich in voller Montur am Strand präsentieren – in der Regel mit Surfbrett unter dem Arm. Die Australier selbst zieht es über die Weihnachtsfeiertage prinzipiell ins Freie und vielerorts wird zur Grillparty geladen.
In Schweden backen die Tomare-Geister
Hoch oben im Norden, nämlich in Schweden, wird gebastelt, geputzt und vor allem gebacken. Häufig sind es Lebkuchen oder „Saffransbröd“. Die „Tomare“ Hausgeister sind den eifrigen Bäckern dabei eine Hilfe. Gedankt wird ihnen mit einer Schüssel Milchbrei, die vor die Türe gestellt wird. Der 13. Dezember ist ein besonderer Tag, an dem das Lucia-Fest gefeiert wird. Da die vorausgehende Nacht als die längste im Jahr gilt, feiern die Schweden mit dem Lucia-Fest den Übergang aus der Dunkelheit ins Licht.
Weihnachtskehraus auf den Färöer Inseln
Nach alter nordischer Tradition feiern die Färinger auf der Inselgrupe im Nordatlantik ein überaus langes Weihnachtsfest: Es beginnt am 24. Dezember und dauert 21 Tage lang. Beendet wird es mit dem „Tjúgundahalgi“, dem heiligen Zwanzigertag. Damit sind die Färöer Inseln, die als autonome Nation zu Dänemark gehören, einzigartig: Nur noch hier wird der nordische Brauch gepflegt, am 13. Januar zum sogenannten Weihnachtskehraus einen fröhlichen Tanzabend zu veranstalten.
Wie geht es an Weihnachten auf der gleichnamigen Insel zu?
Weihnachten muss auf der Weihnachtsinsel etwas ganz Besonders sein – wer so denkt, unterliegt einem gewaltigen Irrtum. Denn es sind in erster Linie Touristen und weniger die Bewohner selbst, die auf der Insel im Indischen Ozean Heilig Abend feiern. Wie auch die Osterinseln wurde sie nach dem Tag ihrer Entdeckung benannt: Kapitän William Mynors erreichte die Weihnachtsinsel am 25. Dezember 1643.
In Dänemark wird an Weihnachten gewichtelt
In Dänemark geht es an Weihnachten fröhlich und gelassen zu. Dort dürfen zur besinnlichen Zeit die sogenannten Nisser nicht fehlen: Kleine Weihnachtskobole, die sich als Figuren und Schmuck überall finden und dem Aberglauben zufolge für Glück oder Unglück im Haus sorgen. Um sich ihr Wohlwollen zu sichern, ist es vor allem auf dem Land noch heute Brauch, eine große Schüssel mit Milchreis auf den Dachboden zu stellen. Gespannt warten die Kinder an Heiligabend darauf, ob die Nisser die Leibspeise gegessen haben – was als gutes Vorzeichen für das kommende Jahr gewertet wird.
Hexen ärgern in Estland
In Estland ist man auf Weihnachtshexen weniger gut zu sprechen. Hexen fliegen bekanntermaßen auf einem Besen und das versucht man dort zu verhindern. Darum ist vor Weihnachten erstmal Großreinemachen angesagt. Grund dafür ist, dass dort der Legende nach im Winter die unzähligen großen und kleinen Hexen viel Unfug anstellen und dabei den Kindern sogar die Weihnachtsgeschenke klauen. Sie sind dafür auf Besen angewiesen, doch nur schmutzige Besen fliegen richtig gut. Weil das Fliegen mit sauberen Besen nicht funktioniert, wird dafür gesorgt, dass alle Besen im Hause ganz sauber sind. In der Adventszeit bekommen die Kinder dort übrigens Süßigkeiten von kleinen Gnomen und Wichteln.
In Spanien läutet die Weihnachtslotterie das Fest ein
In Spanien wird die Weihnachtszeit traditionell mit der Weihnachtslotterie eingeläutet. Sie gilt als größte Lotterie der Welt und findet seit 1812 statt. Zur „Noche Buena“ am 24. Dezember, versammelt sich die Familie zum Abendessen. Nach dem Essen wird die „Urne des Schicksals“ aufgetischt. Darin befinden sich kleine Geschenke, aber auch Nieten. Doch Ungerechtigkeit herrscht nicht: Jeder zieht so lange, bis er ein Geschenk hat. Die echte Bescherung erfolgt traditionell erst am 6. Januar.
Das längste Weihnachtsfest der Welt
Gar nicht mehr beenden möchten die streng katholischen Philippinen die Weihnachtszeit: Sie beginnt bereits im Oktober und bis in den Februar hinein sind auf den Inseln Weihnachtslieder zu hören. Die „paroles“, Weihnachtslaternen aus Papier, gehören in dieser Zeit zum Alltagsbild. Das eigentliche Weihnachtsfest wird am 16. Dezember eingeläutet: Neun Tage findet morgens um drei Uhr eine Frühmesse statt – eine Tradition, die ihre Wurzeln in der spanischen Kolonialzeit hat. Auch der „Niños inocentes“ gehört auf den Philippinen fest zur Weihnachtszeit, ein Tag, der dem 1. April hierzulande ähnelt. Dann dürfen die Mitmenschen kräftig hinters Licht geführt werden.
Weihnachtsschwimmen im eiskalten Wasser in Irland
Auch Irland hält einige ungewöhnliche Traditionen bereit. Um Fremde zur Weihnachtszeit zu begrüßen und an diejenigen zu erinnern, die an diesen Tagen nicht zuhause sein können, platzieren viele Iren am Heiligabend eine Kerze am Fenster. Am Weihnachtstag wiederum zeigen die Iren dann, dass sie wahrhaftig abgehärtete Inselbewohner sind: Überall, jedoch vor allem am Forty Foot Gebirge, findet das traditionelle Weihnachtsschwimmen statt, bei dem hunderte von Menschen von der Klippe in das eiskalte Wasser der Irischen See springen.
Väterchen Frost bringt die Geschenke in Russland
Nicht etwa am 24. Dezember, sondern erst eine Woche später zu Silvester erhalten Kinder in Russland ihre Geschenke. Anstelle des Weihnachtsmanns bringt diese Väterchen Frost, zusammen mit dem Mädchen „Schneeflocke“ und dem Jungen „Neujahr“. Das eigentliche Weihnachtsfest wird in Russland erst am 6. Januar mit dem „Fest der Erscheinung des Herrn“ gefeiert.
La Befana, die Dreiköngis- oder Weihnachtshexe
Auch die Italiener haben eine außergewöhnliche Weihnachtstradition. Zu ihnen kommt die Weihnachtshexe La Befana, allerdings erst am 6. Januar. Der Legende nach hörte sie von Hirten die frohe Botschaft, dass das Jesuskind geboren war. Sie folgte dem Stern, doch es gelang ihr nicht, das Kind zu finden. Seitdem sucht sie jedes Jahr in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar aufs Neue und steigt dazu durch den Kamin in jedes Haus. Dort hinterlässt sie Geschenke für die Kinder in der Hoffnung, eines von ihnen könnte das Jesuskind sein.
Besuch von den Weihnachtszwergen in Island
Kontrastprogramm im hohen Norden Europas: Mit nur einem Weihnachtsmann, der Geschenke bringt, geben sich die Isländer nicht zufrieden. Hier bringen die „13 Weihnachtszwerge von den Bergen“ seit Jahrhunderten die festlichen Gaben. Ursprünglich waren sie freche Trolle, die sich unter christlichem Einfluss in kleine Weihnachtsmänner verwandelten. Die Weihnachtskerle kommen einzeln ab dem 12. Dezember und stecken braven Kindern Geschenke in die Schuhe, die am Abend vorher in die Fenster gestellt wurden – böse Kinder bekommen Kartoffeln oder Mohrrüben. 13 Tage lang werden in Island also kleine Weihnachtsgeschenke verteilt, bis die Jólasveinar ab dem 26. Dezember bis zum 06. Januar wiederum einzeln zurück in ihre Höhle in den Bergen gehen. Die Geschichte der Weihnachtskerle lässt sich auf alte nordische Mythen zurückführen, genauso wie die der Weihnachtskatze, die faule Menschen auffrisst, die nicht fleißig genug waren, im vergangenen Jahr alle Wolle zu verarbeiten.
Die Nacht der Radieschen in Mexiko
Eine der bizarrsten weihnachtlichen Traditionen dürften die Mexikaner haben. Die Einwohner der Stadt Oaxaca feiern am 23. Dezember das Radieschenfest. Es erinnert an die Einführung dieses Gemüses durch die Spanier. Die für das Fest verwendeten mexikanischen Radieschen werden deutlich größer als die Sorten aus deutschen Gärten. Außerdem bilden sie manchmal bizarre Formen, weil sie häufig auf steinigem Untergrund wachsen. Aus ihnen werden weihnachtliche Szenen und kunstvolle Krippenfiguren wie Maria, Josef und die Heiligen Drei Könige geschnitzt.
Gut bestuhlt ins neue Jahr: Ungarn
In Ungarn ist es im ländlichen Raum besonders wichtig, an Weihnachten gut bestuhlt zu sein: Bereits am 13. Dezember, dem Lucia-Tag, wird ein Stuhl aus sieben verschiedenen Holzarten gezimmert, der „Luca széke“ (Luca-Stuhl). Auf ihm soll man dann während der Christmette stehen und nach gehörnten Hexen Ausschau halten. Obwohl mühselig gezimmert, wird der Stuhl zuhause schnell ins Feuer geworfen – denn dies gilt als Garant dafür, dass einem ein sicheres Jahr bevorsteht.