- Welt der Wunder Redaktion
- Kristina Machalke
Keine Macht dem Weihnachts-Blues
Weihnachten soll die schönste Zeit im Jahr sein, die Erwartungen sind sehr, sehr hoch. Je näher die Feiertage rücken, desto mehr steigt der Stresspegel für denjenigen, der die Feierlichkeiten ausrichten darf. Ein leckerer Braten will gekocht, der Christbaum geschmückt und die Geschenke für die Lieben sollen sorgfältig ausgewählt werden. Schon ein kleines Detail, das schiefgeht, kann für reichlich Zündstoff sorgen - und das ausgerechnet in der Zeit, die eigentlich für Liebe und Harmonie reserviert sein sollte. Welt der Wunder verrät, woran das oft liegt und gibt Tipps, wie sich Stress und Streit an den Weihnachtstagen vermeiden lassen.
Timing ist die halbe Weihnachtsmiete
Je besser im Vornherein das Weihnachtsfest geplant wurde, desto weniger Stress hat die Festleitung dann an den Feiertagen. Während Männer schon die Wahl und Suche der Geschenke überfordert, haben Frauen mit der Organisation der Feiertage zu kämpfen. Das muss nicht sein, denn weniger ist auch an Weihnachten oft mehr. Was ist wirklich wichtig? Welche Erwartungen kann ich über Bord werfen und wie schaffe ich es, dass auch meine Bedürfnisse nicht zu kurz kommen? Diese Fragen sollte sich jeder, der ein Weihnachtsfest (oder sogar mehrere) ausrichtet ganz am Anfang aller Planungen stellen.
Die eigenen Ansprüche überprüfen
Jeder fühlt sich in der Pflicht, das aktuelle Weihnachtsfest noch schöner und harmonischer zu machen als vielleicht im letzten Jahr, erklärt Benjamin Martens, Psychologe des Online-Portals „psycheplus“. Dadurch baue sich Druck auf – und der führt dazu, dass die eigenen Bedürfnisse vernachlässigt werden. „Durch langjährige Traditionen und das in den Medien vermittelte Bild hat sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine übersteigerte Erwartung an das Weihnachtsfest herausgebildet“, weiß der Experte. Man solle sich vor dem Weihnachtsfest klar machen, welche Ansprüche realistisch und damit erreichbar sind. „Fragen wie ‚Was will ich eigentlich?‘ oder ‚Wie sollten die Festtage ablaufen, damit ich sie genießen kann?‘ können dabei helfen“, rät Martens. Müssen es wirklich die feinen Servietten aus der Innenstadt sein oder reichen nicht auch die einfachen aus dem Supermarkt? Muss es wirklich die ganze Gans sein oder reicht nicht vielleicht auch das leckere Nudelgericht, das sonst immer so gut ankommt bei den Gästen?
Traditionen auffrischen
Wer die eigenen Ansprüche hinterfragt und korrigiert, dem fällt es leichter, „auszumisten“. Jedem, der ein Festessen oder eine Party arrangiert, sollte es auch erlaubt sein, aus festgefahrenen Traditionen auszubrechen. Warum nicht mal in ein Restaurant gehen oder den Gäste-Rahmen kleiner halten? Auch ein Buffet, bei dem jeder etwas zusteuert, kann den Gastgeber entlasten. Einen alleinstehenden Freund oder eine Single-Freundin einzuladen, verspricht einen großen Gewinn für alle Beteiligten: Er oder sie bringt frischen Wind in die Familien-Runde und hilft bestimmt auch bei den Vorbereitungen. Mit eingefahrenen Traditionen zu brechen kann die Stimmung auflockern und ganz neue Erinnerungen schaffen.
Wer braucht schon Streithähne?
Oft laden wir aus reinem Pflichtgefühl Angehörige ein, bei denen eigentlich der Stress schon vorprogrammiert ist. Meist ist es kein Zufall, dass Onkel Werner und Oma Elfriede sich das ganze Jahr über nicht gesprochen haben. Treffen die beiden Streithähne dann unter dem Weihnachtsbaum zusammen, liegen die Konflikte gleich wieder mit auf dem Gabentisch. „Dann reicht eine Anspielung oder ein Glas Wein zu viel – und schon eskaliert die Situation“, sagt Psychologe Benjamin Martens. Wenn es sich nicht vermieden lässt, die unversöhnlichen Streithähne an getrennten Tagen – oder einfach gar nicht – einzuladen, dann sollten sie zumindest vorgewarnt sein. Der Psychologe empfiehlt, solchen Konfrontationen bereits vor dem weihnachtlichen Familientreffen einen Riegel vorzuschieben, etwa durch ein vertrauliches Gespräch. „Wichtig ist hier, dass man sich traut, die eigene Meinung zu äußern und nicht immer den Erwartungen der anderen zu folgen“, so der „psycheplus“-Experte.
Arbeiten abgeben und aufteilen
Das Weihnachtsfest findet auch dieses Jahr nicht in einem Restaurant statt und auch ein gemeinsames Buffet kommt nicht infrage? Dann lassen sich zumindest kleinere Aufgaben unter den Familienmitgliedern aufteilen. Warum immer alles alleine machen wollen? Es geht an Weihnachten nicht um Perfektion, sondern darum, zusammen Spaß zu haben und es geht um die gemeinsamen, unvergesslichen Erlebnisse, die man damit gewinnt. Vor allem Kinder freuen sich oft sehr, wenn sie mithelfen dürfen, zum Beispiel beim Dekorieren des Tisches oder beim Feinschliff des Nachtischs. Außerdem verkürzt sich so die Wartezeit aufs Christkind.
Über falsche Geschenke lachen
Auch das Christkind kann mal irren: In diesem Sinne sollten wir über zu kleine, zu große oder vermeintlich falsche Geschenke lachen. Heutzutage ist es doch überhaupt kein Problem, die eigenen Fehlgriffe oder die der Verwandten rückgängig zu machen, das heißt umzutauschen. Warum sich also ärgern? Ganz Wagemutige versuchen es einmal mit dem Wichteln: „Jeder beschenkt nur eine Person aus dem Verwandtenkreis, die er zuvor als Los gezogen hat", dazu rät Psychologe Martens. Oder: In einigen Ländern ist es Brauch, die Geschenke anonym zu verteilen, auch das nimmt Druck raus. In jedem Fall aber empfiehlt Martens, sich wieder stärker auf die Ursprungsidee des Weihnachtsfestes zu konzentrieren – und sich vor allem gemeinsame Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. „Je bewusster wir mit dem Konsumgedanken umgehen, desto entspannter können wir Weihnachten in der Regel entgegensehen und dann auch genießen.“
Spiele-Programm statt TV-Frust
Ein, höchstens zwei Tage ist die liebe Verwandtschaft auf der Couch noch ganz gut zu ertragen. Das TV-Programm ist an Weihnachten schließlich so gut wie das ganz Jahr über nicht. Sollten die Gäste länger blieben, schadet eine gewisse Abwechslung nicht, denn tatenloses Herumsitzen auf dem Sofa fördert die Unzufriedenheit. Alternative Aktivitäten: Gesellschaftsspiele, ein Spaziergang oder ein Besuch im Museum.
Streit akzeptieren
Allgemein gilt: „Weihnachten ist nicht gerade der passende Anlass, um ernsthafte Grundsatzdiskussionen mit den Angehörigen zu führen. Sollte sich dennoch eine Diskussion ergeben, ist Toleranz gefragt. „Lassen Sie dem anderen seine Sichtweise. Sie haben das Recht, dieser nicht zuzustimmen.“, erklärt Psychologe Martens. „Auch wenn Heiligabend für viele Leute ein ganz besonderer Tag ist und Sie im Kopf haben, dass Unstimmigkeiten absolut nicht vorkommen dürfen: Man muss akzeptieren, dass es trotzdem Streit geben kann – an Weihnachten, an Silvester und auch sonst an jedem Tag.“ Am besten ist es dann, die Situation zu entdramatisieren. Ob wir Weihnachten lieben oder hassen, hängt übrigens meist davon ab, wie wir als Kind diese besinnliche Zeit erlebt haben. Wenn sich Eltern und Großeltern alle Jahre wieder streiten, dann prägt uns das bis ins Erwachsenenalter.
Soforthilfe durch Entspannungsübungen
Sollte Weihnachten doch einmal unser Nervenkostüm überreizen, dann gibt es das ein oder andere Mittel, um Abhilfe zu schaffen: Entspannungsübungen wie autogenes Training, Muskelentspannung, Biofeedback oder Meditation helfen in kurzer Zeit, wieder ins seelische Gleichgewicht zu finden. Auch Kakao, beziehungsweise eine Tasse heiße Schokolade, sorgt kurzfristig für gute Stimmung, denn der süße Genuss enthält die Aminosäure Tryptophan als Baustein für das Gute-Laune-Hormon Serotonin.
Stress vorbeugen
Um Weihnachts-, Silvester-, Job- oder privatem Stress vorzubeugen, empfehlen sich zum Beispiel Antioxidantien wie Vitamine C und E, Betacaroten sowie Selen, Mangan, Kupfer und Zink. Auch jegliche Form der Bewegung, Sport und Sauna wirken außerordentlich entspannend. Außerdem empfiehlt sich, insbesondere in der dunklen Jahreszeit, viel Licht zu tanken.