Beängstigend realistisch
Der Name Tom Clancy im Spieletitel „The Division“ verweist auf einen Bestseller-Autor, dessen große Stärke es war, glaubwürdige Szenarien auszumalen, die den Weltfrieden bedrohen. Er verstarb 2013, doch die Spieleschmiede Ubisoft tritt sein Erbe an: Die Handlung von „Tom Clancy´s The Division“ basiert auf einer akribischen Recherche und Insider-Informationen. Das Ergebnis ist beängstigend nah an realen Gefahren.
Der Weltuntergang als Spiel
Das strategische Action-Spiel „Tom Clancy´s The Division“ bietet nicht nur einen beängstigend realistischen Plot, sondern – dank der eigens entwickelten Spielengine Snowdrop – auch mit einer filmreifen Optik. Spieler ab 18 Jahren können auf Xbox One, PS4 und PC hautnah erleben, wie schnell die Ordnung der Welt wie ein Kartenhaus einstürzt – und versuchen, gemeinsam mit anderen Online-Spielern aus den Trümmern wieder aufzustehen.
Die Welt ist nicht gegen Bio-Terror gewappnet
Sinn der Operation Dark Winter: testen, wie gut Amerika auf eine Bedrohung durch Terroristen mit Biowaffen vorbereitet ist. Die Antwort ist erschreckend, denn sie lautete: so gut wie gar nicht. Würde sich eine Drohkulisse wie diese tatsächlich ereignen, wären unzählige Opfer die Folge. Auch heute ist kein Land der Welt optimal vorbereitet auf das Worst-Case-Szenario: Durchschnittlich stehen beispielsweise für 1.000 Einwohnern nur 30 Krankenhausbetten zur Verfügung.
Die Zerbrechlichkeit der Ordnung
Aber könnte eine Pandemie unsere komplette Gesellschaft zum Einsturz bringen wie ein Kartenhaus? „Tom Clancy´s The Division“ zeigt, dass eine Stadt wie New York in nur wenigen Wochen lahm liegen würde. Schritt für Schritt würden Menschen in wichtigen Funktionen krankheitsbedingt ausfallen – und damit essentielle Pfeiler der Gesellschaft wie Kommunikation, Regierungsfähigkeit und öffentliche Ordnung. Im Videospiel ist New York City das Herz des Ausbruchs. Hier wird der Virus freigesetzt, weshalb sich der Zusammenbruch in der Küstenstadt schneller als an anderen Orten vollzieht. Doch es dauert nicht lange, bis der tödliche Krankheitserreger auf Weltreise geht …
Directive 51
Dem US-Präsidenten bleibt angesichts der dramatischen Entwicklung keine andere Wahl als die Directive 51 in Kraft zu setzen. Diese Anordnung existiert übrigens nicht nur im Spiel, sondern wurde 2007 von Präsident George W. Bush verabschiedet. Ihr voller Name lautet: National Security Presidential Directive NSPD 51. Sie gestattet der Regierung, alle erdenklichen Maßnahmen einzuleiten, welche die Ordnung im Fall eines landesweiten Notfalls wiederherstellen sollen.
Ein dunkler Winter
Das finstere Endzeit-Szenario von „The Division“ ist nicht zuletzt inspiriert von einer realen Übungssimulation des US-Militärs. Die Operation trug den Codenamen „Dark Winter“ und sollte einen terroristischen Anschlag mit Biowaffen simulieren. Die Übung fand im Auftrag der US-Regierung am 22. und 23. Juni 2001 auf der Andrews Air Force Base statt – drei Monate vor 9/11 also und vier Monate vor den Anthrax-Anschlägen, bei denen sieben Briefe mit Milzbranderregern an US-Regierungsstellen und Politiker verschickt wurden.
Eine Weltstadt unter Quarantäne
Als herauskommt, dass es sich um eine besondere Art des Pockenvirus‘ handelt, wird ganz New York unter Quarantäne gestellt. Krankenhäuser sind rasend schnell überfüllt und müssen schließen. Medikamente werden zur Mangelware, die Menschen reagieren hysterisch. In einem verzweifelten Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, wird das Kriegsrecht ausgerufen. Anders ausgedrückt: Der Ausnahmezustand wird verhängt und die Verfassung ein Stück weit ausgehebelt. So dürfen Soldaten beispielsweise die Zivilbevölkerung notfalls mit Gewalt zum Einhalten der öffentlichen Ordnung zwingen. In der Realität allerdings hätte das Militär Schwierigkeiten, die Situation zu kontrollieren: Auf 1.000 Zivilisten kommen durchschnittlich nur 3,8 Soldaten.
Flugzeuge werden zu Virenschleudern
Daraufhin ereignet sich das Unvermeidbare: Panik bricht aus – zunächst in New York, dann im ganzen Land und später weltweit. Massenimpfungen werden eingeleitet. Mehr als acht Millionen Menschen besteigen pro Tag ein Flugzeug, um dem tödlichen Virus zu entkommen. Ein fataler Fehler, denn: Der Flugverkehr wird so zur unkontrollierbaren Krankheitsschleuder. Auch die Aktienmärkte, die immer empfindlich auf die globale Nachrichtenlage reagieren, geraten zunehmend in einen Sinkflug.
Gänsehaut-Szenario
Der Virus ist ein rücksichtsloser Killer und trifft die sogenannten „First Responders“ (die offiziellen Ersthelfergruppen) am härtesten. Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten stehen an vorderster Front und werden die ersten Opfer. Für gewöhnlich tragen sie nämlich zunächst keine geeignete Schutzkleidung, da noch nicht klar ist, welche unsichtbare Gefahr an ihrem Einsatzort lauert. Ein Worst-Case-Szenario: Genau die Menschen, die Ordnung und Sicherheit gewährleisten könnten, werden zuerst vernichtet.
Geld ist ein Virus
„Geld arbeitet selbst wie ein Virus, wenn man sich vor Augen führt, wie es von Person zu Person übertragen wird“, sagt Martin Hultberg. „Das Fatale daran: Es verbreitet sich wie ein Lauffeuer, ohne, dass sich Menschen darüber Gedanken machen.“
Gelegenheit macht Chaos
„Schon bald ist der Virus überall, die Nahrung wird knapp und die Infrastruktur kollabiert“, erklärt Martin Hultberg. „Immer häufiger kommt es zu Plünderungen. Einerseits, weil die Menschen Angst haben, nicht genügend Vorräte zu bekommen. Andere wiederum nutzen ganz einfach die Gelegenheit, um zu stehlen.“ Bürgerunruhen verbreiten sich - immer mehr Bürger bleiben aus Angst zu Hause und verbarrikadieren sich. Schon nach 17 Tagen fallen über 50 Prozent der Arbeitskräfte aus. Die modernen Kommunikationsketten, wie Festnetztelefone, Internet, Handynetzwerke versiegen, da niemand sie technisch wartet. Ohne Medien und andere Kommunikationswege werden Länder nahezu handlungsunfähig. Auch Kraftwerke, die auf menschliches Personal angewiesen sind, müssen nach und nach den Betrieb einstellen.
Schmutziges Geld
Alles beginnt mit dem für den amerikanischen Einzelhandel wichtigsten Tag des Jahres: dem Black Friday. Es ist der Freitag nach Thanksgiving, den die meisten US-Amerikaner dazu nutzen, um ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Doch warum sollte ein derartiger Shopping-Marathon zum Verhängnis werden? 50 Prozent der Amerikaner zahlen ihre Schnäppchen in bar und übertragen mit den Geldscheinen Bakterien und Krankheitserreger ...
Spiel mit der Angst
Wie schnell versinkt die Welt im Chaos, wenn Terroristen eine Infektionskrankheit auslösen, die sich über Länder und Kontinente hinweg ausbreitet? Diese makabre Frage beantwortet das Videospiel. „Wir wollten eine interessante Variante erzählen, wie eine Pandemie ihren Lauf nehmen kann, die dennoch auf realen Möglichkeiten basiert“, erklärt Martin Hultberg, der für die Marke „The Division“ zuständig ist. Die düstere Vision: Kaum 25 Tage dauert es, bis der Virus die gesamte Welt in Angststarre versetzt und die Weltordnung zusammenbricht.
Geld als Biowaffe?
Die New York University nahm 2014 im Rahmen der Studie “Dirty Money” (schmutziges Geld) Dollar-Scheine genauer unter die Lupe. Die Forscher stellten fest, dass die Scheine 3.000 verschiedene Arten von Krankheitsüberträgern, Bakterien und Pilzen vorwiesen, die zu einer gewöhnlichen Erkältung bis hin zu Milzbrand führen können. Die als Anthrax bekannte Infektionskrankheit kann sogar Haut, Lunge und Darm befallen. Die meisten Funde konnten nicht genauer identifiziert werden. In der Theorie ist das Szenario einer durch den internationalen Geldfluss ausgelösten Pandemie also vorstellbar. Insbesondere, wenn Geld im Rahmen eines Biowaffen-Anschlags bewusst als Überträger eines Virus missbraucht würde.
Ist der Euro sauberer?
Dollarnoten bestehen zu 75 Prozent aus Baumwolle und zu 25 Prozent aus Leinen. Die Baumwolle des Dollars ist das geringere Problem, denn vor allem im Leinen sammeln sich Keime, Pilze und Bakterien. Euroscheine dagegen bestehen zu 100 Prozent aus reißfester Baumwolle. Dennoch sind auch Euroscheine unsere Banknoten keineswegs sauber: Auch sie können Mikroben übertragen.
Wer genau ist The Division?
Zur Rettung der Lage wird die Gruppe aktiviert, die dem Spiel seinen Namen gab: “The Division”. Diese fiktive Division lebte bis dato unerkannt in der Gesellschaft. Wie Geheimagenten gingen die Mitglieder einem scheinbar alltäglichen Leben nach, um nicht aufzufallen. Erst durch die akute Notlage kommt das Sonderkommando zum Einsatz und zeigt seine wahre Bestimmung. The Division soll die Wirksamkeit der Regierung erhalten, das Chaos eindämmen und Kontrolle wiederherstellen. In einem Gedankenspiel der Macher von „The Division“ sind bereits 25 Tage nach Ausbruch des Virus‘ über 700 Millionen Menschen tot.
Von wegen Top Secret!
Wie kam Ubisoft an das Insider-Wissen über die militärische Operation Dark Winter? „Viele Informationen zu Dark Winter sind öffentlich zugänglich“, verrät Martin Hultberg von der Spielefirma Ubisoft. Was die Macher des Spiels bei ihrer Recherche besonders verblüffte, war die Erkenntnis, dass Regierungen diese Art von Szenario wirklich befürchten. „Pandemien und Bioterrorismus sind konkrete Bedrohungen“, so Hultberg. „Sie sind hochgradig realistisch und nicht so abwegig, wie man meinen könnte.“