Religiöser und kirchlicher Widerstand
In den Reihen der großen Kirchen und kleinerer religiöser Gruppen gab es Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Dieser reichte von kritischen und anti-nazistischen Predigten über das Erstellen und Verteilen von Flugblättern und Denkschriften bis hin zum Verstecken von Juden und anderen Verfolgten sowie der Fluchthilfe für diese Gruppen. Das wohl prominenteste Beispiel von religiös motiviertem Widerstand ist die Weiße Rose. Die studentische Widerstandsgruppe um die Geschwister Hans und Sophie Scholl verschickte und verteilte in den Jahren 1942 und 1943 insgesamt sechs Flugblätter, in denen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufgerufen wurde. Nach ihrer Enttarnung im Jahr 1943 wurden fünf Mitglieder der Weißen Rose zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Gruppe handelte nach eigenen Angaben aus christlicher Überzeugung.
Widerstand gegen Hitler: „Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird“
Dass viele Deutsche seine Tat nicht verstehen würden, war Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Bild) bewusst, als er mit der Frau eines ehemaligen Regimentskameraden andeutungsweise über das geplante Attentat auf Adolf Hitler sprach: „Es ist Zeit, dass jetzt etwas getan wird. Derjenige allerdings, der etwas zu tun wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingehen wird.“ Stauffenberg wollte etwas tun: „Unterlässt er jedoch die Tat, dann wäre er ein Verräter vor seinem eigenen Gewissen.“ Am 20. Juli 1944 handelte der Offizier dann – doch der von langer Hand geplante Bombenanschlag auf Hitler missglückte, der Diktator überlebte. In der Folge wurden Stauffenberg sowie zahlreiche Helfer und Mitwisser hingerichtet oder in den Selbstmord getrieben. Insgesamt forderte der missglückte Umsturzversuch mit dem Decknamen „Walküre“ vom 20. Juli 1944 rund 200 Tote aufseiten des militärischen Widerstands.
Militärischer Widerstand
Der Widerstand innerhalb der Wehrmacht beschränkte sich nicht auf den Attentatsversuch vom 20. Juli 1944. So scheiterte beispielsweise schon im März 1943 ein geplanter Bombenanschlag auf Hitler. Auch damals begannen in Berlin Umsturzvorbereitungen unter dem Decknamen „Walküre“, konnten nach dem Bekanntwerden des Fehlschlags aber noch rechtzeitig als Übung getarnt werden. Und bereits während der Sudetenkrise im Jahr 1938 gab es Pläne innerhalb der Wehrmacht, den Diktator verhaften zu lassen. Nach Unterzeichnung des Münchner Abkommens, in dem Deutschland das bis dahin tschechoslowakische Sudetenland zugesprochen bekam, wurden diese allerdings fallen gelassen.
Widerstand von Einzelpersonen
Das wohl bekannteste deutsche Beispiel für aktiven Widerstand von Einzelpersonen gegen den Nationalsozialismus ist Georg Elser. Der Tischler aus dem württembergischen Königsbronn war in den Jahren 1928/29 Mitglied im Roten Frontkämpferbund, der Kampforganisation der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Elser war außerdem ein überzeugter Gegner des Nationalsozialismus – nach dem Münchner Abkommen von 1938 begann mit der Planung eines Anschlags: Bei der jährlichen Rede von Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller am 8. November 1939 sollte eine Bombe explodieren und die Führungsspitze der Nazis, allen voran den Diktator selbst, aus der Welt schaffen. Elsers Bombe explodierte auch pünktlich auf die Minute, doch Hitler hatte den Bürgerbräukeller bereits früher als erwartet verlassen und entging der Explosion. Elser wurde noch am gleichen Tag verhaftet und im April 1945, nur wenige Wochen vor Kriegsende, im Konzentrationslager Dachau bei München ermordet.
Jüdischer Widerstand
Auch unter den europäischen Juden gab es Widerstand gegen den deutschen Faschismus – er organisierte sich allerdings erst vergleichsweise spät im Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Als Anstoß gilt der Aufstand im Warschauer Ghetto zwischen April und Mai 1943. Nachdem den dort eingesperrten Juden klar wurde, dass sie nach der geplanten Auflösung des Ghettos in das Vernichtungslager Treblinka deportiert werden sollten, organisierte die Kampforganisation Żydowska Organizacja Bojowa (ZOB) den bewaffneten Widerstand gegen die SS-Räumkommandos. Nach rund vierwöchigen Kämpfen waren die Aufständischen unterlegen. Nur wenigen gelang nach der Niederlage die Flucht. Nach dem Aufstand in Warschau bildeten sich weitere Widerstandsgruppen in anderen jüdischen Ghettos, beispielsweise in Vilnius und Bialystok. Auch in mehreren Konzentrationslagern gab es ab 1943 Aufstände, so in Treblinka und Sobibor. Zudem schlossen sich mehr und mehr europäische Juden Partisanengruppen an, die den Deutschen in den besetzten Gebieten Widerstand leisteten.
Widerstand von Partisanen
In allen durch das nationalsozialistische Deutschland besetzten Ländern bildeten sich Gruppen von Untergrundkämpfern, sogenannte Partisanen. Sie arbeiteten teilweise zusammen, in Frankreich etwa unter dem Sammelbegriff Résistance oder in Italien als Resistenza. Gerade in den osteuropäischen Ländern kam es allerdings auch vor, dass verschiedene Gruppen unabhängig voneinander gegen die Wehrmachts- und SS-Truppen kämpften – so gab es Polen mindestens fünf große Partisanengruppen, darunter die Polnische Volksarmee, die Polnische Heimatarmee und die Jüdische Kampforganisation. Den Partisanen gelang es immer wieder, die deutschen Truppen empfindlich zu treffen – beispielsweise durch Angriffe auf deren Nachschublinien. Wehrmacht und SS übten dafür blutige Rache: Rund 500.000 Menschen kamen auf allein auf sowjetischer Seite im Partisanenkrieg ums Leben, auf deutscher waren es etwa 50.000.
Widerstand von Kriegsgefangenen
Auch in Deutschland inhaftierte Kriegsgefangene leisteten teilweise Widerstand gegen die Nazis. So gab es eine Gruppe namens „Brüderliche Zusammenarbeit der Kriegsgefangenen“ (russisch: Bratskoje Sotrudnitschetswo Wojennoplennych, kurz: BSW), die sich hauptsächlich aus sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern zusammensetzte. Die Gruppe agierte im süddeutschen Raum, kooperierte mit deutschen Widerstandsgruppen und versuchte die Kriegsführung der Nazis zu sabotieren. Ein weiteres Ziel war die Verhinderung von Anwerbungen sowjetischer Gefangener durch die Russische Befreiungsarmee, die auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion kämpfte. Im Jahr 1943 kam es zu einer Verhaftungswelle, nachdem die Gestapo die Gruppe enttarnt hatte. 92 führende Mitglieder wurden 1944 im Konzentrationslager Dachau (Bild) ermordet, weitere 38 im Konzentrationslager Mauthausen.
Widerstand der Arbeiterbewegung
Die NSDAP rühmte sich gern damit, dass sie eine Arbeiterpartei sei und versuchte alles, die traditionell eher dem linken politischen Spektrum zugehörige Arbeiterschaft für sich zu gewinnen – beispielsweise durch die Einführung des 1. Mai als gesetzlichen Feiertag. Das ändert aber nichts daran, dass sich zumindest in den ersten Jahren von Hitlers Herrschaft ein großer Teil der in Deutschland existierenden Widerstandsgruppen aus der Arbeiterklasse rekrutierte. Darunter fanden sich etwa Sozialisten und Kommunisten, die nach den Parteiverboten von KPD und SPD in unterschiedlichsten Gruppierungen organisiert waren. Auch Gewerkschafter waren unter den Antifaschisten; ebenso viele kleinere Parteien und linke oder anarchistische Organisationen. Bis zum Ende der 1930er Jahre hatten Gestapo und SS die meisten dieser Gruppen allerdings stark geschwächt oder sogar komplett zerschlagen.
Widerstand der Jugend
Ab dem Jahr 1939 war die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend ein Zwang, dem sich kein Heranwachsender in Deutschland entziehen konnte – dennoch gab es auch danach Jugendgruppen, die sich nicht gleichschalten lassen wollten. Eine der bekanntesten sind die Edelweißpiraten. So wurden informelle Gruppierungen von Jugendlichen genannt, die teils einfach unangepasst lebten, teils aber auch aktiven Widerstand leisteten. Neben Angriffen auf Mitglieder der Hitlerjugend zählten auch das Verteilen von Flugblättern und das Schreiben von Parolen gegen die Nazis zu den Aktionen der Edelweißpiraten. Als Zentrum der Jugendgruppen galt Köln, sie existierten allerdings im ganzen Deutschen Reich. Ab dem Jahr 1941 wurden die Gruppen zunehmend intensiver verfolgt und ihre Mitglieder immer härter bestraft. Wie viele Edelweißpiraten von den Nazis ermordet wurden, ist bis heute unklar.
Kultureller Widerstand
Auch kulturell geprägten Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab es im Dritten Reich: Die sogenannte Swing-Jugend begeisterte sich für den britisch-amerikanischen Lebensstil, vor allem für die populäre Musikrichtung Swing, von der sie ihren Namen erhielt. Ähnlich wie bei den Edelweißpiraten ging es den „Swing-Kids“ zunächst vor allem um Individualität und die Abgrenzung gegenüber der Hitlerjugend. Die Bewegung hatte ihren Ursprung im gehobenen Hamburger Bürgertum, breitete sich aber schnell in vielen deutschen Großstädten aus. Den Nazis waren die „Swingheinis“ ein Dorn im Auge – aber erst ab dem Jahr 1940 gingen Hitlerjugend und Gestapo verstärkt gegen die Jugendkultur vor. Es kam zu Verhaftungen, Gefängnisstrafen und Deportationen in Konzentrationslager. In der Folge politisierten sich Teile der Swing-Jugend und griffen zu aktiven Formen des Widerstandes, wie dem Verteilen von regimekritischen Flugblättern.
Gedenken an die Kämpfer des Widerstands
Bis heute gedenkt Deutschland dieser Menschen, die unter hohem Risiko versuchten, das verbrecherische Nazi-Regime abzusetzen – manche davon aus Abscheu über den millionenfachen Mord an der Bevölkerung Europas, andere aus Angst vor der bevorstehenden militärischen Niederlage. Unter letzteren Militärs bestand die Hoffnung, dass sich der Kriegsverlauf ohne Hitler noch einmal zu Deutschlands Gunsten wenden ließe. Doch egal, wie man die Attentäter des 20. Juli und ihre Motivationen persönlich bewertet: Den Widerstand gegen Hitler nur auf sie zu reduzieren, wäre falsch. Denn in Deutschland und im gesamten besetzten Europa gab es viele Menschen, die sich gegen die Nazis zur Wehr setzten – manche gewaltlos, andere mit dem Gewehr in der Hand. Sie alle eint eins: Für ihre Überzeugung setzten sie ihr Leben auf Spiel.